Kompetenzprofil für frühpädagogische Fachkräfte

Auf Impuls der vom Bundesfamilienministerium koordinierten „Arbeitsgruppe Fachkräftegewinnung“ hat ein Autorenteam um Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff und Prof. Dr. Dörte Weltzien von der Evangelischen Hochschule Freiburg jetzt ein Kompetenzprofil für KiTa-Fachkräfte erstellt. Ziel war es angesichts einer Vielzahl neuer Anforderungen an Fachkräfte im elementarpädagogischen Feld einen Überblick über hierfür notwendige Kompetenzen zu bieten und diese zugleich mit den in der Praxis sowie in den CurriculaCurricula|||||Ein Curriculum ist ein Lehrplan, Modulplan oder Lehrprogramm, das Aussagen über Lehrziele und Ablauf des Lehr- Lern – Arrangement gibt und auf einer Didaktik aufbaut. von Aus- und Weiterbildung vorfindbaren bzw. beschriebenen Kompetenzen abzugleichen.

Als Ergebnis der Expertise sind „grundlegend vier Handlungsfelder zu unterscheiden, nämlich: (1) die Arbeit mit Kindern, (2) die Zusammenarbeit mit Eltern / Familien, (3) die Arbeit in und mit der Institution sowie (4) Vernetzung / Kooperation.“ (Zusammenfassung Expertise S. 5). Neben den Kompetenzen in diesen Handlungsfeldern bzw. als diesen zugrundeliegend werden die personalen Kompetenzen der frühpädagogischen Fachkräfte herausgehoben. Hierzu zählen beispielsweise die Selbstreflexivität, die Beziehungsfähigkeit, die Realisierung einer professionellen pädagogischen Grundhaltung, selbstregulatorische Fähigkeiten oder der Umgang mit Grenzen und Konflikten. In einem Schaubild zusammen gefasst stellen sich die Kompetenzbereiche wie folgt dar:

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Wie die AutorInnen ausführen, ergab sich aus der Analyse der recherchierten normativen Vorgaben, (fach-) politischen Publikationen sowie empirischen Untersuchungen ein Kompetenzprofil, „das nach Basiskompetenzen differenziert werden kann, über die jede Fachkraft im Feld der FBBE verfügen sollte, sowie vertieften, mit Spezialfunktionen verbundenen Kompetenzen.“ (Ebd.) Die daraus resultierende und sehr umfangreiche Kompetenzmatrix ist in der unten zum Download angebotenen Zusammenfassung der Expertise ausgeführt.


Stand der Kompetenzvermittlung in Ausbildung und Studium

Im Vergleich dieses Soll-Zustands mit dem Ist-Zustand in der Ausbildung kommen die AutorInnen zu dem Schluss, „dass die Abschlüsse der Fachschulen / Fachakademien für Sozialpädagogik und der Bachelorstudiengänge Kindheitspädagogik an den Hochschulen grundsätzlich die Voraussetzungen bieten, das sorgfältig abgeleitete Basis-Kompetenzprofil abzudecken.“ (Ebd. S. 27). Die Basiskompetenzen seien  dann durch eine kontinuierliche Weiterqualifizierung und systematische Teamentwicklung auszubauen.

Bezüglich der Berufsgruppe der SozialassistentInnen / KinderpflegerInnen müssen die AutorInnen allerdings konstatieren, dass diese die erforderlichen Basiskompetenzen für die gestiegenen Anforderungen nicht durchgängig aufweisen und auch „für den Einsatz als ‚Zweitkraft‘ wird überwiegend das nötige Profil der Basiskompetenzen nicht erreicht“. (ebd.)

Über das Basis-Kompetenzprofil hinaus identifizieren die AutorInnen der Studie auch „Spezialfunktionen“ wie „Fachkraft für Inklusion“, „Fachkraft für Qualitätsentwicklung“ oder „Fachkraft für spezifische Bildungsbereiche“ (wie z.B. Sprachbildung / -förderung), die gesondert herausgebildet und gefördert werden müssen. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die besondere Bedeutung der KiTa-Leitung, die die „Verantwortung für den Prozess der Teamentwicklung und für die Sicherung der Qualität auf allen Ebenen. Gemeinsam mit dem Team muss auch der Prozess der Aufgabendifferenzierung partizipativ gestaltet werden.“ (Ebd., S. 28)

 
Empfehlungen

Aus ihren Analysen leiten die AutorInnen auch die folgenden Empfehlungen im Hinblick auf Aus- und Weiterbildung, KiTa-Praxis und die Rahmenbedingungen ab:


