Erprobungsprogramm

Die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gewachsene Einsicht, das Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland bedürfe dringend einer grundlegenden Reform, lenkte den Blick auch auf den Kindergarten. Der Deutsche BildungsratBildungsrat|||||Der Deutsche Bildungsrat wurde ab 1966 als eine Kommission für Bildungsplanung eingesetzt. Er wurde von Bund und Ländern gegründet. Aufgaben waren unter anderem: Strukturvorschläge zu machen, Bedarfs- und Entwicklungspläne für das deutsche Bildungswesen zu entwerfen, den Finanzrahmen zu berechnen und Empfehlungen für langfristige Planungen auszusprechen. bezeichnete ihn 1970 als Teil des Bildungswesens und forderte dazu auf, für diese Einrichtung, die bis dahin allein der sozialen Nothilfe zugeordnet wurde, geeignete CurriculaCurricula|||||Ein Curriculum ist ein Lehrplan, Modulplan oder Lehrprogramm, das Aussagen über Lehrziele und Ablauf des Lehr- Lern – Arrangement gibt und auf einer Didaktik aufbaut. zu entwickeln. Drei Ansätze zur Förderung der Fähigkeiten von Kindern in den Jahren zwischen drei und sechs, entwickelt in Modelleinrichtungen, wurden von 1975 bis 1978 in einem Erprobungsprogramm der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung in zahlreichen Kindergärten unter unterschiedlichen
Rahmenbedingungen geprüft. Es handelte sich um das Curriculum Soziales Lernen des Deutschen Jugendinstituts, die Arbeitshilfen aus Nordrhein-Westfalen und das Curriculum Soziale Elementarerziehung aus Niedersachen. Alle drei waren vom Situationsansatz geprägt, der sich gegen vorverlegte schulartige Lernprozesse wandte und stattdessen die umfassende Förderung der Fähigkeiten der Kinder an ihren Interessen und ihrer Lebenssituation ausrichtete.
Die Veränderungen von Inhalten und Methoden der pädagogischen Arbeit im Kindergarten wurden positiv beurteilt, jedoch nicht systematisch evaluiert oder langfristig verfolgt. Obwohl keine systematische Verbreitung betrieben wurde, orientierten sich viele Erzieherinnen nachfolgend am Situationsansatz. Er wurde zum wichtigen Thema kritischer Auseinandersetzungen in der Kleinkindpädagogik. Nach der deutschen Einigung kam es zu einem neuen Programm der Erprobung dieses Ansatzes in den beigetretenen Bundesländern (Modellprojekt Kindersituationen, 1993-97), das einen weiteren Reformschub geben sollte.
Eine Evaluation zeigte positive Wirkungen dieses Programms, deren Aussagekraft sich aber ausschließlich auf die besondere Situation nach der Wende bezieht. Repräsentative empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.e Untersuchungen zum Situationsansatz sind aber nicht durchgeführt worden.

 


Literatur

  • Krappmann, L./Wagner, J. (1982): Das Erprobungsprogramm im Elementarbereich. Bühl.

 

 

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)