Jeder Mensch besitzt eine Vielfalt von Begabungen, doch längst nicht jede wird entdeckt und auch gefördert. Zur optimalen individuellen Förderung von Kindern sind daher noch viele Fragen wissenschaftlich zu beantworten: Welche Faktoren nehmen Einfluss darauf, welche Begabungen sich wie entwickeln? Welche Bedingungen unterstützen das Kind seine vorhandenen Begabungen auch zu nutzen? Wie können die bei allen Kindern unterschiedlich gelagerten Begabungen sinnvoll in Leistung umgewandelt werden? Wie ist es von Seiten der Pädagogik möglich, diesen Prozess positiv zu unterstützen? Welche Einschätzungen und Kenntnisse haben ErzieherInnen und LehrerInnen? Und welche Methoden zur Förderung kennen und nutzen sie?

Diesen Fragen geht die interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten. aus PädagogInnen und PsychologInnen besetzte Forschungsstelle Begabungsförderung des nifbe nach. In ihrem Jahresbericht stellt sie ihre aktuell wichtigsten Themen und Projekte vor:

Begabung und Leistung: Zur Bedeutung des Aufbaus und der Förderung von Selbstkompetenz

Ein erster und grundlegender Faktor für die Umsetzung von Begabung in Leistung ist für uns die Selbstkompetenz.

Forschungsprojekte zur Selbstkompetenzförderung im engeren Sinne

Die empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.e Arbeit unseres psychologischen Forscherteams konzentrierte sich im vergangenen Jahr auf die Adaptation eines diagnostischen Verfahrens zur Erfassung von Selbst-Regulations-Fähigkeiten bei älteren Schülern und Erwachsenen an das Vor- und Grundschulalter. Das Verfahren ist bei älteren Schülern und Erwachsen gut evaluiert. Zur Erprobung der neu entwickelten Kinderversionen führten wir Pilotprojekte mit Vorschulkindern in Kooperation mit dem Margarethen-Kindergarten und der Villa Kunterbunt in Osnabrück durch (Forschungsvorhaben – Vorschule) und mit Grundschulkindern der Elisabethschule in Osnabrück (Forschungsvorhaben - Grundschule). Die Datenerhebung an der Elisabethschule dient gleichzeitig der Evaluation eines Förderprojektes. Wir berichten auch über ein Konzept der Selbst-Reflexion bei Kindern im Vorschulalter, das wir zukünftig empirisch untersuchen wollen ( Selbst-Reflexion).

Zum Verhältnis von individueller Förderung und Beziehungskultur

Die unabdingbare Voraussetzung für die individuelle Förderung von Kindern stellt aus unserer Sicht ein positives Beziehungsumfeld dar. Obwohl dieses kaum bestritten werden mag, sind viele Fragen offen, an denen unsere Forschungsvorhaben anknüpfen. In diesem Abschnitt begründen wir unsere theoretische Position.

Forschungsprojekte zur Selbstkompetenzförderung im weiteren Sinne

Unser pädagogisches Forscherteam hat mit den folgenden Projekten bereits begonnen und erste Ergebnisse erzielt:

Individuelle Förderung im Kindergarten – Eine empirische Untersuchung zu Positionen von Erzieherinnen zur individuellen Förderung

Es existiert bislang keine systematische Analyse, welche Instrumentarien zur individuellen Förderung in Kindertageseinrichtungen und Schulen eingesetzt werden und unter welchen (Alltags-)Bedingungen damit welche Effekte erzielt werden. Das deutlichste Manko dürfte jedoch sein, dass, bis auf wenige Ausnahmen, bislang kaum wissenschaftliche Untersuchungen der Konzeption, Realisierung und Evaluation von Förderkonzepten vorliegen, die die Erfahrungen und Positionen der ExpertInnen der alltäglichen Praxis in Kindertagesstätten und Schulen einbeziehen. Die empirische Studie in den Kindertagesstätten läuft bereits und die für die Grundschule ist in Vorbereitung.

Selbstkompetenz als Grundlage von Lernkompetenz: Entwicklung von Förderkonzepten, Aus- und Fortbildungsmodulen für Kindertageseinrichtungen und Grundschulen

In diesem Projekt wird davon ausgegangen, dass Lernen ohne Beteiligung des Selbst nicht gelingt. Diese Erkenntnis rückt die Selbstkompetenz auf eine grundlegende Ebene. Es erscheint uns daher von zentraler Bedeutung, das Verständnis, das Praktiker und Forscher von Selbstkompetenz haben, zu erforschen und auf dieser Basis Möglichkeiten der Diagnose und Förderung zu erarbeiten. Das Thema Selbstkompetenz kann so einen neuen und grundlegenden Beitrag zur aktuellen wissenschaftlichen Debatte liefern und zu Erkenntnisgewinnen beitragen, die durch den besonderen Transfercharakter des Projektes in der Praxis wirksam werden. Die Forschungsgruppe erhofft sich, dass im Zusammenhang mit einer praxisgeleiteten Klärung des Verständnisses von Selbstkompetenz gleichzeitig das Konstrukt ResilienzResilienz|||||Resilienz kann als "seelische Widerstandsfähigkeit" verstanden werden mit der Fähigkeit Krisen zu meistern und diese als Anlass für Selbstentwicklungen zu nutzen. In der Resilienzförderung geht es speziell darum die Widerstandsfähigkeit von Kindern und Erwachsenen in belasteten und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwicklen, zu ermutigen und zu stärken. Ein verwandter Begriff ist der der Salutogenese.  eine dringend notwendige Konkretisierung erfährt und damit eine größere Chance für die Praxisumsetzung.

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