Medienbildung in KiTa und Familie

Medienpädagogische Bildungsangebote

Co-Autorin: Dr. Maren Risch



Trotz kontroverser Debatten finden digitale Medien ihren Weg in die Kitas. Angesichts der veränderten gesellschaftlichen Wirklichkeit stellt Medienkompetenz eine immer wichtiger werdende Schlüsselkompetenz dar. Für den Einstieg in die eigene fachliche Kita-Praxis ist der Austausch mit der Trägerschaft, der Fachberatung, der Elternschaft und dem Team entscheidend.

Unbestrittene Tatsache ist, dass Kinder heute mit digitalen Medien groß werden und ihre Eltern häufg als Nutzer/innen von Handys, Tablets und Computern erleben. Die Mediennutzung und der Konsum medialer Inhalte ist vielfältiger als jemals zuvor im Lebensumfeld vorhanden und auch die Ausstattung mit eigenen Medien im Kinderzimmer ist stetig gewachsen (mpfs, miniKIM Studie 2014).

In diesem Zusammenhang bieten Kindertagesstätten grundsätzlich die Chance, Kinder an einen kritischen und refektierten Medienkonsum heranzuführen und ihnen einen kreativen und konstruktiven Umgang mit Medien zu vermitteln. Wichtig ist dabei, dass dies zum einen altersgerecht und zum anderen alltagsintegriert in den jeweiligen Bildungsbereichen gestaltet wird.

Für eine erfolgreiche, wirksame und nachhaltige Umsetzung ist die Akzeptanz bei allen Beteiligten grundlegend. Kinder benötigen interessierte und kompetente Begleitung, wenn es um die Auseinandersetzung mit medialen Themen geht. Eine reine Verbotshaltung, Desinteresse oder unklare Vorbehalte sollten refektiert und aufgearbeitet werden, um die eigene fachliche Haltung zu professionalisieren.

Denn sicher ist: Kinder haben in irgendeiner Weise Kontakt zu Medien und es ist Aufgabe der Bezugspersonen, sie auf ein Leben mit medialen Einflüssen vorzubereiten. Idealerweise machen Fachkräfte sich gemeinsam mit den Kindern auf den Weg, um die Welt der digitalen Medien kennen zu lernen und kreativ in den pädagogischen Alltag einzubauen – in Ergänzung zu den unmittelbaren sinnlichen und sozialen Erfahrungen der Kinder, denen in diesem Alter nach wie vor hohe Priorität zukommen sollte.

Medienerfahrungen im Kita-Alltag

Die in den Bildungs- und Orientierungsplänen benannten Medienerfahrungen können an vielen Stellen des Kita-Alltags und in unterschiedlichen Bildungsbereichen mit niedrigschwelligen Angeboten ermöglicht werden.

So eröffnet beispielsweise der Bereich der ästhetischen Bildung vielfältige Kommunikationsformen. Er ermöglicht es, sich durch eigenes Tun eine eigene Sicht auf die Welt zu verschaffen. Hier bietet sich der kreative Einsatz von Medien an und es gilt nach altersgerechten Angeboten zu suchen und diese im Alltag bereit zu halten. Da nicht alle Kitas über eine eigene Instrumentensammlung und die musikalische Grundausstattung verfügen, können auch hier multimediale Apps zum Einsatz kommen.

Im Lernbereich »Sprache und Sprechen« gibt es schon eine Vielzahl von konkreten Angeboten, die mit dem Einsatz digitaler Medien sinnvoll ergänzt werden können. Die eigenständige Nutzung einer Kita-Kinderbibliothek beinhaltet möglicherweise auch Empfehlungen zu (Vor-)Lese-Apps. Aber auch digitale Versionen von Gesellschaftsspielen, eine eigene Dokumentensammlung oder eine Nachschlagkiste sind denkbar.

Kinder können aber auch Nachschlagewerke in Form eines eBooks mit selbstgemachten Fotos, Audios und Videos gestalten. Eine Schreibecke oder Literacy-Werkstatt mit unterschiedlichen Medien, Pappen, Papieren, Stiften, aussortierten Schreibmaschinen und Tastaturen gehören in vielen Einrichtungen bereits zu der Standard-Einrichtung. Diese Kinderbüros sind ein Ort, an dem bildliche Darstellungen von schriftlichen Symbolen, das Erstellen von Namensschildern, Erstellen eines Kindergruppen-Tagebuchs, erzählauffordernde Bühnen wie ein Kamishibai zum Erzählen anregen. So können Kinder spielerisch die digitale und analoge Medienvielfalt kennenlernen, nutzen und ausprobieren.

