Die Ausbildung der AusbildnerInnen stand im Fokus einer in Kooperation von Leuphana-Universität und nifbe durchgeführten Tagung in Lüneburg. „Denn die bisher allzu sehr vernachlässigte ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.   der Ausbildungsbereiche“, so die Tagungs-Organisatorinnen Prof. Dr. Maria Eleonora Karsten und Maria Thünemann-Albers, „ist eine entscheidende Voraussetzung für die qualitative Weiterentwicklung der gesamten frühkindlichen Bildung und Entwicklung.“ In diesem Sinne wies auch nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka in seinem Grußwort der Ausbildung der AusbildnerInnen eine „Schlüssel- und Scharnierfunktion“ bei der weiteren Professionalisierung des frühkindlichen Feldes zu.

 

Als ein Novum kamen auf der frühzeitig mit knapp 200 TeilnehmerInnen ausgebuchten Tagung alle Ausbildungsebenen von der KiTa über Fachberatung und Fachschule bis zur Hochschule zusammen. Kämpferisch forderte Prof. Dr. Maria Eleonora Karsten eine „stärkere Stimme“ sowie ein „neu in Wert setzen des Feldes“ und erntete dafür begeisterten Applaus.

 

"Forschender Habitus" als professionelle Haltung


In ihrem im Tandem gehalten Eröffnungsvortrag führten Prof. Dr. Cornelie Dietrich und Prof. Dr. Catrin Heite die verschiedenen Perspektiven auf die frühkindliche Bildung und Entwicklung und die damit zusammen hängenden Herausforderungen für die Ausbildung vor Augen. Sie zeigten die Pädagogik der frühen Kindheit als „eine erst im Entstehen befindliche wissenschaftliche Disziplin“, in der noch eine Theorienvielfalt vorherrsche und kein „Konsens-Modell“ existiere. In der Konsequenz gebe es keine sichere theoretische Grundlage und es komme jeweils entscheidend auf die Beobachtung und Interpretation der konkreten Situation an. Als „Berufs-Habitus“ der pädagogischen Fachkräfte und AusbildnerInnen stellten Dietrich und Heite daher einen Prof. Dr. Cornelia Dietrich„forschenden Habitus“ in den Fokus. Dazu gehöre ein hohes Maß an Selbstreflexion und kritischer Urteilskompetenz, mit der in der jeweiligen Situation dann verschiedene Handlungsalternativen erschlossen werden können. Hierbei flössen dann auch Theorie- und Praxiswissen auf gleichwertige Weise zusammen. Für eine „reflexive Professionalisierung“ des Feldes, so Dietrich und Heite, sei eine intensive Fachberatung und Supervision unabdingbar.


Nach dieser ersten Standortbestimmung kamen die Tagungs-TeilnehmerInnen in sechs Fachforen zu den verschiedenen Ausbildungsebenen miteinander in das Gespräch, diskutierten gemeinsam die Herausforderungen und entwickelten neue Perspektiven.


Als Perspektive für die Zukunft stellte Prof. Dr. Cornelia Wustmann von der Universität Prof. Dr. Cornelia WustmannGraz am Beispiel Österreich eine innovative Gesamtkonzeption der PädagogInnen-Ausbildung vor. Diese ist auf eine gemeinsame Ausbildung von Elementar- und PrimarpädagogInnen sowie auf die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Ausbildungsniveaus ausgerichtet. Einher ging mit dieser Neukonzeption dabei sogar eine Einigung der Tarifparteien auf ein abgestimmtes Tarifmodell für die Berufsgruppen. „Wir wissen jetzt, wo wir hin wollen“ resümierte Wustmann, „aber nun liegt noch der lange Weg der Umsetzung vor uns.“

 

"Stärkung der reflexiven Kompetenz"


In der Zusammenfassung der Vortrags- und Foren-Ergebnisse forderte Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten „Rahmenbedingungen, in denen die hohen Ansprüche an die frühkindliche Bildung auch tatsächlich umgesetzt werden können.“ Eine zentrale inhaltliche Herausforderung sei „die Stärkung der reflexiven Kompetenz“ und eine Offenheit und Weiterentwicklung der verschiedenen Ausbildungsbereiche „auf Augenhöhe“. Dazu gehöre auch ein neues Verhältnis von Forschung und Praxis im Sinne des vom nifbe eingeführten „Gegenstromprinzips“. Nicht zuletzt brauche das Feld auch „Zeit für die Entwicklung“ und dürfe sich nicht von verschiedensten Ansprüchen treiben und aufreiben lassen.

 

Der auf der Tagung begonnene interdisziplinäre Dialog der verschiedenen Ausbildungsebenen können Sie hier fortsezen. Dort finden Sie auch die Statements der impulsgebenden ExpertInnen der Fachforen.

 

Präsentation Prof. Dr. Cornelia Wustmann