Seit vielen Jahren stehen im nifbe auch die Familienzentren und ihre Entwicklung im Fokus - durch Veröffentlichungen, Befragungen und auch eine landesweite, interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten. besetzte Expertenrunde.

Ausgangslage

Eine bedarfsgerechte familiale Infrastruktur und Unterstützungsangebote für alle Familien im Sozialraum sind heute aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der (neuen) Herausforderungen vor denen Familien, aber auch die Gesellschaft stehen, von immer größerer Bedeutung. Immer mehr Einrichtungen machen sich auf den Weg, dafür neue und den heutigen Rahmenbedingungen entsprechende Angebotsstrukturen zu schaffen, weiterzuentwickeln und mit Kooperationspartnern vor Ort umzusetzen.

Familienzentren können lokale Vernetzungspunkte darstellen und gleichzeitig Koordination und Durchführung dieser bedarfsorientierten Angebote als verlässlicher und vertrauter Ansprechpartner im Sozialraum umsetzten - wenn bestimmte Rahmenbedingungen wie eine nachhaltige, verstetigte Finanzierung von Personal- und Sachmitteln sowie fachliche Begleitung, erfüllt sind. Auch deswegen ist die Nachfrage nach Informationen und Unterstützung bei der Weiterentwicklung von Kindertagesstätten und anderen Bildungs- und Beratungsinstitutionen zu Familienzentren hoch, das Thema erfährt bundesweit hohen Zuspruch.

Und Familienzentren lohnen sich auch aus volkwirtschaftlicher Sicht und können hohe soziale Folgekosten reduzieren – das zeigen unter anderem aktuelle Studien von Schmitz & Spieß (2019). Jeder in Familienzentren investierte Euro rentiert sich so mehrfach. Außerdem können Familienzentren durch „Empowerment“ einen wirkungsvollen Beitrag zur Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft leisten.


Definiton und Fach-Infos des nifbe zu Familienzentren

Die Expertengruppe Familienzentren hat 2012 eine Definiton zu Familienzentren und 2014 ein Thesenpapier mit zentralen Grundlagen und Gelingensbedingungen für Entwicklung von Familienzentren verabschiedet. 2015 ist in der nifbe-Reihe "Im Dialog" des Herder-Verlags ist 2015 auch der Band "Auf dem Weg zum Famlienzentrum" sowie in der nifbe-Professionalisierungsreihe die "Handreichung Familienzentren" erschienen.

Weitere Ausgewählte Fachbeiträge zu Familienzentren finden Sie hier auf unserem Fachportal


Situation in Niedersachsen

Niedersachsen ist eines der wenigen Bundesländern, in denen es aktuell kein Förderprogramm für Familienzentren auf Landesebene gibt. Allerdings haben sich einige Kommunen und andere Träger auf den Weg gemacht und fördern diesen Entwicklungsprozess, teilweise unterstützt durch Stiftungen wie die Heinz und Heide Dürr Stiftung.

In der Landeshautstadt Hannover werden so beispielsweise seit 2006 trägerübergreifend Kitas gefördert, die sich zu Familienzentren weiterentwickeln. 2021 werden 50 Einrichtungen in Stadtgebieten mit besonderem Handlungsbedarf gefördert.

Unter anderem die Familienzentren in Braunschweig (21 Familienzentren), Wolfsburg (11), Salzgitter (10), Hildesheim (7), Peine (4) sowie der Landkreis Göttingen (13) arbeiten nach einem ähnlichen Modell und ebenfalls nach dem Early Excellence Ansatz. Das gilt auch für viele weitere Familienzentren und Kitas in Niedersachsen.

Der Landkreis Osnabrück fördert seit 2012 bis zunächst 2022 den flächendeckenden Ausbau von Kitas zu Familienzentren: Aktuell gibt es dort 38 Familienzentren.

Auch gibt es verschiedene andere Modelle der Organisation und Umsetzung von Familienzentren. In Hameln zum Beispiel gibt es unabhängig von der KiTa ein zentrales Familienzentrum mit 6,0 Personalstellen, das komplett aus Stiftungsgeldern finanziert wird. Angeschlossen sind 10 Familienbüros in Kitas im Stadtgebiet.

Daneben gibt es auch einzelne Familienzentren, die durch das Engagement von Teams, Trägern und/ oder Bürgern ins Leben gerufen wurden (zum Beispiel in Nienhagen, Uetze und Bassum).