Ähnlich wie Sprache im Alltag integriert erlernt und vermittelt wird, so können auch medienbezogene Kompetenzen im Alltagsgeschehen der Kitas integriert, erlernt und vermittelt werden. Es geht nicht darum, einmal im Jahr einen Medientag oder eine Projektwoche anzubieten, sondern über das gesamte Jahr entsprechende Angebote durchzuführen.
Der Niedersächsische Orientierungsplan sieht so auch vor, den »Umgang mit technischen Geräten, die im Alltag präsent sind«, spielend zu erlernen. Dies kann das eigenständige Telefonieren sein, ein digitales Bild auf dem Computer zu malen oder digitale Fotos zu machen und diese auch zu präsentieren.

Medienpädagogische Angebote gezielt planen und durchführen

Um gezielte alltagsintegrierte medienpädagogische Angebote im Voraus gut zu planen und entsprechend der Planung durchzuführen, eignet sich der Einsatz sogenannter Qualitätszirkel. Qualitätszirkel kommen aus dem Qualitätsmanagement und erinnern methodisch an eine klassische Maßnahmenplanung. Sie erleichtern Fachkräften den Einstieg in die medienpädagogische Arbeit, sind aber universell auch für andere zu planende Vorhaben einsetzbar. Die Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass die medienpädagogische Projektarbeit mit dieser Methode als hilfreich wahrgenommen wird. Insbesondere das strukturierte Vorgehen erleichtert es, das Vorhaben wie geplant durchzuführen.
Die Arbeit mit der Methode Qualitätszirkel beinhaltet das Formulieren eines genauen, messbaren und terminierten Ziels, das realistisch in der Umsetzung ist und Kindern und Bezugsperson Freude macht. Man spricht hier von einem SMARTen Ziel. Zudem beinhaltet der Qualitätszirkel das Erstellen einer Liste aller Aufgaben, die durchzuführen sind, um das Ziel erreichen zu können. Das Team legt fest, wer welche Aufgaben bis zu welchem Zeitpunkt umsetzten wird. Die Durchführung und Dokumentation erfolgen entlang der geplanten Aufgaben. Eine Zielüberprüfung schließt die Planung ab und evaluiert, ob das Ziel wie bspw. ein medienpädagogischer Elternabend, ein Trickfilmprojekt, eine konzeptionelle Verankerung oder ein Medien-Parcours (mit Eltern) wie geplant umgesetzt wurde. Der Qualitätszirkel gibt Aufschluss darüber, was Schwierigkeiten bereitete oder was beim nächsten Vorhaben berücksichtigt werden sollte.

Als Hilfsmittel steht ein Vordruck des »Qualitätszirkels« zu Ihrem medienpädagogischen Angebot über unsere Online-Linkliste. Auch Beispiele aus der medienpädagogischen Praxis finden Sie dort.

Gemeinsam wachsen mit Medien – Zusammenarbeit mit Eltern

Medien sind zudem Erfahrungsräume, die in der heutigen Gesellschaft bestimmter Handlungs- und Refexionskompetenzen bedürfen. Medienkompetenz ist dabei zur Schlüsselkompetenz geworden, die sowohl technische als auch reflexive Fähigkeiten beinhaltet und zunehmend auch soziale Kompetenzen erfordert. Es geht also nicht mehr nur darum, welche digitalen Geräte man wie einsetzt, sondern auch wann und in welchem Umfang. Wie können »gute« Medien(-inhalte) ausgewählt werden und wie sieht eine kompetente und verantwortungsvolle Nutzung aus?

Kinder eignen sich Medien im direkten Umgang mit ihnen an. Zugleich nehmen sie wahr, wie Eltern und Geschwister sie nutzen und welchen Stellenwert sie ihnen einräumen. Die Familie bildet demnach die Grundlage für Aneignungsweisen und Medienvorlieben. Eltern sollten für ihre Vorbildfunktion sensibilisiert werden, denn sie haben die Aufgabe, die Mediennutzung der Kinder kompetent zu begleiten und sie dabei altersentsprechend zu unterstützen. Das bedeutet, Medien gezielt auszuwählen und einen »Rahmen« für ihre Nutzung zu bestimmen.
Je jünger die Kinder, desto mehr benötigen sie die Orientierungshilfe. Eltern wiederum sind ebenso an einer kompetenten Orientierung zum Wohlergehen ihrer Kinder und einer guten Entwicklung in einer durch Medien durchdrungenen Gesellschaft interessiert. Hier spielt die Zusammenarbeit von Eltern und Erzieher/innen eine wichtige Rolle. Grundlage einer guten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ist die Übereinkunft über gemeinsame Ziele und gemeinsames Handeln. Im Hinblick auf Medien sollte die Kita und ihr Team vorher dazu einen eigenen Standpunkt entwickeln und diesen den Eltern gegenüber kommunizieren. Dabei ist ein Austausch von Informationen mit einer wertschätzenden und offenen Haltung wichtig.

