Beobachtungsansätze in der Frühpädagogik

Systematische Beobachtung und Dokumentation werden von allen bundeslandspezifischen Bildungsprogrammen als regelmäßige Fachaufgaben in der Frühpädagogik beschrieben.
Prozessorientierte Beobachtungsansätze basieren auf der möglichst wertfreien Beschreibung von Alltagssituationen. Mit Hilfe von erkenntnisleitenden Fragen zielen sie anschließend darauf ab, Interessen, Weltzugänge und subjektive Sinngebungen von Kindern zu erkennen und in ihrer Bedeutung für individuelle Bildungsprozesse zu verstehen. Merkmalsorientierte Instrumentarien erfassen über mehr oder weniger umfassende, standardisierte Merkmalslisten das Verhalten und die Kompetenzen von Kindern in verschiedenen oder spezifischen Entwicklungsbereichen, u.a. auch im Hinblick auf die Einschätzung der sog. Schulfähigkeit. Screening-Verfahren geben mit der Erfassung weniger aussagekräftiger Indikatoren Hinweise auf mögliche Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten, denen immer eine genaue Abklärung durch eine breite Diagnostik folgen muss. Eine Kombination dieser Verfahrenstypen ist sinnvoll.
Dokumentierte Beobachtungen dienen als Grundlage für die kontinuierliche pädagogische Planung, die individuelle Förderung von Kindern und für einen ressourcenorientierten Austausch mit Eltern im Sinne einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Bei der Dokumentation von Beobachtungen und ihrer Weiterleitung an externe Institutionen sind datenschutzrechtliche Belange zu beachten.
Die Qualität der Beobachtungsansätze in der Frühpädagogik kann anhand der Gütekriterien Objektivität, Gültigkeit, Zuverlässigkeit, Fairness, Ökonomie und Nützlichkeit bestimmt werden, wobei an pädagogische Beobachtungsansätze in der Frühpädagogik teilweise andere Anforderungen als an diagnostische Testverfahren und sozialwissenschaftliche Messinstrumente angelegt werden müssen.
 

 

Literatur

  • Viernickel, S./Völkel, P. (52009): Beobachten und Dokumentieren im pädagogischen Alltag. Freiburg.

 

 

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)



Zum Weiterlesen:

Beobachtung und Dokumentation bei Kindern unter drei

Frühpädagogische Diagnostik



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