Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne konkretisiert die Planungen des Landes zu möglichen weiteren Kita-Öffnungen:

„Wir haben in Niedersachsen unsere Planungen stets am aktuellen Infektionsgeschehen ausgerichtet: von geschlossenen Einrichtungen und einer sehr restriktiven Handhabung des Zugangs zur Notbetreuung durch die Träger zu Beginn der Corona-Pandemie, über die erweiterte Notbetreuung, als sich das Infektionsgeschehen verlangsamte bis hin zur deutlichen Öffnung der Notbetreuung auf bis zur Hälfte der normalen Gruppengrößen, die aktuell gilt. Insofern waren die Planungen von Beginn der Corona-Krise an nicht in Stein gemeißelt, sondern immer einer regelmäßigen Neubewertung unterzogen. Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Jetzt ist es an der Zeit, die nächsten Schritte zu planen und den Übergang zum Regelbetrieb einzuleiten.

Unter dem Motto "Zeit für ein Umdenken in der Familien-, Sozial- und Bildungspolitik" bietet die Bertelsmann-Stiftung eine kostenlose Webinar-Reihe an und schreibt:

Die Corona-Krise zeigt besonders deutlich, vor welchen gesellschaftlichen Herausforderungen wir stehen, wenn es uns ernst damit ist, allen Kindern und Jugendlichen gutes Aufwachsen zu ermöglichen und ihr Recht auf Beteiligung, Bildung und Teilhabe einzulösen. Wir freuen uns auf spannende Inputs, Diskussionen und Anstöße zum Umdenken mit Ihnen.

Wie auch schon andere Bundesländer denkt auch Niedersachsen offenbar über eine frühere Öffnung der KiTas und über entsprechende Lockerungen der Corona-Einschränkungen nach. Niedersachsen Kultusminister Grant-Hendrik Tonne sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Bei einer weiteren Stabilisierung des Infektionsgeschehens kann ich mir gut vorstellen, die Notbetreuung auf mehr als 50 Prozent der Regelgruppengröße hochzufahren oder auch die Einrichtungen mit einem reduzierten Betreuungsangebot frühzeitig wieder zu öffnen.“

Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes


Die gegenwärtige Bewältigung der Covid-19 Pandemie zeigt eindrücklich, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung ist. In allen Kindertageseinrichtungen sind die pädagogischen Fachkräfte derzeit gefordert, neue Konzepte für die Notbetreuung zu entwickeln, auf die Sorgen von Kindern und Eltern einzugehen und die individuelle Förderung eines jeden Kindes zu gestalten. Der schwierige Balanceakt zwischen Infektionsvermeidung und Kindeswohl verlangt den Fachkräften sehr viel ab. In dieser Krise werden die strukturellen Probleme der Kindertagesbetreuung einmal mehr deutlich: mangelnde digitale Ausstattung, die das Arbeiten auf Distanz erschwert, geringe Personalschlüssel, die die Kapazitäten für die Notbetreuung teilweise stark reduzieren und fragile Finanzierungen, die die Träger um ihr Überleben kämpfen lassen.
Unter dem Namen „Forum Transfer“ ist jetzt eine neue Online-Plattform für Kinder- und Jugendhilfe in Zeiten von Corona an den Start gegangen. Ein Teilbereich der neuen Plattform widmet sich dabei auch der Kindertagesbetreuung.

 Ein Kommentar von Prof.in Dr.in Anke König


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Professorin Anke König leitet an der Universität Vechta den Arbeitsbereich Frühpädagogik. (Foto: Deutsches Jugendinstitut e.V., München)
Pandemien fordern Solidarität. In den letzten Monaten konnten wir erleben, was das heißt. Um die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erkrankung zu verlangsamen, braucht es das Zusammenwirken von Allen. Persönliche Anliegen sind in den Hintergrund gerückt. Es ist erfreulich, dass sich die Politik und große Teile der Gesellschaft in diesen unsicheren Zeiten am Rat der Wissenschaft – vorneweg der Virologen*innen und Epidemiologen*innen – orientieren und sich damit auch auf eine gemeinsame Erkenntnissuche begeben. Wohlwissend, dass in der Wissenschaft die Dinge im Fluss sind. Diese Sensibilität hat die Gesellschaft zunächst vor einer großen humanen Katastrophe bewahrt.

Das DJI veröffentlicht erste Ergebnisse einer Online-Befragung von Eltern


Die Coronavirus-Pandemie hat insbesondere den Alltag von Familien und Kindern vollkommen verändert. Zwar scheinen viele Kinder die damit einhergehenden Herausforderungen eher gut oder sehr gut zu bewältigen, jedoch berichtet ein Drittel der vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) befragten Eltern, dass ihr Kind Schwierigkeiten hat, mit der aktuellen Situation zurechtzukommen. Das zeigen erste Ergebnisse einer Online-Befragung, an der sich zwischen dem 22. April und dem 4. Mai 2020 deutschlandweit mehr als 8.000 Eltern von Kindern im Alter von drei bis 15 Jahren beteiligt haben.

Notbetreuungskapzitäten liegen bei rund 50 Prozent


Im Rahmen der Diskussion um eine ausgeweitete Notbetreuung hat die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) an der TU Dortmund ein Simulationstool entwickelt, um zu überprüfen, wie viele Kinder unter welchen Parametern potenziell aufgenommen werden können – realistisch sind demnach rund 50% der regulär betreuten Kinder.
Ein Zusammenschluss von medizinischen Gesellschaften plädiert dafür, Schulen und Kitas wieder komplett zu öffnen. Der Schutz von Lehrern, Erziehern, Betreuern und Eltern und die allgemeinen Hygieneregeln stünden dem nicht entgegen – so heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin (DAKJ) und dem Berufsverband der Kinder und Jugendärzte in Deutschland (bvkj e.V.).

De-Professionalisierung verhindern und Qualität sicherstellen

Die Kindertagesbetreuung ist ein dynamischer und stark wachsender Teilarbeitsmarkt innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe bzw. des Bildungssektors. Entsprechend des enormen Wachstums besteht aktuell und auch in den kommenden Jahren ein erhöhter Fachkräfte- und Personalbedarf. In dem Bemühen von Ländern und Anstellungsträgern ausreichendes und gleichzeitig gut qualifiziertes Personal zu gewinnen, erwächst aus Sicht des Deutschen Vereins ein Spannungsfeld zwischen notwendiger, qualitätssichernder Reglementierung und gleichzeitig zunehmender Ausdifferenzierung bzw. Fragmentierung des Arbeitsfeldes und der Aus- und Weiterbildung. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, das bestehende Standards nicht unterlaufen werden. Was niemand wollen kann, ist ein Einstieg in eine De-Professionalisierung. Maßstab und Ziel ist, ein kohärentes Aus- und Weiterbildungssystem weiter zu entwickeln und Strukturhindernisse zu beseitigen.