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Eine Gegenstimme zum Offenen Brief an Grant-Hendrik Tonne
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Ich denke das ist ein ganz wichtiger Punkt! Das Gesetz ist eine Baustelle und die Akteure, diejenigen die tagtäglich diese Arbeit verrichten und den besten Einblick in das Geschehen haben, sollten in allen Sparten vertreten sein. Ansonsten werden die Entscheidungen von Personen gefällt, die zwar fachlich viel Wissen haben, aber nicht viel vom Arbeitsalltag wissen. Das können nur die Erzieher und sie müssen die Chance bekommen ihre Einsichten und ihre Vorstellungen einzubringen. Nur so kann ein gutes Kita Gesetz gestaltet werden.karstenherrmann schrieb:
Das KitaGesetz ist eineBaustelle.
Aber auch das muss nicht sobleiben. Es ist längst an der Zeit, dass sich in Niedersachsen für die frühkindliche Bildung was ändern muss. Das KitaGesetz ist eineBaustelle. Dabei können wir es gut mit demBau eines Hauses vergleichen. Das Kultusministerium ist das Bauamt, dass die Baugenehmigung erteilt und eine Vorschrift vorgibt wie ein Haus zu errichten ist. Und die Ausbildung der Erzieherist unsere DIN-Norm. Auch diesen Rahmen setzt das Kultusministerium. Der Träger hingegen ist derArchitekt und Bauherr. Dieser trägt die Verantwortung. Dieser bestimmt die Qualität des Baumaterials. Er bestimmt über verfügbare Raumfläche und
Gruppengröße. Er setzt Ressourcen und Kapazitäten für die Qualität des Hauses fest. Und da wäre noch ein Akteuroffen. Die Erzieher. Wenn ich es mit dem was ich heute weiß vergleichen möchte, dann wären diese für mich der Innenarchitekt, der Raumgestalter. Wenn ich es selbst bestimmen könnte, wäre diese Berufsgruppe in allen Sparten vertreten. Sowohl im Bauamt als auch im Architektenbüro. Da würde ich mir diese Expertise wünschen. Warum sollte es nicht möglichsein, dass KitaGesetz dahingehend zu ändern. Dass es besser ist als heute. Für eine bessere Qualität für jede Kita in Niedersachsen.
- karstenherrmann
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Gegenstimme zum Offenen Brief anGrant-Hendrik Tonne Liebe Eltern, liebe Erzieher,liebe Träger, liebe Verbände, liebe ALLE, ich begrüße die Diskussion um Kitaqualität. Endlich reden wir Tacheles! Am liebsten wäre mir, wir säßen gemeinsam an einem virtuellen Tisch und würden es dort gemeinsam diskutieren. Ob es nun der offene Brief vonFrau Rosengarten ist oder der Brief „Wir nehmen alle“ von Kitahelden Heldentaten, da habe ich eine Kritik, die mir persönlich sehr wichtig ist.
Daher schreibe ich diesen Brief als Privatperson und nicht als Trägerin meines Amtes in der Kita LEV NDS.
Es darf absolut nicht sein, dasswir als Akteure und Mitstreiter für eine bessere Kitaqualität, Viersen oder Münster in gleichen Absatz mit Kitaqualität benennen. NEIN! Es ist Populismus und dieses Instrument hilft niemanden. Die Eltern haben nun Angst vor schwarzen Schafen in den Kitas. Denn in der Botschaft, mag sie noch so gut erläutert sein, bleibt nur das hängen. Andere Berufsgruppen haben auchschwarze Schafe. Ob es der Brandstifter bei der Feuerwehr ist oder die Krankenschwester im Krankenhaus, die Patienten schadet, statt ihnen zu helfen.