  • Die beschreibbaren Basiskompetenzen für die professionelle Praxis sollten Grundlage für die Gestaltung von Ausbildungen an Fachschulen sowie von Studiengängen sowie von Aus- und Weiterbildungsprozessen – auf Ebene der Team/Organisationsentwicklung wie der individuellen Entwicklung – darstellen.
  • Die Ausbildungen und Studiengänge sollten stärker das breite Spektrum des Kompetenzprofils in den Handlungsfeldern und hinsichtlich der personalen Kompetenzen berücksichtigen.
  • Für besondere Arbeitsbereiche und Handlungsfelder lassen sich vertiefte Kompetenzen beschreiben; diese sollen sich in Praxisstrukturen niederschlagen. Für die kompetenzorientierte Organisations- und
  • Personalentwicklung bedeutet dies die Schaffung von Funktionsstellen mit entsprechenden Gestaltungsspielräumen und Verantwortungen.
  • Die Berufsgruppe der SozialassistentInnen / KinderpflegerInnen muss auf der Ebene der Berufstätigen weiterqualifiziert werden; auf der Ebene der Ausbildungsgänge sollte der entsprechende Berufsabschluss als solcher nur als Voraussetzung für eine spätere ErzieherInnenausbildung dienen. Gleiches gilt für das breite Spektrum neuer „Assistenzkräfte“.
  • Zur Organisationentwicklung sind eine systematische Personal- und systematische Möglichkeiten der Teamentwicklung mit entsprechenden Ressourcen (mindestens fünf Schließtage zur konzeptionellenWeiterentwicklung) erforderlich.
  • Für die individuelle Weiterentwicklung der Fachkräfte – und zur Steigerung der Attraktivität des Berufs – sind Fort- und Weiterbildungen zu fördern. Familienfreundliche und flexible Arbeitsmodelle sind zu etablieren.
  • Die Verzahnung von theoretischer und praktischer Ausbildung hat eine hohe Bedeutung; deswegen sind PraktikantInnen (in unterschiedlichen Zusammenhängen und Niveaus) kompetenzorientiert zu begleiten. Hierfür sind Personalkapazitäten und Fachkräfte mit entsprechender Qualifikation vorzuhalten (PraxismentorInnen).
  • Entsprechend können Empfehlungen für die Qualitäts- und Organisationsentwicklung auf der Trägerebene abgeleitet werden (Besetzung der Leitungsfunktionen mit sehr gut aus- bzw. weitergebildeten Fachkräften, Förderung der Spezialisierung/Rollen und Funktionsteilungen, Förderung von Teamfortbildungen, Förderung von Qualitätsentwicklung).
  • Damit sich auf individueller wie Teamebene eine entsprechende Kompetenzentfaltung und damit Qualitätsentwicklung vollziehen kann, ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Einrichtungen dringlich. Dies bedeutet eine Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relationen sowie der Gruppengrößen (Altersstaffelung), eine Freistellung aller Fachkräfte im Team für die mittelbare pädagogische Arbeit mit einem Anteil von mindestens 20% und eine Verbesserung der Bezahlung der Fachkräfte (wenn Kindertageseinrichtungen als Bildungsinstitutionen gelten, dann müssen die Gehälter der dort Beschäftigten an das Niveau anderer Bildungsinstitutionen, z.B. der Grundschule, angeglichen werden).
  • Aus den umfangreichen Analysen lässt sich eine Reihe von dringlichen Forschungsnotwendigkeiten ableiten; hier sollten - analog zu dem AWiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern.-Programm - kontinuierliche Forschungsprogramme aufgelegt werden. Besonders dringlich erscheinen Langzeitstudien zum Zusammenhang zwischen Orientierungs-, Prozess- und Ergebnisqualität; dabei sollte die Kompetenzperspektive systematisch einbezogen werden.

 
Literatur:

  • Klaus Fröhlich-Gildhoff, Dörte Weltzien, Nicole Kirstein, Stefanie Pietsch, Katharina Rauh (2014): Kompetenzen früh- / kindheitspädagogischer Fachkräfte im Soannungsfeld von normativnormativ|||||Normativ  bedeutet normgebend, somit wird etwas vorgeschrieben, dass Normen, Regeln oder ein „Sollen“ beinhaltet.en Vorgaben und Praxis. Evangelische Hochschule Freiburg (s. Download)
 



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