Förderung von Kinder- und Familienzentren in Deutschland
Gewachsene Erwartungen an eine verantwortete Elternschaft, Mobilitäts- und Flexibilitätsanforderungen der Arbeitswelt, Flucht- und Migrationsbewegungen sowie Kinderarmut stellen Familien heute vor große Herausforderungen. Familienzentren bieten eine Antwort auf diese gesellschaftlichen Veränderungen und Krisen, sind mit ihrer familien- und sozialraumorientierten Arbeit inklusive Orte gelebter Partizipation und befördern damit Demokratieprozesse. Einrichtungen mit integrierten Bildungs-, Betreuungs- und Beratungsangeboten für Kinder und Familien tragen verschiedene Namen, zum Beispiel Eltern-Kind-Zentren, Familienkitas, Häuser der Familien oder KiFaZe. Seit 2006 entwickeln Bundesländer in Deutschland Rahmenbedingungen für die fachliche Entwicklung solcher Institutionen, oftmals auf Basis des britischen Early Excellence-Konzeptes. Manche Modell-Förderprogramme auf Länderebene sind inzwischen ausgelaufen und auf die kommunale Ebene verlagert, während andere Bundesländer neue Konzepte entwickeln. Insgesamt gibt es große Unterschiede bei Organisationsmodellen, dem Einsatz von Personal- und Sachmitteln, aber auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Ansätze. Der folgende Überblick über Fördermaßnahmen basiert auf eigenen Recherchen in den zuständigen Landesministerien, weist ergänzend (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) auf kommunale Förderprogramme hin und wird fortlaufend aktualisiert.
Förderung von Familienzentren nach Bundesländern
Baden- Württemberg
Die Landesregierung unterstützt seit 2016 die Weiterentwicklung von Kitas zu Kinder- und Familienzentren. Bestehende und neue KiFaZe werden über einen Zeitraum von vier Jahren mit 24.000 Euro gefördert: Für die ersten zwei Jahre ist eine jährliche Anschubförderung von 10.000 Euro vorgesehen, darin enthalten ist eine Pauschale für Leitungszeit in Höhe von 5.000 Euro. Für die Verstetigung von Entwicklungsprozessen gibt es eine zweijährige Anschlussförderung von 2.000 Euro pro Jahr. 2024 werden 231 Kinder- und Familienzentren gefördert. Im Rahmen des Landesprogramms gibt es ein umfassendes Unterstützungsangebot in Form von Netzwerktreffen, Fortbildungen und Informations-veranstaltungen sowie Vor-Ort-Beratung.
www.kifaz-bw.de
Darüber hinaus gibt es verschiedene kommunale oder kreisweite Förderungen, unter anderem in Ludwigsburg, Ulm und Karlsruhe sowie im Enzkreis. Die Stadt Stuttgart fördert seit 2012 Kitas als Kinder- und Familienzentren: 2024 werden 36 Einrichtungen unterstützt. Voraussetzung für die Weiterentwicklung zu einem KiFaZ ist, dass die Einrichtung einen bestimmten Anteil von Kindern betreut, die aus finanziell belasteten Lebenslagen stammen. Darüber hinaus zählen explizit auch Kinder mit Behinderung und ihre Familien zur Zielgruppe der KiFaZe. Die jährliche Fördersumme beträgt aktuell rund 1,37 Millionen Euro.
Bayern
Seit 2000 fördert die Bayerische Staatsregierung Einrichtungen der Familien-selbsthilfe auf Grundlage der Richtlinie zur Förderung von Mütter- und Väterzentren. Die Zuwendung für die derzeit ca. 80 Einrichtungen orientiert sich an den ehrenamtlich erbrachten Mitarbeiter*innenstunden und beträgt maximal 14.720 Euro pro Jahr.
https://muetterzentren-in-bayern.de/
Mit der Richtline zur „Förderung der strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und von Familienstützpunkten“ werden Anlaufstellen in Familienzentren, Familienbildungsstätten und Kindertages-einrichtungen unterstützt, um die Rahmenbedingungen vor Ort zu verbessern. In der Landeshauptstadt München werden 27 Familienzentren gefördert. Die jährliche Fördersumme für die Einrichtungen mit Erziehungsberatung, Kindertagespflege oder Kindertreff beträgt ca. 4,4 Millionen Euro.
