Die wechselseitige Beziehung zwischen der Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Wahrnehmung anderer Individuen wird in dem Forschungsbereich „Bewegung und Beziehung“ untersucht. Es wird der Bewegungsausdruck von Kindern in Beziehungssituationen mit anderen Individuen in zwei Blickrichtungen betrachtet: Erstens wird Bewegungsverhalten als Quelle für Informationen über die Bedeutung von Beziehung und Beziehungsqualität für die Bewegungsentwicklung genutzt. Zweitens wird Bewegung als primäre Entfaltungskraft ihrer Entwicklungspotentiale und ihres kreativen Selbstausdrucks ausgewertet.
Die Grundlagen dieser Untersuchungsidee sind in folgenden Erkenntnissen zu finden: Körpererleben wird als eine besondere Art der Kognition aufgefasst. Sie beginnt bereits pränatal und bildet die Grundlage für alle sich entwickelnden sozialen, motivationalen und emotionalen Fähigkeiten. Der zentrale Sinn, der es uns ermöglicht unseren eigenen Körper zu erleben und wahrzunehmen ist die Propriozeption. Sie wird auch als der „Selbstsinn par excellence“ bezeichnet. Sie vermittelt uns in Kombination mit anderen Sinnen das Gefühl, einen eigenen Körper inne zu haben und ihn selbstwirksam bewegen zu können. Diese Erfahrungen sind zentral für die Entwicklung unseres Gefühls, wir selbst zu sein.
Mit den wachsenden Erfahrungen der Selbstwahrnehmung entwickelt sich gleichzeitig die Fähigkeit, andere Individuen wahrzunehmen. Dies liegt daran, dass beides über dieselben neuronalen Mechanismen vermittelt wird: Diese Netzwerke bilden die Grundlage für die Fähigkeit, die Struktur und die Bewegungen der Körper anderer Individuen wahrzunehmen und als Handlungen oder Gesten der sozialen Kommunikation zu verstehen und zu interpretieren. Dies bedeutet, dass sich Selbsterleben und Beziehungsfähigkeit gemeinsam auf der Grundlage der Körperwahrnehmung entwickeln und gegenseitig bedingen. Dies Zusammenwirken genauer zu betrachten hat sich der Forschungsbereich Beziehung und Bewegung als Ziel gesetzt.
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