Raum Und Zahl

Trainingsstudie zu mathematischen Vorläuferkompetenzen im Kindergartenalter

Räumliches und quantitatives Alltagswissen sowie mathematische Vorläuferfertigkeiten – gibt es hier schon im Kindergartenalter Zusammenhänge? Welche Fördermöglichkeiten ergeben sich daraus und wie effektiv sind sie?

Ausgangspunkt dieser im Rahmen des Forschungsverbund „Frühkindliche Bildung Niedersachsen“ an der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführten Studie war die Frage, ob im Bereich mathematischer Fähigkeiten über Programme, die ohne offensichtlichen Rechenbezug, d.h. vor allem ohne Zahlsymbole auskommen, das Risiko einer Rechenschwäche (präventiv) gesenkt werden kann. Können Risikokinder, d.h. Kinder die in prä-numerischen Tests schlecht abschneiden, über Programme, die auf Ideen aus dem Raumkognitionsbereich kommen, auf ein „normales“ Niveau gebracht werden?

Vor dem Hintergrund differenzieller entwicklungspsychologischer Vorstellungen lässt sich ein Interesse an Zusammenhängen zwischen der Mengenschätzung, räumlichem Alltagswissen und Vorläuferfertigkeiten im Bereich Mathematik begründen. In einer explorativen Studie wurde deshalb der Frage nachgegangen, ob sich die erwarteten Zusammenhänge schon im Kindergartenbereich finden lassen. Hierzu wurden in fünf Kindergärten in Lüneburg und Hamburg an einer Stichprobe von 53 Kindern im Alter von vier Jahren (± 2 Monaten) und fünf Jahren (± 2 Monaten) im Rahmen der ersten Erhebung verschiedene Testverfahren erhoben. Die Ergebnisse deuten an, dass substantielle Zusammenhänge zwischen den Variablen bestehen, auch unter Kontrolle kognitiver Funktionen.

In der anschließenden experimentellen Studie wurden drei spielerische Trainings zur Förderung mathematischen Denkens im Kindergarten erprobt. Die Trainingsprogramme waren zahlsymbolfrei, um eine offensichtliche Vorwegnahme von Schulstoff zu vermeiden. Inhaltlich waren zwei der Programme mathematikdidaktischen Ideen zuzuordnen, das dritte war ein Feinmotorik- und Koordinationsprogramm. Die Programme wurden in einem Zeitraum von ca. 10 Wochen im Rahmen von 10 bis 12 Sitzungen mit jeweils drei bis vier Kindergartenkindern durchgeführt.

Im Rahmen einer Prä-Post-Erhebung werden Testungen in Kindergärten an einer Stichprobe von etwa 90 Kindern im Alter von vier und fünf Jahren betrachtet. Als Erfolgsparameter wurden unter anderem Testverfahren mit einem Schwerpunkt auf Vorläuferfertigkeiten schulischer Kompetenzen im Bereich der Mathematik durchgeführt. Weiterhin wurden eigene Instrumente für den Zahlenstrahl und das Teil-Ganze-Schema erhoben. Zur Kontrolle basaler kognitiver Funktionen wurden Intelligenztestverfahren durchgeführt sowie Arbeitsgedächtnismaße (phonologisch und räumlich-visuell) eingesetzt. Es zeigt sich, dass die Trainingsprogramme sich zwar insgesamt in ihr en Effekten nur unwesentlich unterschieden, dass sie aber differenziell in Abhängigkeit vom Ausgangsniveau wirkten. Wenn von der nach Mediansplit im OTZ geteilten Gruppe die schwächere Hälfte als „mathematische Risikokinder“ definiert werden, dann zeigt sich ein Vorteil der mathematik-didaktisch orientierten Verfahren.


  Quelle: Projekt-Selbstbericht




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