Seit 1996 werden in München KinderTagesZentren (KiTZ) gefördert, in denen Kinder von neun Wochen bis 14 Jahren betreut werden. Eine Fachkraft für Familien- und Stadtteilarbeit plant und führt bedarfsorientierte niederschwellige Angebote im Sozialraum durch, auch für Familien ohne Kita-Platz. Mittlerweile gibt es 33 KiTZe in städtischer wie freier Trägerschaft. Die jährliche Fördersumme für die Einrichtungen mit Erziehungsberatung, Kindertagespflege oder Kindertreff beträgt ca. 8,5 Millionen Euro.
Berlin
Der Berliner Senat hat 2012 mit dem flächendeckenden Aufbau von Familienzentren in allen zwölf Bezirken begonnen. Die Koordination des Gesamtprozesses erfolgt durch die Servicestelle Berliner Familienzentren. 2024 werden 49 Familienzentren (in der Regel vier pro Bezirk) gefördert. Diesen Familienzentren, an oder in Kooperation mit Kindertagesstätten, stehen jeweils bis zu 82.300 Euro jährlich zur Verfügung, die der Weiterentwicklung und dem Ausbau der bestehenden Infrastruktur dienen.
Seit dem Schuljahr 2023/24 werden Familienzentren im Rahmen der Maßnahmen gegen Jugendgewalt auch an 16 Grundschulen aufgebaut. Pro Handlungsraum der „ressortübergreifenden Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Stadtquartiere“ wird ein Familienzentrum mit bis zu 120.000 Euro jährlich gefördert. Das Konzept und die Zielstellung des Modellprojekts knüpfen an die Familienzentren an Kitas an, adressieren aber Familien mit Kindern im Grundschulalter.
www.berliner-familienzentren.de/
Brandenburg
2019 startete das Land ein Förderprogramm für die Einrichtung von Familien-zentren an Mehrgenerationenhäusern, für die Begleitung wurde eine Servicestelle eingerichtet. Aktuell erhalten 34 Familienzentren an Mehrgenerationenhäusern jeweils bis zu 57.000 Euro pro Jahr.
https://lag-mgh-brb.de/familienzentren
Nach der Mittelerhöhung im Haushaltsplan 2023/24 auf jährlich 2,6 Millionen Euro können darüber hinaus 17 neue Familienzentren mit einer Fördersumme von jeweils bis zu 40.000 Euro jährlich unterstützt werden, diese wurden an Familientreffs, Begegnungszentren, Eltern-Kind-Gruppen oder Nachbarschafts-häusern eingerichtet. Hinzu kommen weitere neun modellhafte Projekte, die - beispielsweise über aufsuchende Dienste und/oder mit digitalen Angeboten - Wege erproben, mit denen Familien gerade auch in ländlichen Regionen noch besser erreicht werden können. Diese Projekte erhalten jeweils eine Fördersumme von bis zu 20.000 Euro jährlich. Für die Unterstützung und Begleitung dieser neu geförderten Einrichtungen und Modellprojekte wurde eine weitere Servicestelle in Trägerschaft von Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. eingerichtet:
www.gesundheitbb.de/projekte/brandenburg/servicestelle-familienzentren.
Insgesamt werden im Rahmen des Landesprogramms aktuell 51 Familienzentren und neun Modellprojekte gefördert. In den Bereichen Vernetzung, Qualitätssicherung und Öffentlichkeitsarbeit arbeiten beide Servicestellen eng zusammen. 2025 soll die Arbeit der beiden Servicestellen zusammengeführt werden.
