Zwischen verletzendem und achtsamen Verhalten in der KiTa

höraufdamit»Die Kinder lernen nur von denen, die sie lieben« – mit diesem Zitat brachte schon Johann Wolfgang von Goethe auf den Punkt, was heute in der frühkindlichen Bildung unbestritten ist: Keine Bildung ohne Beziehung.
Gelingende Bildungsprozesse von Kindern in der KiTa sind auf eine verlässliche und liebevolle Beziehung zu den Fachkräften angewiesen. Fachkräfte sollten den Kindern daher wertschätzend, respektvoll und empathisch begegnen und ihre Signale sensibel wahrnehmen und beantworten. Eine solche Beziehung ist der Kern von entwicklungsfördernden Interaktionsprozessen, an denen sich die Kinder voller Lust und Freude aktiv beteiligen können. Hier spüren sie ihre Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstvertrauen und ihre Resilienz – und können so das Fundament für eine gelingende Bildungsbiographie legen.

Doch der Anspruch auf eine achtsame und wertschätzende Beziehung zu Kindern ist im KiTa-Alltag nicht immer leicht umzusetzen und nicht selten kommt es zu verletzendem Verhalten – aufgrund von ungenügenden Rahmenbedingungen, Teamkonflikten oder auch persönlichen Belastungen und Einstellungen der Fachkräfte.

Ein Tabuthema wird öffentlich

Lange Zeit waren verletzendes Verhalten und Gewalt in der KiTa ein riesiges Tabuthema und es gelangten als Spitze des Eisbergs nur die schlimmsten Fälle von Missbrauch, Körperverletzung oder sogar Totschlag in die Schlagzeilen von Funk und Fernsehen. In den letzten Jahren wurde dann aber u.a. durch Studien von Annedore Prengel sowie Astrid Boll & Regina Remsperger-Kehm deutlich, dass verletzendes Verhalten von Fachkräften in der KiTa ein ungeahntes Ausmaß hat. Elisabeth Ballmann konstatiert in ihrem Buch „Seelenprügel“ eine institutionalisierte psychischen Gewalt in KiTas, durch die Kinder eingeschüchtert, gedemütigt, zurückgewiesen, beleidigt, erpresst, feindselig behandelt, geängstigt, ausgegrenzt, lächerlich gemacht, bedroht, isoliert und ignoriert werden. Dadurch würden ihre kindlichen Bedürfnisse und Rechte massiv missachtet und ihre gesunde sozio-emotionale Entwicklung gefährdet.

In dem jetzt vorliegenden neuen nifbe-Buch „Hör auf damit!“ wird aufgezeigt, woraus verletzendes Verhalten resultieren kann und wie man auf Team- oder Leitungsebene oder aber auch durch externe Unterstützung damit umgehen kann. Zugleich wird praxisnah erläutert, wie man in der KiTa eine Kultur der Wertschätzung und der Achtsamkeit schaffen kann.

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Inhaltsverzeichnis


EINFÜHRUNG UND BESTANDSAUFNAHME
Einführung (Karsten Herrmann & Bettina Lamm)
Verletzendes Verhalten in KiTas – Aktuelle Forschungslage (Astrid Boll & Regina Remsperger-Kehm)

I KINDERRECHTE UND KINDERSCHUTZ
Kinderrechte als Fixstern in der Arbeit mit Kindern (Jörg Maywald)
Kinderschutz und Kindeswohl – Eine kulturelle Perspektive (Bettina Lamm)
Intervenierender Kinderschutz in der KiTa (Kaarina Meyn)
Fachberatung als neuralgische Stelle im institutionellen Kinderschutz (Iris Hofmann)
»Auf schmalem Grat wandern« - Schwierige Elterngespräche führen (Anja Thürnau)
Kinderschutz und Beschwerdemanagement aus Praxissicht (Heike Oklitz)

II VERLETZENDES VERHALTEN VERHINDERN – STELLSCHRAUBEN FÜR FACHKRÄFTE, TEAM UND ORGANISATION
Früher an später denken?! (Kathrin Lattner)
Wenn Gewalt passiert – Eine Darstellung aus Sicht der Neurowissenschaften (Carmen Deffner)
Biografie, Werte und Haltung in der pädagogischen Arbeit (Iris Hofmann, Michaela Kruse)
Alle tragen Verantwortung! (Suzanne von Melle)

III ANSÄTZE EINER ACHTSAMEN UND WERTSCHÄTZENDEN PÄDAGOGIK
Was kann eine Ethik pädagogischer Beziehungen in der Praxis leisten? (Anke König)
Interaktionen in der KiTa zwischen Verantwortung und Macht: Professionelle Responsivität als Anspruch und Herausforderung (Dorothee Gutknecht)
Achtsame Beziehungsgestaltung (Kathrin Hohmann & Lea Wedewardt)
Auf dem Weg zu einer bedürfnisorientierten Pädagogik (Svenja Rastedt)