Angesichts der vielfältigen sozialen und kulturellen Hintergründe von Familien, ist es notwendig die daraus resultierenden Lebensformen sozial- und kultursensibel zu berücksichtigen. So kann es gelingen, Eltern kompetent und zielführend zu beraten und gleichzeitig Hinweise für die pädagogische Praxis von den Eltern zu erhalten. Regelmäßige Entwicklungsgespräche und ein täglicher Austausch ermöglichen Erzieher/innen über die Einrichtung hinausgehende Informationen zu erhalten, Ressourcen von Eltern zu erschließen und Handlungsmöglichkeiten für beide Seiten im Sinne einer guten Bildungs- und Erziehungsarbeit zu erarbeiten. Medien können dabei Inhalt, aber auch Hilfsmittel zur Kommunikation und Elternpartizipation sein, indem Fachkräfte Kinder und ihre Eltern durch, über und mit Medien bilden. Die meisten Eltern sind unserer Erfahrung nach dankbar für diese Unterstützung, um Medien und ihre Bedeutung für die kindliche Entwicklung besser einschätzen und geeignete (Medien-)Inhalte für ihre Kinder auswählen zu können. Dies kann in Form von Elternabenden zu unterschiedlichen Medienthemen erfolgen oder über ein Eltern-Café, das zum Austausch von Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten einlädt.

Medien können insbesondere zur Kommunikation und in Entwicklungsgesprächen eingesetzt werden, wenn beispielsweise ein Austausch über Medienspuren der Kinder auf ihren Zeichnungen stattfindet. Ebenso können Erzieher/innen gemeinsam mit Eltern die aktuellen handlungsleitenden Themen erarbeiten. Insbesondere bei sprachlichen Barrieren können Foto- und Videoaufnahmen hilfreich für die Kommunikation zwischen Fachkräften und Eltern sein. Sie können Entwicklungsschritte von Kindern anschaulich darstellen oder auch Abläufe im Kita-Alltag verständlich machen.

Werden die Kinder in die Dokumentations-bzw. PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. arbeit mit eigenen Fotos mit einbezogen, können sie im Sinne des Partizipationsgedankens ihre eigene Sicht festhalten und andere daran teilhaben lassen.

Viele Eltern wünschen sich die eine Lösung für die täglichen Diskussionen, Fragen und Unsicherheiten hinsichtlich der Mediennutzung und ihrer Auswirkungen. Patentrezepte gibt es jedoch nicht, denn jede Familie und jedes Kind ist anders. Die Länge der Medienzeit und die Inhalte sind sensible Aspekte, die es auszuloten gilt. Beständige Absprachen sind für die Umsetzung für alle Familienmitglieder hilfreich. Denn entscheidend, die vereinbarten Regeln einzuhalten und nicht durch Ausnahmen auszuhebeln.

Mittlerweile gibt es vielfältige Beratungsangebote im Internet mit spezifischen Themen, wie Fernsehen (Flimmo.de), Apps für Kinder (datenbank-appsfuer-kinder.de), Mediennutzung in der Familie (schau-hin.info), Internet (internet-abc.de) sowie Anleitungen in Bezug auf technische Fragen und vertiefende Informationen zur Mediennutzung (klicksafe.de). Auf der Internetseite von Blickwechsel e.V. finden Fachkräfte, Eltern und Interessierte thematisch vorsortierte Link-Listen.

Fazit

Kinder wachsen selbstverständlich mit Medien auf und erleben die Nutzung dieser Medien durch ihr Umfeld. Im Rahmen medienpädagogischer Angebote bietet die Kita die Chance sich aktiv, kreativ und konstruktiv mit (digitalen) Medien auseinander zu setzen. Interessierte und kompetente Fachkräfte sind beim Entdecken dieser Schlüsselkompetenz und bei der Beratung der Eltern besonders wichtig.

Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
KiTa Aktuell ND 09-2020


Tipp zum Weiterlesen:
nifbe-Themenheft "Medienbildung in der KiTa"




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