Gertraud Kietz (1913-2001)
Magdalene Gertraud Kietz wurde am 31. März 1913 in Leipzig geboren. Sie war das zweitälteste von vier Kindern des Oberlehrers für Mathematik, Georg Kietz und seiner Ehefrau Anna Alwina, geb. Grüttner. Ihr am 22. August 1909 geborener Bruder war der international bekannte Physiker Karl Erhard Kietz. Über ihre Kindheit und das Elternhaus schrieb sie:"Wir Kinder fanden unsere Welt wundervoll. Wir wuchsen auf zwischen Feldrain und Fabrik und liebten das eine so heiß wie das andere. Ein leichter Geruch von Druckerfarbe hat für uns und unzählige andere Leipziger zeitlebens, wo immer er uns begegnete, etwas Anheimelndes; denn er gehört zum charakteristischen Aroma unserer Stadt... Zwischen Büchern und Musik sind wir Geschwister aufgewachsen... Unser Haus war ein musikalisches Haus. Wir lebten von frühester Kindheit an mitten in Melodien von Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Reger und allen Großen aus dem Reich der Musik" (Kietz 1958, S. 13ff.).
Von 1919 bis 1929 besuchte Kietz in ihrer Heimatstadt die "V. Höhere Mädchenschule" (ab 1927 "Richard-Wagner-Schule"). Folgend absolvierte sie das "Sozialpädagogische Frauenseminar, Abt. Fröbel-Frauenschule" (heute "Henriette-Goldschmidt-Schule") und legte dort Ostern 1931 die staatliche Prüfung für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen ab. Nach zweijähriger praktischer Arbeit in verschiedenen sozialpädagogischen Einrichtungen Leipzigs nahm sie an einem Jugendleiterinnen-Lehrkurs des "Sozialpädagogischen Frauenseminars" teil, den sie Ostern 1934 mit dem staatlichen Examen abschloss. Anschließend arbeitete die ausgebildete Jugendleiterin für ein halbes Jahr als Bibliotheksgehilfin an der "Pädagogischen Zentralbibliothek"(damals "Hans-Schemm-Bücherei") ihrer Heimatstadt. Zudem besuchte sie Vorlesungen der Psychologie an der Universität und bereitete sich privat für die Reifeprüfung vor. Das Abitur legte sie im Herbst 1936 vor dem Oberpräsidium in Magdeburg ab. Nachdem Kietz ihre Dienstpflicht im Reichsarbeitsdienst abgeleistet hatte, studierte sie von 1937 bis 1941 an den Universitäten Breslau und Leipzig Psychologie, Philosophie und Volkskunde. Daneben nahm die Studentin noch an Vorlesungen und Übungen aus dem Gebiet der Psychopathologie, Pädagogik, Rassenkunde, Literaturwissenschaft und Volkswirtschaftslehre teil.
Ihr Studium schloss Kietz Anfang September 1944 mit der Promotion ab. Die mündliche Prüfung erfolgte bereits am 11. und 14. Dezember 1942. Das Thema ihrer Dissertation lautet: "Der Ausdrucksgehalt des menschlichen Ganges". Die wissenschaftliche Arbeit wurde 1948 erstmals veröffentlicht, natürlich bereinigt vom nationalsozialistischen Vokabular. So bezog sich beispielsweise die Promovendin in ihrer Doktorarbeit , wenn auch nicht sehr ausführlich, auf den seinerzeit einflussreichen Psychologen und Rassentheoretiker Ludwig Ferdinand Clauß. Diesbezüglich ist nachzulesen:
"So wird es einsichtig, dass der nordische Mensch, der in seinem Leistungsstreben den kühnen Angriff in die Ferne wagt, auch in seinen Bewegungen frei und gross in den Raum hineingreift, wozu er durch seinen schlanken, langgliedrigen Wuchs besonders befähigt ist. Die runde gedrungene Gestalt des ostischen Menschen dagegen ermöglicht weiche, runde, fliessende, kleinräumige Bewegungen, denen auf der seelischen Seite stilhaft der Eros der trauten, warmen Nähe entspricht. Dem Darbietungsstreben des mittelländischen Menschen kommt der leichtbewegliche, grazile Körperbau zugute in einer reichen Fülle formvollendeter, rascher und graziöser Bewegungen, während der fälische Mensch, ausgeliefert der ganzen Schwere und Wucht seiner endothymen Erlebnisse... auch körperbaulich unbewegungsmässig klobig, wuchtig und wenig differenziert ist. Aus diesen Stilgesetzlichkeiten der verschiedenen Rassen könnte man nun auch bestimmte rassentypische Gangarten einsichtig machen" (Kietz 1944, S. 14 f).
