Personal in Kitas

Tageseinrichtungen für Kinder bilden das größte Berufsfeld in der Kinder- und Jugendhilfe. Eine Schlüsselposition bei der Bewältigung der fachlich formulierten Anforderungen nehmen jene Personalgruppen ein, die dort jenseits des Verwaltungs- und Hauswirtschaftsbereichs leitend oder pädagogisch tätig sind.
Aus dieser Perspektive werden die Qualifikationsstrukturen in Tageseinrichtungen nachhaltig durch die Berufsgruppe der Erzieherinnen geprägt. Diese stellten nach Daten des Statistischen Bundesamts im Jahr 2006 allein knapp 71% des Personals in pädagogischen Aufgabenbereichen und in Leitungsfunktionen. Werden unter dieser Prämisse die übrigen Personalgruppen stärker ins Blickfeld gerückt, dann lässt sich – wenn auch mit großem Abstand zu den Erzieherinnen – eine zweite größere Einzelberufsgruppe identifizieren, die ebenfalls zum Spektrum sozialpädagogischer Ausbildungen und Berufe gerechnet wird: die Gruppe der staatlich anerkannten bzw. geprüften Kinderpflegerinnen. Sie umfasste zeitgleich einen Personalanteil von gut 13%. Den sozialpädagogischen Berufsfachschulqualifikationen lässt sich – mit einem Anteil unterhalb der 1%-Marke – auch die Gruppe der Sozialassistenten zurechnen, deren Ausbildung eine Modernisierungsvariante der Kinderpflege darstellt. Die übrigen Mitarbeiterinnen verteilten sich mit gut 3% auf verschiedene Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitsberufe (etwa aus dem heilpädagogischen Berufsspektrum oder der Krankenpflege) oder hatten einen anderweitigen Ausbildungsabschluss (knapp 2%). Im Vergleich zu den Beschäftigten mit Berufsausbildung waren Fachhochschul- und Universitätsabsolventen mit knapp 4% relativ selten in Tageseinrichtungen anzutreffen. Und schließlich waren im Unterschied zu den aufgeführten Berufsgruppen auch noch Mitarbeiter tätig, die keine abgeschlossene Ausbildung hatten, d.h. Praktikanten (zu mehr als 4%) sowie Beschäftigte ohne Berufsabschluss (rund 2%). Neben den Erzieherinnen stellten Kinderpflegerinnen und Sozialassistenten somit fast die Hälfte der verbleibenden Belegschaft in den pädagogischen und steuernden Arbeitsbereichen von Tageseinrichtungen.
Bei den Kinderpflegerinnen handelt es sich um einen traditionsreichen Frauenberuf, der auf eine wechselvolle Geschichte in der Kleinkinderbetreuung, -erziehung und -pflege zurückblicken kann. Sein Entstehungsprozess ist aufs engste mit dem Kindergärtnerinnenberuf verbunden, der einen Entwicklungsstrang des heutigen Erzieherberufs darstellt.
Die Orientierung an der Altersgruppe der Kleinst- und Kleinkinder sowie die Verschränkung von Betreuungs-, Erziehungs- und Pflegeaufgaben spiegeln sich auch heute noch im Berufsbild. Charakteristisch für den Berufszuschnitt ist sein Assistenz- und Helfercharakter. Dementsprechend werden Kinderpflegerinnen auch in Kindertageseinrichtungen hauptsächlich als Ergänzungs- bzw. Zweitkräfte im Gruppendienst eingesetzt. Ihren Ausbildungsabschluss erwerben sie an Berufsfachschulen, die als berufsqualifizierender Unterbau der Erzieherinnenausbildung fungieren. Der Bildungsgang wird jedoch nur in 11 Bundesländern angeboten. Zwischen den Ausbildungsmodellen der Länder bestehen große Differenzen (z.B. bei einer Ausbildungsdauer von zwei oder drei Jahren). Die Zukunftstauglichkeit des Kinderpflegeberufs wird bereits seit den 1970er Jahren kritisch diskutiert. Als Ergebnis dieser fachpolitischen Debatte wurden seit Ende der 1980er Jahre in einigen Ländern Ausbildungen im Bereich der Sozialassistenz ins Leben gerufen. Sie sind zugleich im Kontext von Bestrebungen zu positionieren, einen vereinheitlichenden, modularen Grundberuf für soziale, sozialpflegerische und sozialpädagogische Berufe zu etablieren.
Zusammengenommen differieren die Personalstrukturen in Tageseinrichtungen erheblich vom Qualifikationsgefüge in anderen Feldern der Kinder- und Jugendhilfe. So ist bei Dominanz der Berufsgruppe der Erzieherinnen und einem relativ hohen Anteil von Kinderpflegerinnen der Akademisierungsgrad trotz der hohen Fachlichkeitsansprüche in diesem Handlungsfeld äußerst niedrig. Eine forcierte Akademisierung des Berufsfeldes zur Normalisierung der Qualifikationsstrukturen, aber auch verstärkte Anstrengungen im Bereich der Fort- und Weiterbildung erscheinen somit als wesentliche Strategien, um auf breiterer Ebene zur Qualitätsverbesserung der Arbeit in Kindertageseinrichtungen beizutragen.

 

Literatur

  • Amthor, R. C. (2003): Die Geschichte der Berufsausbildung in der Sozialen Arbeit. Weinheim, München.
  • Statistisches Bundesamt (Hg.) (2007): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Wiesbaden.

 

 

Copyright-Hinweis:
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)




Zum Weiterlesen:

Eingruppierung und Bezahlung von Beschäftigten in KiTas

Personalschlüssel / Fachkaft-Kind-Relation 

 



Verwandte Themen und Schlagworte