Bremen
Im Land Bremen erfolgt die Förderung von Familienzentren ausschließlich auf kommunaler Ebene. Seit 2018 finanziert der Senat der Stadt Bremen in Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen für mittlerweile rund 100 Einrichtungen eine Stelle für Sozialpädagog*innen zur Koordination der Weiterentwicklung zum Kinder- und Familienzentrum zuzüglich 2.500 Euro Sach- und Honorarmitteln. Seit 2020 begleitet die Servicestelle KiFaZ Bremen inzwischen alle Bremer Kindertageseinrichtungen, in denen eine zusätzliche Koordinationsstelle geschaffen wurde; die Einrichtungen sind in Trägerschaft von insgesamt neun unterschiedlichen (öffentlichen und freien) Trägern. Seit 2024 ist die Servicestelle integriert im Landesinstitut für Schule, Referat „Frühkindliche Bildung – Grundschulen – Ganztag“ integriert.
https://kifaz-bremen.de/kifaz-konzept/
Die Bremerhavener Familienzentren sind wesentlicher Bestandteil der Präventionskette Frühe Hilfen und immer mit dem Begegnungsort Kinder-tagesstätte verknüpft. Aktuell werden elf Familienzentren als niederschwellige Anlaufstellen und Treffpunkte gefördert. Die Stadt fördert vier städtische Einrichtungen und stellt darüber hinaus im Jahr für sieben Familienzentren in freier Trägerschaft eine Fördersumme von insgesamt 442.000 Euro bereit. Jede Einrichtung erhält in der Regel jeweils 60.000 Euro pro Jahr.
Hamburg
Das erste Eltern-Kind-Zentrum in Hamburg wurde 2007 eröffnet. Inzwischen gibt es in allen Hamburger Bezirken, vorrangig in Stadtteilen mit sozialen Problem-lagen, Eltern-Kind-Zentren als Treffpunkte für Familien mit Kindern unter drei Jahren. Die EKiZe sind ein Regelangebot des Landes und in Kindertagesstätten eingebunden. Eltern können dort ohne Anmeldung oder Platz in der Kindertagesbetreuung Förder-, Bildungs- und Beratungsangebote nutzen und Hilfestellung in Erziehungsfragen erhalten. Aktuell werden in Hamburg 43 Eltern-Kind-Zentren mit rund 3,2 Millionen Euro gefördert.
https://www.hamburg.de/eltern-kind-zentren/
Darüber hinaus bieten neun Hamburger Kinder- und Familienhilfezentren (KiFaZe) Unterstützung und Beratung für Familien sowie eine Palette offener Veranstaltungen, Kurse und Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an:
https://www.hamburg.de/familienwegweiser/118128/kifaz/
Neben Mütterzentren und Mehrgenerationenhäusern stellen auch 22 Hamburger Elternschulen und acht konfessionelle Familienbildungsstätten wichtige Anlaufstellen für Familien dar.
Hessen
Vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales werden seit 2011 Familienzentren gefördert, die neben Kindertagesstätten aus Mütter-zentren, Familienbildungsstätten, Mehrgenerationenhäusern und Vereinen entstanden. 2024 wurden 227 Einrichtungen mit maximal 18.000 Euro jährlich gefördert. Die Landesförderung inklusive Qualifizierungsangeboten beträgt 2024 insgesamt 4,5 Millionen Euro. Seit 2020 unterstützt die Landesservicestelle für Familienzentren, ansässig bei der Karl Kübel Stiftung in Bensheim, die Institutionen bei ihrer Arbeit:
https://www.familienzentren-hessen.de
In Frankfurt am Main werden 2024 sechzehn Kinder- und Familienzentren jeweils mit durchschnittlich ca. 147.000 Euro jährlich gefördert (Stellenanteile für Koordination, Familienbildung, Erziehungsberatung, Sachkosten für Familienangebote sowie Mieten und Nebenkosten für zusätzliche Räume, Fortbildung und Supervision).
Mecklenburg-Vorpommern
Seit 1993 werden vom Land Familienzentren gefördert, die im Familienbildungs-bereich angesiedelt sind. Seit 2016 erfolgt die Förderung nach der „Richtlinie zur Gewährung von Zuwendungen für Leistungen der allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie“. Damit erhalten die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe ein jährliches Budget, mit dem Maßnahmen gefördert werden. Im Landeshaushalt stehen für diesen Zweck jährlich 500.000 Euro zur Verfügung, von der alle Einrichtungen für Familien im Land partizipieren können, auch die zwölf Familienzentren.
Eine neue Förderrichtlinie für Kinder- und Familienzentren im Rahmen des ESF+ befindet sich aktuell im Abstimmungsverfahren innerhalb der Landesregierung.
Niedersachsen
Bisher werden in Niedersachsen keine Landesmittel für die Förderung von Familienzentren eingesetzt. Im Koalitionsvertrag von 2022 heißt es aber: „Familienzentren wollen wir sozialraumorientiert als Orte der Begegnung, Bildung und Beratung für Familien auf- und ausbauen und Präventionsketten etablieren. Dafür wollen wir ein Landesprogramm auflegen und das Nieder-sächsische Gesetz über Kindertagesstätten und KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung. so anpassen, dass Familienzentren auch in Kitas einfacher angesiedelt werden können. … Wir werden eine gesetzliche Grundlage für Familienzentren schaffen sowie ihnen auf Basis des „Early Excellence“-Rahmens Chancen zur Weiterentwicklung ermöglichen. Ziel sollte es sein, dass Familienzentren genau dort entstehen, wo Familien sind – beispielsweise an Kitas, Schulen oder Jugendzentren. Bürokratische Hürden wollen wir reduzieren.“
Das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe e.V.) und die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. engagieren sich seit 2021 im Rahmen einer Initiative der Auridis Stiftung für den Auf- und Ausbau von Familienzentren als Ankerpunkte für kommunale Präventionsketten in Niedersachsen.
In Hannover werden seit 2006 inzwischen 51 Kitas gefördert, die sich zu Familienzentren weiterentwickeln. Die Höhe der Förderung für Koordinationsstelle und Sachmittel beträgt zwischen 42.500 und 57.500 Euro. Unter anderem die Familienzentren in Braunschweig (25 Familienzentren + 8 Verbundkitas), Wolfsburg (11), Salzgitter (10), Hildesheim (7) und Peine (4) arbeiten nach einem ähnlichen Modell und ebenfalls nach dem Early Excellence Ansatz. Auch weitere Familienzentren und Kitas in Niedersachsen orientieren sich in ihrer Arbeit am Early Excellence Ansatz. Der Landkreis Osnabrück fördert seit 2012 bis zunächst 2027 den flächendeckenden Ausbau von Kitas zu Familienzentren: 2024 werden dort 38 Einrichtungen mit inzwischen jährlich zwischen 18.000 und 25.000 Euro gefördert. 2023 hat sich die Region Hannover auf den Weg gemacht und fördert aktuell 17 Kitas, die Familienzentrumsarbeit umsetzen. Im Landkreis Göttingen werden 19 Familienzentren gefördert, von denen einige auch mobil arbeiten. Diese Einrichtungen sind sozialräumlich organisiert, viele von ihnen befinden sich nicht in oder an einer Kita, kooperieren aber vor Ort.
Es gibt also eine breite Vielfalt an Organisationsmodellen: Ein Großteil der Familienzentren in Niedersachsen dockt zwar an Kitas an, allerdings gibt es auch Einrichtungen, die an Mehrgenerationenhäusern oder Mütterzentren angeschlossen sind oder als eigenständige Institutionen fungieren. In Hameln gibt es beispielsweise ein zentrales Familienzentrum mit sechs Personalstellen, das aus Stiftungsgeldern finanziert wird: Pädagogische Fachkräfte aus dem FiZ- Team besuchen in unterschiedlichen Zeitrhythmen kooperierende Kitas im Stadtgebiet und bieten vor Ort in einem Elterncafé mit anschließender persönlicher Gesprächszeit niedrigschwellige Beratungen und Informationen für Familien an. Daneben gibt es einzelne Familienzentren, die durch das Engagement von Teams, Trägern und/oder Bürger*innen ins Leben gerufen wurden (zum Beispiel in Nienhagen, Uetze und Bassum).
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen hat 2006 als erstes Flächenbundesland Familienzentren im Kitabereich eingerichtet. Nach einer erfolgreichen Pilotphase erfolgte 2007 der flächendeckende Ausbau und die Verankerung der Förderung im nordrhein-westfälischen Kinderbildungsgesetz. Im Kindergartenjahr 2023/2024 werden rund 3.270 Familienzentren gefördert. Zusammen mit den Verbund-Familienzentren (Zusammenarbeit mehrerer Kindertageseinrichtungen) arbeitet deutlich über ein Drittel aller Kitas (über 4.000 von ca. 10.800 Einrichtungen) bereits als Familienzentrum. Das Gütesiegel Familienzentrum NRW, das für einen Zeitraum von vier Jahren verliehen wird, sichert den zertifizierten Einrichtungen eine dynamisierte jährliche Förderung.
Der Landeszuschuss für ein Familienzentrum beträgt aktuell 21.076,55 Euro, ab dem Kindergartenjahr 2024/2025 aufgrund der Dynamisierung 23.110,44 Euro. Neu ins Zertifizierungsverfahren eintretende Kitas erhalten die gleiche Förderung. Familienzentren mit mindestens drei Verbund-Partnern haben die Möglichkeit, einen zweiten Zuschuss zu beantragen.
Für das Kindergartenjahr 2023/2024 wurden 150 Kontingente zum Ausbau neuer Familienzentren zur Verfügung gestellt. Familienzentren, die einen hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf (insbesondere Sprachförderung) betreuen und plusKITA sind, erhalten zusätzliche Mittel in Höhe von derzeit 31.614,83 Euro. Im Haushaltsjahr 2024 fördert die Landesregierung die Familienzentren mit insgesamt knapp 76 Millionen Euro. Hinzu kommen mehr als 5,5 Millionen Euro zur Förderung von Kooperationen der Familienbildung und Familienberatung mit den Familienzentren.
Rheinland-Pfalz
Seit Juli 2021 finanziert das Land ein Sozialraumbudget, das jährlich mit rund 50 Millionen der Deckung personeller Bedarfe dient, die in Kindertages-einrichtungen aufgrund ihres Sozialraums oder anderer besonderer Bedarfe entstehen. In vielen Jugendamtsbereichen wird die Arbeit im Sinne eines Kommunikations- und Nachbarschaftszentrums mit niedrigschwelliger Beratung und Unterstützung der Vernetzung der Eltern umgesetzt. Eine Abfrage der 41 Jugendämter im Frühjahr 2023 ergab aufgrund nicht vollständiger Rückmeldung sowie des ungeschützten Begriffes „Familienzentrum“ keine belastbaren Aussagen zur landesweiten Anzahl von Kitas, die als Familienzentrum arbeiten. Von elf Jugendämtern wurden insgesamt 50 Kitas als Familienzentrum oder als eine familienzentrumsähnlich konzipierte Einrichtung eingestuft. Über das rheinland-pfälzische Familienministerium werden im Bereich Familienbildung zehn ehrenamtliche und trägerunabhängige Initiativen von Familien für Familien als Familienzentren gefördert, die keine Kitas beinhalten. Sie sind offene Treffpunkte für alle Generationen und erhalten eine jährliche Förderung.
Saarland
Ein spezifisches landesweites Förderprogramm für Familienzentren gibt es im Saarland nicht. An einigen Standorten sind die jeweiligen Sitzgemeinden an den Kosten beteiligt. Beispielhaft zu nennen sind das AWO-Kinder- und Familienzentrum Ronnertswies in Riegelsberg, das Haus für Kinder und Familien St. Marien Ensdorf sowie das evangelische Haus des Kindes in Neunkirchen.