Zum Abschluss ihrer wissenschaftliche Arbeit fordert die Verfasserin dazu auf, "die konstitutions- und rassentypologischen Ausprägungen des Ganges ... einer eingehenderen Erforschung" (Kietz 1944, S. 134) zu unterziehen.
Als ihr akademischer Lehrer, Philipp Lersch, an die Universität München wechselte, folgte ihm Kietz als wissenschaftliche Assistentin. Zugleich unterrichtete sie Heilpädagogik am "Städtischen Kindergärtnerinnen- und Jugendleiterinnenseminar der Landeshauptstadt München". Im September 1945 wurde Kietz von der Universität München entlassen. Sie arbeitete u. a. als Hauslehrerin (Ravensburg), Lehrkraft (Seminar für Kindergärtnerinnen in Wasserburg am Bodensee) und freie Mitarbeiterin beim "Otto Maier Verlag Ravensburg", bei dem sie von 1948 bis 1949 als feste pädagogisch-psychologische Beraterin und Lektorin angestellt war. 1950 erhielt sie eine Berufung an das Pädagogische Institut in Weilburg an der Lahn, Abt. für Elternerziehung und Erziehungsberatung, verbunden mit einer Vorlesetätigkeit für Studenten. Die Stelle musste Kietz bald verlassen, weil die Abteilung finanziell nicht haltbar war. Von 1950 bis 1955 war sie als Psychologin an der Inneren Mission Württemberg tätig. Es folgte eine dreijährige Lehrtätigkeit an der Berufsfachschule für Mädchen in Oberhausen. Für zwei Jahre (1958-1960) leitete Kietz die 1955 eröffnete "Evangelische Sozial-Pädagogische Ausbildungsstätte des Diakonissenmutterhauses Münster/Westf.", einer Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Heimerzieherinnen, und arbeitete dann freiberuflich als Publizistin, Referentin und psychologische Gerichtsgutachterin.
Die ausgebildete Kindergärtnerin/Hortnerin, Jugendleiterin und Psychologin wurde 1950 Mitglied der "Deutschen Gesellschaft für Psychologie", 1959 in das "International Council of Psychologist berufen und 1964 in die "International Society for General Semantics" gewählt. Außerdem gehörte sie über drei Jahrzehnte zum Mitarbeiter-/Redaktionskreis der renommierten Fachzeitschrift "Unsere Jugend".
Gertraud Kietz, die 1964 einen schweren Autounfall erlitt, starb am 11. August 2001 in Zwiesel, wo sie, körperlich schwer behindert, viele Jahre im "Caritas-Altenheim St. Helena" lebte.
Das Bauen des Kindes
Im Jahre 1950 veröffentliche Kietz im "Otto Maier Verlag Ravensburg" die 48 Seiten umfassende Schrift "Das Bauen des Kindes. Eine Einführung in sein Verständnis für Eltern und Erzieher", die mehrmals aufgelegt wurde und später (mit leicht veränderten Untertitel) im "Kösel-Verlag" (1967) sowie "Deutscher Taschen Verlag" (1974) erschien. In genannter Publikation behandelt die Verfasserin ausführlich die Entwicklung des kindlichen Bauens, vom ersten Greifen des Säuglings bis hin zu den komplizierten Bauwerken des älteren Schulkindes. Sie zeigt auf, warum die Kinder, entsprechend ihrer Entwicklungsstufen gerade so und nicht anders bauen, d. h. welche seelischen Gesetzlichkeiten dahinter stehen. Gerade in der Frühpädagogik sollte man dem Bauen des Kindes mehr Aufmerksamkeit schenken, denn es "vermag uns besonders tiefe Einblicke zu schenken in die Geheimnisse des kindlichen Seelenlebens, und es sollte in seinem Wert für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit richtig erkannt und pädagogisch sehr behutsam gesteuert werden" (Kietz 1950a, S, 216). Und an anderer Stelle schrieb Kietz über die inneren Zusammenhänge und Gesetzlichkeiten des kindlichen Bauens:
"Wir müssen also versuchen, die inneren Zusammenhänge und Gesetzlichkeiten, die seelischen Hintergründe, die dem Kinderbauen zugrunde liegen, zu begreifen. Da müssen wir uns gleich zu Anfang ein fundamentales Gesetz klarmachen, das nicht nur für das Bauen, sondern für alles kindliche Gestalten, also auch für das Legen, Zeichnen, Modellieren usw. gilt: Das Kind gestaltet das, was in seinem Erleben vorherrscht. Wenn also das Kind - wie wir immer wieder beobachten können - eine Sache anders gestaltet, als es der Erwachsene tun würde, dann liegt das nicht nur daran, daß es noch zu unfähig und ungeschickt ist, sondern daran, daß es die Sache anders erlebt als der Erwachsene... So, wie es die Welt erlebt, so gestaltet es sie in seinen Werken, und darum kann der Erzieher aus den kindlichen Gestaltungen etwas erkennen über die Art des kindlichen Erlebens und damit Verständnis gewinnen für mancherlei Eigenarten des kindlichen Tuns" (Kietz 1950b, S. 21 f).