Kein Beruf ist gefeit vor krimineller Energie. Kein noch so qualifizierter Abschluss bewahrt uns vor schlechten Taten oder psychischen Krankheiten. Daher mag ich das nicht so stehenlassen. Wir alle wollen das Beste für unsere Kinder und wir alle wünschen „dass kein Kind verloren geht“. Dann bitte lasst uns reden, wiewir das hinbekommen und zwar mit Lösungsansätzen und auch mit der Diskussion darüber. Bei mir als Mutter kommen geradefolgende Aussagen aus der Berufssparte der Pädagogen an: - So geht es nicht. - Das ist mit den Kindern nichtumsetzbar. - Wir fühlen uns ungeschützt. - Wir sind mit der Situationüberfordert. Diese Aussagen sind bei mir mitden vielen Presseartikel, Stellungnahmen und Briefen angekommen. Und ich habe dafür Verständnis. Gleichzeitig nehme ich aber aucheine Abwehrhaltung wahr. Gerade wenn es um Unterstützung von außen geht. Ich kann das nicht nachvollziehen. Dabei will natürlich keiner dieQualifikation der Erzieher/Pädagogen schmälern. Ganz im Gegenteil. Ihre Einwände wurden insbesondere vom Land Niedersachsen sehr ernst genommen. So ernst, dass wir Eltern länger als in anderen Bundesländern warten mussten. Ich arbeite in NRW. Alle meineKollegen haben seit dieser Woche eine eingeschränkte Betreuung. Meine Kollegen sind wieder voll einsatzfähig. Arbeitnehmer sind froh wieder im vollen Umfang Ihrer Arbeit nachgehen zu können. In den meisten Branchen freut man sich, dass es wieder los geht und der Job gesichert ist. Bei den Kitas vermisse ich dieseReaktion. Vielleicht ist das Bewusstsein dafür nicht da, dass Familien um Ihre Zukunft gebangt haben und dies auch weiterhin tun.
Viele Erzieher waren im Homeoffice. Haben dort aus der Ferne Familien virtuell unterstützt. Natürlich reden wir nicht in Gegenwart unserer Kinder über unsere Ängste. Aber wir haben Sorgen und Ängste. Und diese sind immer noch real. In Niedersachsen mehr als in anderen Bundesländern. Denn Stand heute ist für mich immer noch ungewiss in welchem Umfang meine Kinder ab dem 22.06. betreut werden. Ich kann vielleicht am 16.06 eine Aussage gegenüber meinem Arbeitgeber treffen. Das ist für mich gefühlt sehr spät, denn ich habe hier auch das Schreiben des niedersächsischen Städtetags vom 03.06 liegen. Dieses hat jeden Träger über den 22.06 als
Starttermin informiert. In jedem anderen Unternehmen wäresolch eine Ressourcenmanagement untragbar. Ein Abteilungsleiter muss auch unter neuen Umständen innerhalb weniger Tage seine Kapazitäten kennen und diese entsprechend einsetzen. Bei Kindertagesstätten vermisse ich das. Das sollte mich aber nicht verwundern, denn Kitaleitung heißt nicht Kitamanagement. Dieses obliegt wiederum dem Träger. In vielen Fällen sind das aber kleine Institutionen. Wie Pfarrgemeinden oder Kommunen.
Wie definieren wir Qualität?