Sachsen
Das Sächsische Staatsministerium für Kultus förderte von 2016 bis 2019 ein Modellprojekt zur Weiterentwicklung von 31 Kindertageseinrichtungen zu Eltern-Kind-Zentren. 2019 bis 20222 wurde die Landesförderung für 14 sächsische EKiZ-Standorte fortgeführt. Die Kommunen wurden aufgefordert, nach Ablauf der Modellphase selbst familienfreundlichere Strukturen aufzubauen. Unter anderem in Leipzig und in Chemnitz existieren darüber hinaus kommunale Ansätze zur Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu einem Kinder- und Familienzentrum.
Sachsen-Anhalt
Das Land fördert die Arbeit in Familienzentren mit der Zielsetzung, die Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken und die Hilfe zur Selbsthilfe zu aktivieren. 2024 werden 13 Familienzentren mit jeweils einem Fördervolumen in Höhe von 31.100 Euro unterstützt. Die Zuwendung ist ein Zuschuss zu den Personalkosten für eine sozialpädagogische Fachkraft sowie zu den Sachkosten.
Darüber hinaus fördert das Land Sachsen-Anhalt seit 2021 das Modellprojekt „Mobile Familienbildung im ländlichen Raum“ an inzwischen vier Standorten mit insgesamt 290.000 Euro. Ziel ist die Entwicklung alltagsnaher Angebotsformen an Orten, wo sich Eltern und Kinder gewöhnlich aufhalten. Dabei geht es auch um neue Formate, wie App-Entwicklungen für Familien.
Schleswig-Holstein
Seit 2014 fördert das Land den Aufbau und die Weiterentwicklung von Familienzentren inzwischen mit einer jährlichen Gesamtfördersumme in Höhe von 5,5 Millionen Euro. Die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe erhalten Zuwendungen für Einrichtungen, die inklusive und partizipative Angebote für Familien im Sozialraum zur Verfügung stellen und leiten die Mittel nach eigenem Ermessen weiter. Eine Landesförderrichtlinie gibt dabei vor, dass Familienzentren grundsätzlich eine halbe Personalstelle für eine Koordinations-kraft einrichten. 2024 werden 143 Familienzentren in den Kreisen und kreisfreien Städten mit Landesmitteln unterstützt.
Thüringen
Seit 2015 werden die Träger der öffentlichen Jugendhilfe beim Ausbau der Thüringer Eltern-Kind-Zentren unterstützt. ThEKiZ sind Kindertageseinrichtungen mit besonders ausgeprägter Familien- und Sozialraumorientierung. Seit 2019 sind ThEKiZ im Landesprogramm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“ Teil der Gesamtstrategie des Freistaates Thüringen. Ziel ist die Unterstützung der Landkreise und kreisfreien Städte bei der Sicherung und Entwicklung einer bedarfsgerechten Infrastruktur für Familien. 2024 fördert das Land 74 Eltern-Kind-Zentren als integrierte Anlaufstellen im Sozialraum. Weitere Einrichtungen sind geplant. Die fachliche Beratung und Begleitung der Standorte übernimmt die Fach- und Forschungsstelle ThEKiZ des Thüringer Instituts für
Kindheitspädagogik der Fachhochschule Erfurt. Darüber hinaus gibt es in Thüringen Familienzentren, die teilweise im Verbund mit Frauenzentren und Mehrgenerationenhäusern arbeiten. Aktuell fördert das Land über den Bereich Familienbildung 18 Familienzentren, die als Orte der Begegnung das gelingende Zusammenleben und den Alltag von Familien unterstützen. Sie stärken und fördern Wissen, Kompetenzen, Haltungen und Informationsstrategien in den Bereichen Beziehung, Erziehung und Versorgung. Familienzentren vermitteln Beratung und familienentlastende Angebote. Sie arbeiten eng mit den örtlich verankerten Bildungs-, Sozial-, und Pflegeeinrichtungen zusammen und fördern regionale Vernetzungsarbeit.
- Zuletzt bearbeitet am: Montag, 08. Juli 2024 09:27 by Karsten Herrmann