Entsprechend ihrer jahrlangen Studien (an hunderten von Kindern) entwickelte Kietz einen Baukasten, der bis in alle Einzelheiten (Größe, Anzahl, Zusammenstellung , Oberflächenbeschaffenheit, Gewicht usw. der Klötze), ganz aus den Erkenntnissen der (seinerzeit) modernen Kinderpsychologie erarbeitet und unter dem Namen "Dr. Kietz-Baukasten" vertrieben wurde.
Das freie Spiel mit dem "Dr. Kietz-Baukasten" vermittelt dem Kind, wie die Konstrukteurin schreibt, "eine Fülle von mathematischen und physikalisch-technischen Grunderfahrungen, z. B. über Mengen- und Größenverhältnisse, geometrische Formen, Gesetze der Statik usw. Gerade weil nicht alles hält, was das Kind zusammenfügt, fordern diese Klötze zum eigenen Problemlösen auf, da das Kind experimentieren und sein Denken anstrengen muß, wenn das Bauwerk halten soll. So wird das Kind in der vielfältigsten Weise gefördert und zur Konzentration geführt" (Kietz 1969, S. 5).
Kritik an der vorschulischen Frühlesepropaganda
Als Mitte der 1960er Jahre die vorschulische Frühlesebewegung ausbrach, ausgelöst durch das von Prof. Heinz-Rolf Lückert herausgegebene Buch des amerikanischen Gehirnchirurgen Glenn Doman "Wie kleine Kinder lesen lernen", äußerte sich Kietz in vielen Beiträgen sehr kritisch über diese pädagogische "Modeströmung" (die von weiteren bedeutenden deutschen Wissenschaftlern, beispielsweise Prof. Heinrich Kratzmeier und Prof. Werner Correll, protegiert wurde). Sie warf Lückert beispielsweise vor, dass er mit seiner "aggressiv inszenierten Frühlesebewegung" (u. a. in der Zeitschrift "Eltern" und in "BILD") die ganze Elternschaft nur verwirren würde und insbesondere "die Kleinkinder allesamt preisgibt für unkontrollierte Experimente und Manipulationen, die sehr starke Eingriffe in ihre Entwicklung und personale Entfaltung bedeuten. Die Mittel zu solchen Experimenten und Manipulationen legt er unkontrollierbar in die Hände sämtlicher Eltern, Erzieher und Pflegepersonen. Zu diesen Mittel gehören nicht nur Aufforderung und Anleitung zum Frühlesen, sondern auch sehr einschneidende und fragwürdige Methoden zur Behandlung und Verhütung von Leseschwierigkeiten, wie beispielsweise die stündliche Korrektur der Schlafhaltung des Kindes, das Erzwingen von Einhändigkeit durch Festbinden eines Armes in einer Schlinge, das Verbot des Singens, Musizierens und Musikhörens des Kindes in den Jahren des Sprach- und Lesetrainings" (Kietz 1967, S. 459). In Gießen entwickelte Prof. Werner Correll auf der Grundlage der programmierten Unterweisung (= instrumentelles Konditionieren) eine "Leselernmaschine", die auf Tierexperimente von Burrhus Frederic Skinner zurückgeht. Der Professor für Pädagogische Psychologie erprobte diese an 30 vierjährigen Dorfkindern rund um Gießen. Vom Tonband hört das Kind durch Kopfhörer z. B. "Dies ist ein Haus", während synchron auf dem Papierstreifen die Abbildung eines Hauses und daneben das Wort "Haus" zu sehen ist. Vehement lehnte Kietz diese Form des Leselernens ab:
"Das Lernen durch Maschinen ist aber nicht nur die unmittelbare Übertragung von modernen Methoden der Tierdressur auf die Kinder, sondern es hat außerdem auch der militärische Drill dabei Pate gestanden. Prof. Correll sprach selbst in einem Vortrag am 18. 9. 1967 in Kassel vom 'Üben bis zur Perfektion und Weiterüben - Über-Lernen. Das ist der Militärpsychologie entnommen und hat sich bewährt.' Wollen deutsche Eltern wirklich, daß ihre kleinen Kinder wie Tiere dressiert und wie Rekruten gedrillt werden?... Prof. Correll propagiert mit gleichem Eifer auch das Schreibenlernen mit Maschinen im Kleinkindalter. Er gehört nämlich der Forschungsgruppe der Olympiawerke an, die Schreibmaschinen herstellt!" (Kietz 1968, S. 218 ff.).
