Fröbel-Pädagogik

Friedrich Fröbel begründete, beeinflusst von der Aufklärung und dem Konzept einer natürlichen Erziehung bei Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   , seine Pädagogik in dem Werk Die Menschenerziehung (1826) sowohl spekulativ philosophisch-theologisch als auch auf der Grundlage von Beobachtungen. Von zentraler Bedeutung ist das zuerst 1811 formulierte und in allen Schriften enthaltene sog. sphärische Gesetz, nach dem in Allem ein ewiges Gesetz göttlichen Ursprungsruhe. Innerliches gälte es äußerlich zu machen und Äußerliches innerlich und für beides die Einheit zu finden. Für Fröbel ist das Ziel der Erziehung die Lebenseinigung, der Einklang der Gegensätze von Natur (dem Inneren) und Geist (dem Äußeren), die Harmonie des Menschen mit der Welt, der Natur, den Menschen und Gott. Seine Konzeption einer Pädagogik der frühen Kindheit ist Teil der Menschenerziehung. Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule bilden eine Einheit. Grundlegend für seine Bildungs- und Spieltheorie sind die individuelle Bildsamkeit des Kindes, seine Selbsttätigkeit und sein Beschäftigungstrieb. Das Spiel als Spiegel des Lebens erschließt und strukturiert dem Kind die Welt. Das Kind, aber auch das Spiel selbst bedürfen der Pfl ege. Die Methode muss dabei dem Entwicklungsstand folgend zunächst vor allem eine nachgehende und nicht eine vorschreibende, unterrichtende sein. Fröbels Beschäftigungsmaterialien und Spielgaben sind ein entwickelnd-erziehendes System. Es sind Selbstbildungs- und Selbstbelehrungsmittel. Durch sie angeregt, soll das Kind selbsttätig im Spiel sein Inneres freitätig darstellen können. Die systematisch aufeinander aufbauenden Spielgaben wenden sich sowohl an den motorischen als auch den affektiven, kognitiven und mathematischen Bereich, so z.B. durch Lebens-, Schönheits- und Erkenntnisformen bei der 3. bis 6. Spielgabe und durch zahlreiche Tanz-, Kreis- und Darstellungsspiele. Das System enthält das sphärische Gesetz, das Hervorgehen des Einzelnen aus dem Ganzen in einem polaren Spannungsgefüge – ausgehend vom Symbol der Einheit, dem Ball. Das Kind soll die Urgesetze des Lebens, die Gesetzmäßigkeiten der Wirklichkeit im Spiel durch Spielgaben, Bewegungsspiele, den Umgang mit und die Pflege von Pflanzen und Tieren erahnen und erfahren. Die Spielgaben werden nicht isoliert eingesetzt, sondern in einem engen Wechselwirkungszusammenhang von Mutter (ggfs. Kindergärtnerin oder Erzieherin) und Kind, in Verbindung mit dem Wort, der Geste, dem Lied, so in der Kleinstkindpädagogik mit den Mutter- und Koseliedern (1844) und den damit verbundenen Körper-, Glieder- und Sinnesspielen. Im 19. Jahrhundert wurde Fröbels Pädagogik wegen seiner metaphysischen Grundlagen von den christlichen Einrichtungen in Deutschland nur zögerlich aufgenommen. Durch Bertha von Mahrenholtz-Bülow erfolgte eine Verbreitung nach England, Belgien, Frankreich, Italien, in die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Japan. Henriette Schrader-Breymanns modifiziertes Verständnis verbreitete sich in den skandinavischen Ländern. Das Spielgabensystem wurde für Kindergartenkompendien zusammengestellt und lektionsartig angewendet. Nach der Jahrhundertwende bis Anfang der 1930er Jahre kam es zu einer historisch-kritischen Fröbelforschung und innerhalb der pädagogischen Reformbewegung zu einer Fröbelrenaissance mit nachhaltigen Einflüssen auf die Kindergartenpädagogik und die Allgemeine Pädagogik. Hierzu trug nicht unwesentlich die Fröbel-Montessori Diskussion bei, in der der Montessoripädagogik sowohl eine positivistische Haltung vorgeworfen wurde, als auch eine vor allem für den Kindergarten festzustellende unzureichende Berücksichtigung des spontanen Spiels der Kinder. Fröbels Pädagogik wurde der romantischen Naturphilosophie, dem deutschen Idealismus, einer christlichen Mystik und einer sozialistischen Pädagogik zugeordnet – in der Deutschen Demokratischen Republik diente die Fröbelpädagogik zur Legitimation der staatlichen Kindergartenpädagogik. Allerdings verstand sich auch die Kindergartenpädagogik im Nationalsozialismus als Vollenderin Fröbels und benutzte seine Spielpädagogik als Mittel zur Disziplinierung der Kinder. In der Bundesrepublik Deutschland wurden in den 1970er Jahren im Zusammenhang der Entwicklung situationsorientierter Ansätze an der Fröbelpädagogik die unzureichende Berücksichtigung des sozioökonomischen Umfeldes des Kindes und eine zu enge Mutter-Kind-Bindung kritisiert. In mehreren internationalen Fröbel-Symposien wurden in den vergangenen Jahren Ergebnisse zu methodologischen, rezeptions- und wirkungsgeschichtlichen Fragen der Fröbelforschung in Deutschland, Japan, Skandinavien, England und den USA kritisch aufgearbeitet. Fröbels pädagogischer Ansatz bis zum Anfangsunterricht in der Grundschule wird in seiner Aktualität als kategoriale Bildung, als Elementarbildung gekennzeichnet.


Literatur

  • Heiland, H./Gutjahr, E./Neumann, K. (Hg.) (2001): Fröbelforschung in der Diskussion. Weinheim, Basel.
  • Heiland, H./Neumann, K. (2003): Fröbels Pädagogik verstehen, interpretieren, weiterführen. Würzburg.
  • Hecker, H./Muchow, M. (1927): Friedrich Fröbel und Maria Montessori. Leipzig.

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)