Im Interview mit Karsten Herrmann geht die international renommierte Entwicklungs- und Kulturpsychologin Prof. Dr. Heidi Keller auf die Chancen und Risiken eines frühen Krippenbesuchs ein.

 

 

  • Zur Zeit tobt in Deutschland eine heftige öffentliche Debatte über die Chancen und Risiken einen frühen Betreuung der Kleinsten in den Krippen. Beide Lager verweisen dabei immer wieder auf angeblich gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse für Ihre Position. Gibt es überhaupt auf unsere Situation in Deutschland ausgerichtete und zugleich valide Studien in dieser Hinsicht?

 

Das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung“ (nifbe) ist heute als Preisträger im bundesweit ausgetragenen Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet worden.

Im Fokus der Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur steht die systematische Analyse kultureller Einflüsse auf frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse. Idealtypisch können dabei zwei kulturelle Modelle einander gegenüber gestellt werden: Das der westlichen Mittelschicht und jenes der Landbevölkerung in Afrika, Asien oder auch Südamerika. Während bei uns das primäre Erziehungsziel die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit („psychologische Autonomie“) des Kindes ist, stehen beispielsweise bei den kamerunischen Nso die Familie und die sozialen Verpflichtungen und Verbindungen („hierarchische Relationalität“) im Vordergrund. Die mit diesen unterschiedlichen kulturellen Modellen einhergehenden, tief verankerten Werte, Normen, Haltungen und Meinungen können sich stark auf die jeweiligen Erziehungs- und Bildungsziele auswirken und haben weitreichende Konsequenzen auch für die elementarpädagogische Arbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund in hiesigen KiTas.

Studien weisen auf die psychischen und psychosomatischen Beanspruchungen in der Arbeit von Fachkräften in Kindertageseinrichtungen, die im Vergleich zu vielen anderen Berufen überdurch¬schnittlich häufig hoch ausgeprägt sind. Dabei wurde bislang nur selten und darin sehr begrenzt eine Differenzierung zwischen Gruppenfachkräften und Leitungskräften vorgenommen, was aber angesichts der unterschiedlichen Aufgaben- und Belastungsspektren notwendig wäre. Die Leitungen nehmen in der Entwicklung der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsqualität ihrer Einrichtung eine Schlüsselrolle ein. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Kindertageseinrichtung professionell zu führen und sie nachhaltig im Sinne vollwertiger Bildungseinrichtungen zu profilieren. Deutlich wird zudem, dass die bisher ermittelten Belastungen von Kita-Fachkräften keinen sytematischen und systemischen Einblick geben in die konkreten Arbeitsaufgaben und deren belastenden Aspekte und nicht zu diesen in Beziehung stehen. Die vorliegende Studie leistet mit ihrer Fokussierung auf Belastungsfaktoren für die Gruppe der Leitungskräfte und dabei in der Verbindung zu den Arbeitsaufgaben einer Kita-Leitung, die aus einem Qualitätsrahmen für Kita-Qualität abgeleitet sind, einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke.

Wie unterscheidet sich die Kindergarten-Praxis in Deutschland von der in China und wo gibt es gemeinsame Ansatzpunkte? Diese Frage stand im Fokus des Besuchs einer sechsköpfigen Studiengruppe des Instituts für Frühpädagogik an der Zhejiang-Universität in Hangzhou unter der Leitung von Prof. Chen Buyun beim Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe).

Die Träger der Kindertageseinrichtungen und das Kultusministerium haben sich auf „Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren" für Niedersachsen geeinigt. Sie knüpfen an den „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder" von 2005 an.

 

Buch-CoverDas neu in der nifbe-Schriftenreihe erschienene Buch „Vielfalt von Anfang an“ gibt eine prägnante und praxisorientierte Einführung zum aktuellen Thema der Inklusion in Krippe und KiTa – unter anderen mit Beiträgen von Timm Albers, Stephan Bree, Edita Jung und Simone Seitz. Durch verschiedene Blickwinkel und die Berücksichtigung unterschiedlicher Fach-Disziplinen erschließt es sowohl den theoretische Rahmen als auch die praktischen Implikationen und Umsetzungsszenarien der Inklusion für PraktikerInnen, Auszubildende und StudentInnen sowie MultiplikatorInnen aus dem Bereich der frühkindlichen Bildung und Entwicklung.

Kindertagespflege unterstützt die frühkindliche Entwicklung in besonderer Weise. Dies zeigt auch ein aktuelles Forschungsprojekt, das in Österreich durchgeführt wurde. Im Interview mit dem Bundesfamilienministerium zieht Prof. Dr. Lieselotte Ahnert das Resümee: „Kindertagespflege ist bindungsbezogen, anregend und kindorientiert“

 

Viele KiTas und auch andere Einrichtungen machen sich in Niedersachsen derzeit auf dem Weg, um zu einem Familienzentrum zu werden. Aber was genau macht ein Familienzentrum aus? Warum ist das Thema so aktuell? Und: Welche Unterstützung brauchen Einrichtungen auf ihrem Weg zu einem Familienzentrum?


Diese und weitere Fragen standen im Fokus einer Online-Befragung des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe), an der knapp 450 KiTas, Familienbildungsstätten, Mehrgenerationenhäuser und ähnliche Einrichtungen teilgenommen haben. Davon verstehen sich schon gut 70 als Familienzentren und 130 sind auf dem Weg dorthin.
 

 

In rasanter Weise ist in den letzten Jahren das Wissen um die entscheidende Bedeutung der ersten Jahre unserer Kinder und ihre bestmögliche Förderung und Unterstützung gewachsen. Unter dem Motto „Wissen macht sich auf die Reise“ bot das Regionalnetzwerk SüdWest des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) daher rund 150 elementarpädagogischen Fachkräften im Lingener IT-Zentrum die Gelegenheit, sich über aktuelle Themen und Entwicklungen zu informieren und sie zu diskutieren. Als prominente Gäste machten sich unter anderem die Niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Hermann Kues, mit auf die Wissens-Reise.