Kritik an den didaktischen Materialien im Kindergarten
Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre geriet der Kindergarten immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die vorschulischen Einrichtungen "wurden als bloße Bewahranstalten geschildert, in denen die Kinder, geführt von törichten, unwissenden Erzieherinnen, nur spielten, aber nichts lernten. 'Die Kindergärten halten die Kinder künstlich dumm' (Heinz-Rolf Lückert) war das am meisten wiederholte Schlagwort jener Propaganda" (Kietz 1977, S. 344). Daraufhin setzte eine Sturzflut von Angeboten sog. didaktischer Materialien/Lernspiele ein. Mit Hilfe von Sprach- und Denkförderungsmappen, Kleinkindfibeln, Logischen Blöcken, Logischen Karten etc. sollten nun die Kindergartenkinder gefordert, gefördert und begabter werden:
"Welcher Erzieher möchte sich schon den Vorwurf aussetzen, er habe die Begabung seiner Kinder nicht gefördert? Also kauft man und kauft immer wieder das Neueste. Es ist ja so herrlich bequem, Begabung einfach kaufen zu können... Auch manche Erzieherinnen in Kindergärten meinen, die Bildung der Kinder sei durch Regale voller didaktischer Materialien gesichert. Wo diese aber nicht zur Verfügung stehen, könne man von ihnen auch keine moderne Bildungsarbeit verlangen" (Kietz 1972, S. 15).
Seinerzeit gehörte der Berliner Schulpsychologe Klaus Schüttler-Janikulla mit zu den eifrigsten Befürwortern des Einsatzes didaktischer Materialen im Kindergarten. Über das von ihm empfohlene Spiel "Logische Karten" merkte Kietz kritisch an:
"Ein 'Logisches Karten' genanntes Spiel... bietet beispielsweise Abbildungen von Autos, Eisenbahnen, Flugzeugen und Schiffen sowie Garagen in einem uralten und einem modernen Modell, die durch Zuordnung unterschieden werden sollen. Trotz des anspruchsvollen Titels ist weder eine Notwendigkeit noch eine Wichtigkeit dieses Spiels für die Bildung von Kleinkindern zu erkennen. Was hat ein Kleinkind davon, wenn es die alten Museumsstücke nur vom Papier her kennenlernt, ohne daß sie irgendeine Bedeutung in seiner Erlebniswelt haben? Die technischen Unterschiede kann es ohnehin nicht begreifen, und das Spiel ist auch gar nicht daraufhin angelegt, sondern nur auf die Unterscheidung von 'alt' und 'neu' und nach Farben. Das Spiel entpuppt sich erst recht als ein Versager, wenn man in den verschiedenen beigegebenen Spielregeln wiederholt liest: 'Macht das Kinds einen Fehler, scheidet es aus.' Wie soll ein Kind etwas lernen, wenn es bei einem Leistungsfehler jedesmal sofort vom Weiterspielen ausgeschlossen wird?" (Kietz 1972, S. 16).