Und da wären wir wieder bei derQualität. Diese, da sind wir uns einig, sollte stabil und verlässlich sein. Ich will mich hier kurz an einer Definition von Qualität wagen. Beispiel: Ü3 Gruppe vormittagsinsgesamt 5 Std. täglich. Konstante 2 Erzieher a 30 Std. Variable 1: Gruppengröße 25Kinder. Stundenweise Unterstützung durch fachfremdes Personal und weitere Betreuungsangebote zur Entlastung der Gruppengröße. Variable 2: Gruppengröße 20Kinder. Stundenweise Unterstützung durch praxisbezogenen Unterricht an Sozialassistenzschüler an einem Tag in der Woche. Variable 3: Gruppengröße 18Kinder. Stundenweise Unterstützung durch fachfremdes Personal und einer Ausweitung der frühkindlichen Bildung in Einzelgruppen mit den Erziehern. All diese Varianten sind möglich.All diese kann man diskutieren und umsetzen. Dabei sollten wir aber miteinander reden. Jeder Träger kann selbst entscheiden wie groß die Gruppen in seiner Kindertagesstätte sind. Das entscheidet in NDS nicht das Kultusministerium oder die Eltern. Die Qualität bestimmt der Träger und eben nicht die Politik. Ich bin mir absolut sicher, dass wir ein anderes Bild hätten, wenn es keinen Kitaplatzmangel gäbe und die Eltern frei wählen könnten. Sie würden sich immer für die qualitativ bessere Kita entscheiden. Sie würden das Beste für Ihre Kinder wollen. Aber genau diese Ausgangssituation haben wir eben nicht. Ich würde mir wünschen dasErzieher, die jeweilige Mitarbeitervertretung, die Elternbeiräte und die Eltern sich zusammen für eine besser Qualität einsetzen und mit dem Träger über Qualitätsverbesserungen verhandeln würden. Politik kann hier nur bedingt
helfen. Diese Institutionen sind in den meisten Fällen nur der Geldgeber und das Geld ist da, es muss nur vom Träger beantragt werden.
Die TRÄGER sind die ENTSCHEIDER
Das KitaGesetz ist eineBaustelle.
Aber auch das muss nicht sobleiben. Es ist längst an der Zeit, dass sich in Niedersachsen für die frühkindliche Bildung was ändern muss. Das KitaGesetz ist eineBaustelle. Dabei können wir es gut mit demBau eines Hauses vergleichen. Das Kultusministerium ist das Bauamt, dass die Baugenehmigung erteilt und eine Vorschrift vorgibt wie ein Haus zu errichten ist. Und die Ausbildung der Erzieherist unsere DIN-Norm. Auch diesen Rahmen setzt das Kultusministerium. Der Träger hingegen ist derArchitekt und Bauherr. Dieser trägt die Verantwortung. Dieser bestimmt die Qualität des Baumaterials. Er bestimmt über verfügbare Raumfläche und
Gruppengröße. Er setzt Ressourcen und Kapazitäten für die Qualität des Hauses fest. Und da wäre noch ein Akteuroffen. Die Erzieher. Wenn ich es mit dem was ich heute weiß vergleichen möchte, dann wären diese für mich der Innenarchitekt, der Raumgestalter. Wenn ich es selbst bestimmen könnte, wäre diese Berufsgruppe in allen Sparten vertreten. Sowohl im Bauamt als auch im Architektenbüro. Da würde ich mir diese Expertise wünschen. Warum sollte es nicht möglichsein, dass KitaGesetz dahingehend zu ändern. Dass es besser ist als heute. Für eine bessere Qualität für jede Kita in Niedersachsen.
Warum sind Quereinsteiger einWiderspruch zur Kitaqualität?
