Lernwerkstätten als Übergangsinstrument

Das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen steht heute in vielen Bildungseinrichtungen und insbesondere auch in der öffentlichen Bildungsdiskussion hoch im Kurs. Die Anfang der 80er Jahre bei uns eingeführten Lernwerkstätten bieten für diese Art des Lernens einen idealen Rahmen. Desweiteren stellen sie ein Instrument im Übergansprozess von der KiTa in die Grundschule dar und können den Kindern „Brücken bauen“. Zahlreiche Programme und Praxis- Beispiele bestehen dazu bereits in Deutschland.


Was ist eine Lernwerkstatt?

Im Jahr 2007 wurde auf der Bundestagung der Lernwerkstätten ein Entwurf formuliert, der die Begriffe Lernwerkstatt und Lernwerkstattsarbeit beschreibt. Hierbei wird unterschieden zwischen  der Lernwerkstatt als grundlegend feststehender Raum und der Lernwerkstattarbeit als eine auf bestimmten Kriterien aufbauende pädagogische Tätigkeit. Diese baut auf einem Lernverständnis auf, dass „konstruktivistisch“ geprägt ist und beinhaltet, dass das Lernen als höchst individueller Prozess verstanden wird, der vom Kind selbstgesteuert und aktiv stattfindet. Dies bedeutet auch ein Rollenverständnis der PädagogInnen als „LernbegleiterInnen“, die am individuellen Prozess des Kindes interessiert sind und durch Zurückhaltung und Vermeidung von Instruktionen den Kindern Raum lassen zum Ausprobieren.

Der Ausgestaltung der Lernräume kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Sie sind so zu gestalten, dass sie vielfältige Anreize geben zum Staunen, Wundern oder auch Irritieren und verschiedenste Zugänge zu Themen anbieten. Materialien, Werkzeuge, Stoffe  und Alltagsgegenstände sind dabei so zu positionieren, dass sie barrierefrei zu greifen sind für jede Altersklasse.  Die gestaltete Umgebung muss einen „Aufforderungscharakter“ für Kinder haben.

Lernwerkstätte als gemeinsames Projekt von Kita und Grundschule

Die Etablierung einer gemeinsamen Lernwerkstatt von Kita und Grundschule, die regelmäßig  und gemeinsam von den Beteiligten genutzt wird, ermöglicht nicht nur den Kindern  gemeinsame Lernwege, sondern schafft auch Möglichkeit zum Austausch von Kita- und  Grundschulfachkräften. In gemischten Gruppen können sich Kinder von 4 -12 Jahre selbstständig mit Fragen und Phänomenen beschäftigen, die sie interessieren, begleitet von PädagogInnen beider Institutionen. Verschiedene Workshops und Prozessbegleitung dienen dabei zur Unterstützung der PädagogInnen und bieten Möglichkeit zur Vernetzung der Institutionen sowie zur eigenen Reflektion in multiprofessionellen Teams. Dabei ist es wichtig die Stärken der jeweiligen Profession zu erkennen und gemeinsam zu nutzen, ebenso ein gemeinsames Verständnis von Lernprozessen und Lernzielen.

„Lernwerkstätten“ und ihre Ausbreitung

Der Verbund europäischer Lernwerkstätten (VeLW) e.v. weist darauf hin, dass sich die Begriffe Lernwerkstätten und Lernwerkstattarbeit „rasend schnell in alle Bereiche“ ausgebreitet hätten - jedoch nicht immer mit dem dazugehörigen Verständnis von forschendem Lernen. Workshops auf Tagungen werden zu „Lernwerkstätten“ umbenannt, didaktische Arbeitsblätter und E-learning Programme werden ebenso als „Lernwerkstätten“ betitelt und können so zu Missverständnissen und Unklarheiten führen. Dies ist besonders der Fall, wenn die sogenannten „Lernwerkstätten“ den Fokus nur vermeintlich auf selbstgesteuertes Lernen legen, aber weiter mit vorgefertigten Aufgaben, Experimenten oder Instruktionen arbeiten, die eigenen Fragen und Wissenskonstruktionen keinen Raum geben.  Auch der Verbund europäischer Lernwerkstätten hat deshalb ein Positionspapier zu den Qualitätsmerkmalen herausgegeben (siehe Download). Grundlegend ist auch hier das Verständnis von Lernen und Bildung als individueller, sozialer und selbstgesteuerter Prozess sowie die Rolle der Lehrenden als BegleiterInnen des Prozesses.
 
Lernwerkstätten können einen wichtigen Beitrag leisten um Kindern Spaß und Freude am Forschenden Lernen zu ermöglichen und ihre Neugierde als etwas Wichtiges und Wertvolles zu erfahren um die Welt zu verstehen. Ebenso können sie genutzt werden um Kindern im Übergang von der Kita in die Grundschule zu begleiten und gleichzeitig ein professionelles Miteinander der Fachkräfte beider Institutionen zu fördern. Mit „gemeinsam einen Lernwerkstattsraum zu nutzen“ ist es dabei nicht getan, sondern vielfältige Prozesse müssen in Gang gebracht und zielführend ausgestaltet werden. Dazu gehört eine wertschätzende Kommunikation ebenso wie die Unterstützung der Institutionsleitenden und die nötigen Ressourcen zur Raumnutzung.




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