Es zeigt sich, dass Familienzentren in Niedersachsen sehr unterschiedlich ausgestattet und organisiert sind und Einrichtungen und Träger/Kommunen, wenn Sie sich auf den Weg machen wollen, Familienzentren zu entwickeln, vor vielen Fragen und Herausforderungen stehen – auch da es keine landesweite Förderung gibt.

Zentrale Fragen und Herausforderungen

Die zentralen Fragen landesweit liegen dementsprechend zunächst in der Beschreibung, was ein Familienzentrum ausmacht, wie Familienzentren lokal an- und eingebunden werden können und finanziert werden können, welche Organisationsmodelle möglich sind sowie daran anknüpfend in der Qualitätsentwicklung und Festlegung von Qualitätskriterien. Damit verbunden ist die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte, die inhaltlich-konzeptionelle Ausrichtung z. B. nach dem Early-Excellence-Centre-Ansatz, dem idealen Personalschlüssel, der Förderung und Begleitung oder auch der Einbindung externer PartnerInnen in die Familienzentren sowie der Zielgruppe. Außerdem gilt es, die Fortbildner*innen und Fachberatungen entsprechend fortzubilden, um sich den Herausforderungen in der Begleitung der Veränderungsprozesse von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren zu stellen. Darüber hinaus hat die Berufsbildende Schule Bassgeige in Goslar die Thematik in die Ausbildung ihrer Erzieherinnen aufgegriffen. Dieses ist ein wichtiger Ausgangspunkt für die Ausbildung.


nifbe-Expertenrunde

Ausgehend von der großen Aktualität des Themas wurde Ende 2010 im Rahmen des nifbe auf Landesebene in Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachministerien eine Expertenrunde einberufen, die sich um alle Fragen rund um die Entwicklung von Familienzentren befasst. Die Nachfrage und das Interesse am Thema Familienzentren und die Fragen zur Weiterentwicklung von Einrichtungen zu Familienzentren sind weiterhin hoch und die Expert*innenrunde engagiert sich weiterhin für eine positive Entwicklung hinsichtlich einer nachhaltigen Förderung von Familienzentren und die Platzierung des Themas in Politik und Öffentlichkeit.


Zielsetzung und Aufgabe der nifbe Landesexpertenrunde
Die nifbe Expertenrunde „Familienzentren“ besteht aus interdisziplinär und bildungsbereichsübergreifenden Expert*innen, die sich umfassend den Fragestellungen von Familienzentren widmet.
Grundsätzlich gilt, dass Ergebnisse erreicht werden sollen, die in die jeweiligen Arbeitsbezüge einbezogen werden können und einen entsprechenden Mehrwert für Niedersachen darstellen.

Folgende Ziele werden verfolgt und sind zum Teil auch schon umgesetzt:
  • Interdisziplinäres Netzwerk auf niedersächsischer Ebene konstituieren
  • Bestandsaufnahmen zu Familienzentren in Niedersachen (2012 und 2017 durchgeführt – für 2021 wieder geplant) durchführen
  • Überblick zu Fort- und Weiterbildungen erstellen
  • Landesweite Definition abstimmen und veröffentlichen (s. hier)
  • Thesenpapier zu Familienzentren verabschieden (Download hier)
  • Handreichung / Empfehlungen für politische Entscheidungsträger erstellen (Download hier)
  • Qualitätskriterien /-rahmen entwickeln
  • Fachlichen Diskurs führen
  • Stellungnahmen, Offene Briefe (z.B. zum NkiTaG) und Öffentlichkeitsarbeit


Die Mitglieder der interdisziplinären nifbe LandesExpert*innenrunde kommen aus den folgenden Bereichen:
  • Praxisvertreter*innen, Koordination und Fachberatung verschiedener Familienzentren/Kitas landesweit
  • Forschung
  • Ausbildung
  • Weiterbildung
  • AGJÄ
  • LAG Freie Wohlfahrtspflege, Trägervertretung
  • Kommunale Trägervertretung
  • LAG Familienbildung
  • LAG Mehrgenerationenhäuser
  • AG der Familienverbände
  • Zu bestimmten Fachfragen überregionale ExpertInnen aus dem Bundesgebiet oder international
  • Gäste: Kultusministerium und Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration