Bundesweite Tagung bringt Schub für ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden. sprozess
Unter dem Titel „Zukunft Fachberatung“ wurden auf einer zweitägigen Fachtagung in Kassel von rund 140 Teilnehmer*innen aus allen 16 Bundesländern das professionelle Selbstverständnis von Fachberatung sowie Strategien der bundesweiten Vernetzung, Organisation und „Selbstermächtigung“ diskutiert. Grundlage dafür bildete ein von der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V. (BAG BEK) in einem langen Beteiligungsprozess entwickeltes Positionspapier zum „Selbstverständnis von Fachberatung“. Die Tagung wurde gemeinsam von der BAG BEK, dem Deutschen Verein, nifbe und ver.di ausgerichtet.

Stimme erheben und den Willen zur Realisierung und Durchsetzung zeigen
In diesem Sinne forderte Elke Alsago mehr Verbindlichkeit und Transparenz für die Zuständigkeit der Fachberatung sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen. „Der Staat muss die Fachberatung mit einem eindeutigen Mandat ausstatten, sie rechtlich verankern und verbindlich finanzieren“ sagte sie. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Fachberater*innen ihre Stimme erheben („The voice“) und den Willen zur Realisierung und Durchsetzung zeigen.Dr. Elke Alsago konstatierte, dass Fachberatung sich in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen im Aufbruch befinde und anfange sich landes- und bundesweit zu vernetzen und zu organisieren. Im Rahmen der bundesweiten AG Fachberatung der BAG-BEK ist so seit dem Frühjahr letzten Jahres auch ein Entwurf für ein Positionspapier der Fachberatung entstanden und schon durch diverse feedback-Schleifen gegangen. Anspruch des Fundierungspapiers, so Dr. Elke Alsago, sollte es sein, „ein professionelles Selbstverständnis zu formulieren und die professionelle Arbeit der Fachberatung sichtbar zu machen“. Die in sechs Kapiteln abgehandelten zentralen Fragestellungen lauteten dabei:i:
- Was ist Fachberatung?
- Was sind ihre (sozial-)pädagogischen und ethischen Grundsätze?
- Wie müssen Fachberater*innen arbeiten, um einen Beitrag zur qualitativen Weiterentwicklung der KiTas zu leisten?
- Durch welche Handlungsformen realisiert sich Fachberatung?
- An wen richtet sich das Handeln von Fachberatung?
- Was müssen wir tun, wenn wir dieses formulierte Selbstverständnis ernst nehmen?

Nach dieser Einführung wurde in einer von Maria Korte moderierten Podiumsdiskussion gemeinsam mit Praxisvertreter*innen diskutiert, wie Fachberatung sich derzeit darstellt und in welche Richtung sie sich weiter entwickeln müsse. Maria-Theresia Münch vom Deutschen Verein konstatierte, dass Fachberatung „aus dem Dornröschenschlaf erwacht“ sei und sich auf Bundes- wie Länderebene viel bewege. Allerdings gebe es zugleich einen „großen Nachholbedarf in den Gesetzgebungen der meisten Länder“ und für die „gesamte administrative Ebene der Kindertagesbetreuung“. Ziel müsse es weiterhin sein, dass die Fachberatung spätestens nach der ersten Evaluation als Handlungsfeld in das „Gute KiTa-Gesetz“ aufgenommen würde. In diesem Sinne müsse Fachberatung gezielt bildungspolitischen Einfluss nehmen.
Wie die Realität in manchen Kitas derzeit aussieht, schilderte Karoline Kawik als Vorständin des Kinderhaus e.V. in Kassel. Fachberatung könne hier nicht kontinuierlich qualitätsentwickelnd, sondern nur als Feuerwehr bei akuten Problemen agieren. Problematisch sei nicht nur die wenige Zeit der Fachberatung, sondern auch die fehlenden zeitlichen Ressourcen des KiTa-Teams für die Inanspruchnahme der Fachberatung. Als Trägervertreterin unterstrich Sabine Herrenbrück die qualitätsentwickelnde Tätigkeit der Fachberatung, räumte aber zugleich ein, dass „Fachberatung an vielen Stellen Verhandlungssache ist“. Als Fachberaterin schätzte Petra Beitzel die Fachberatung als „zentrale Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis“ ein und unterstrich auch im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen: „Fachberatung muss sich selbst ermächtigen und im Prozess der Vernetzung und Selbstorganisation äußerst hartnäckig sein. Die Zeit ist reif für uns!“


- Vernetzung, Kooperation und Selbstorganisation auf kommunaler sowie Landes- und Bundesebene
- Stärkere Öffentlichkeit- und Lobbyarbeit der Fachberatung
- Beruf / Image der Fachberatung attraktiver machen und Nachwuchsförderung bzw. -akquise
- Systematische Qualitätsentwicklung für Fachberatung
- Ausbildungs- und Studien-Standards
- Stärkere wissenschaftliche Begleitung und Wirksamkeitsanalyse von Fachberatung
- Bewertung der Arbeit von Fachberater*innen und entsprechende Tarifierung

Zum Abschluss der Fachtagung schlossen die Teilnehmer*innen aus den einzelnen Bundesländern sich zusammen, um jeweils gemeinsam Möglichkeiten der Vernetzung und (Selbst-) Organisation zu diskutieren und entsprechende Verabredungen zu treffen. In diesem Sinne hat der Prozess zur weiteren Professionalisierung und „Selbstermächtigung“ der Fachberatung mit der fachlichen Grundierung des Positionspapiers und den konkreten Verabredungen der Teilnehmer*innen in Kassel einen dynamischen Schub erfahren.
Download Präsentation Elke Alsago
Download Positionspapier Selbstverständis Fachberatung
Karsten Herrmann