Aber ich wünsche mir noch mehr.Ich wünsche mir eine breite Expertengruppe. Warum soll ein Fachkraft-Kind-Schlüssel die Qualität so maßgeblich beeinflussen? Wäre es nicht denkbar, dass zu 10-15 % der Belegschaft fachfremd sein darf. Es schraubt doch keiner an der Personenzahl, sondern an der Anzahl Erzieher. Diese, wie wir alle wissen, eh nicht in großen Umfang zur Verfügung stehen. Quereinsteiger (ich hoffe wir erhalten irgendwann Zahlen aus dem QUIK Programm, um dies auch zu
beweisen), sind keine Qualitätssenkung. Quereinsteiger stellen die Fachkompetenz nur breiter auf. In vielen Berufsgruppen gibt es bereits positive Erfahrung mit dem Quereinstieg. Diese Personen verbessern schon durch ihre Präsenz die Qualität in den Berufsfeldern, da sie neue Fragestellungen aufwerfen. Sie stellen Selbstverständliches in Frage, sie geben Innovationskraft und einen neuen Blickwinkel. Es wird eine Diversität erzeugt und die Diversität steht wahrscheinlich in den meisten Leitbilder der Kitaträger als ein Merkmal für Ihre Kita. Daher wäre es doch der logische und richtige Schritt, diese Eigenschaft auch zu erfüllen. Neben Diversität entspricht esauch der Partizipation. Auch dieses Wort lässt sich in den meisten Leitbilder der Kitaträger wiederfinden. Die Teilhabe an frühkindlicher Bildung für unsere
Kinder. Muss es denn nur in diese Richtung gehen? Warum sollten Eltern nicht als Quereinsteiger die Teilhabe an frühkindlicher Bildung ermöglicht werden. Es
gibt viele Talente. Warum lassen wir uns diese entgehen? Es müsste nicht mal was kosten. Ich bin mir sicher, dass auch das über ein Ehrenamt möglich ist. Viele Elterninitiativen zeigen das heute schon auf. Das wäre ein WINWIN: Qualitätssteigerung ohne zusätzliche Kosten.Zum Schluss möchte ichinsbesondere die Parität als Begründung mit aufführen. Zugegeben, wir Eltern sind anstrengend. Eine Kita ohne Eltern ist sehr viel stressfreier. Aber mit der Parität holt ihr sie ins Boot. Nehmt die Eltern in die Pflicht. Setzt sie gleich zu euch. Die Mutter X beschwert sich über die Lautstärke in der Gruppe? Danke für Ihr konstruktives Feedback. Was halten sie davon, wenn sie morgen Vormittag hospitieren und wir Lösungswege dafür finden. Ich sehe keine Qualitätseinbußenin fachfremdes Personal oder Elternarbeit. Es sollte als Bereicherung angenommen werden. An der Qualität derErzieherausbildung sollte nicht geschraubt werden. Dieser Aussage schließ ich mich zu 100% an. Aber Qualität in Kitas definiert sich nicht lediglich durch eine Ausbildung der Akteure vor Ort. Qualität definiert sich auchdurch die Gruppengröße, durch die Verfügbarkeit von Raum und die bedarfsorientierte Ermittlung der Bedürfnisse. Qualität ist divers und so sollten wir sie auch diskutieren. Mein dringender Appell. Setzteuch zusammen mit allen Akteuren und sucht gemeinsam eine Lösung. Auch ohne Corona ist das meine feste Überzeugung. Eine bessere Qualität für unsere Kinder schaffen wir nur gemeinsam.
An Frau Rosengarten
Abschließend möchte ichinsbesondere Frau Rosengarten aber auch den Erziehern 2 Fragen stellen:
1. Wann in Ihrer Ausbildung habensie praktisch gelernt die Verantwortung für 7-12 Kinder alleine zu tragen?
2. Wann in Ihrer Ausbildung habensie gelernt stressigen Situationen in Ihrem Berufsalltag zu meistern?
Beide Fragen habe ich selbst inden letzten 2 Tagen bereits mehreren Erziehern gestellt. Die Antworten waren gleich – erst nach der Ausbildung in der Praxis. Die 2. Frage habe ich nicht nur Erziehern gestellt, sondern auch Bilanzbuchhaltern, Ärzten, Altenpflegerinnen und Handwerker. Im Gegensatz zu den Erziehern haben diese
Berufsgruppen einen Ausbildungsjahrgang genannt. Wenn wir mehr Qualität wollen,sollten wir uns mit einem anderen Blickwinkel auseinandersetzen. Warum nicht
Erzieher als Ausbildungsberuf? Warum nicht eine Meisterpflicht für Kindertagesstätten. Es wäre eine neue Karrierestufe in Ihrer Branche und eine deutliche Qualitätssteigerung. 14000 Schulplätze gibt es proJahrgang in Niedersachsen für die Sozialassistenten und Erzieher in Niedersachsen. Man könnte bestimmt diese Plätze aufstocken. Aber es fehlen die Quereinsteiger als Dozenten und Prüfer an der Schule.
Liebe Grüße
Christine Heymann-Splinter12.06.2020
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