Mit gleicher Vehemenz bemängelte die promovierte Psychologin die vielverbreiteten "Logischen Blöcke", die sie als reine Makulatur entlarvte. Sie bergen, wie alle ähnlichen didaktischen Materialien, in sich die große Gefahr, dass das kindliche Auffassen, Denken und Erkennen zu sehr in einigen wenigen Bahnen festgelegt wird, dass "vor allem auch bestimmte Denkweisen nur an bestimmtes Material fixiert bleiben" (Kietz 1972, S. 19). Ihre Kritik belegte Kietz mit Beispielen aus der Praxis und Hinweisen auf wissenschaftliche Erkenntnisse bedeutender Forscher:
"Immer wieder beobachte ich, daß Kinder, die die 'Logischen Blöcke' nach ihren Merkmalen sicher unterscheiden und benennen können, sehr häufig nicht in der Lage sind, die dort erarbeiteten Kategorien an anderem Material anzuwenden... Sie sehen nur noch die angelernten, abstrakten Kategorien, aber nicht mehr die ganzen wirklichen Dinge. Dann geschieht es. z. B.., daß sie, wenn man ihnen eine blaue Schachtel zeigt und fragt, was das sei, antworten: 'Das ist ein großes, blaues Rechteck.' Es hat also in Wirklichkeit keine geistige Förderung, sondern eine erschreckende geistige Verarmung stattgefunden... Die 'Logischen Blöcke' sind nicht in gleicher Weise Dinge der Außenwelt wie andere, durch die sich etwas Sinnvolles, Wesenhaftes offenbart. Sie sind vielmehr, wie Ernst Michael Kranich treffend formuliert hat, 'Produkte geometrischen Vorstellens, die verkörperlicht worden sind.' Sie sprechen daher die abstrahierende Vorstellungskraft in isolierter Form an. Solche Leistungen aber sind, wie Piaget nachgewiesen hat, für Kinder im Kindergartenalter nicht typisch, weil sie über andere Denkstrukturen verfügen. Damit deckt sich auch das vorläufige Ergebnis einer laufenden Untersuchung über die Anwendung der 'Logischen Blöcke' bei vier- bis sechsjährigen Kindern durch Emil Schmalohr. Er formuliert es sehr vorsichtig so: 'Es läßt sich schon jetzt sagen, daß die Bildung der in diesem Programm geforderten Begriffe und Operationen im Alter vor dem Erwerb des logisch-konkreten Denkens bei den Kindern auf erhebliche Schwierigkeiten stößt.' Den Beginn des logisch-konkreten Denkens setzt Piaget durchschnittlich ab dem 6./7. Lebensjahr an" (Kietz 1972, S. 19 f).
Literatur
- Berger, M.: Führende Frauen in sozialer Verantwortung: Gertraud Kietz, in: Christ und Bildung 2004/H. 5, S. 35
- Ders.: Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Gertraud Kietz (abrufbar: http://www.kindergartenpaedagogik.de/966.html)
- Kietz, G.: Der Ausdrucksgehalt des menschlichen Ganges, Leipzig 1944 (Dissertation)
- Dies.: Der Ausdrucksgehalt des menschlichen Ganges, Leipzig 1948
- Dies.: Das Bauen des Kindes, in: Evangelische Kinderpflege 1950a/H. 11, S. 216-222
- Dies.: Das Bauen des Kindes. Eine Einführung in sein Verständnis für Eltern und Erzieher, Ravensburg 1950b
- Dies.: Bei uns daheim. Jugenderinnerungen aus der sächsischen Heimat, München 1958
- Dies.: Zur Frühlesepropaganda. Ein Angriff - keine Verteidigung, in: Unsere Jugend 1967, S. 450-462
- Dies.: Zur Frühlesepropaganda. 2. Teil, in: Unsere Jugend 1968, S. 212-225
- Dies.: Das ideale Spiel. Spiel und Arbeit des Kindes, in: Lebendige Familie. Familienpolitik, Familienpädagogik, Familienalltag 1969/H. 11, S. 3-5
- Dies.: Zur Beurteilung von didaktischem Material für den Kindergarten, in: Unsere Jugend 1972, S. 15-24
- Dies.: Kindergärten oder Vorklassen? Bericht über den Modellversuch des Landes Nordrhein-Westfalen, in: Unsere Jugend 1977, S. 344-350
- Zuletzt bearbeitet am: Donnerstag, 12. Juni 2014 10:20 by Karsten Herrmann