Qualitätssysteme in KiTas - ein Überblick

Qualitätsmanagement in KiTas

Qualitätsmanagement ist in KiTas unterschiedlich ausgeprägt und etabliert. Dass diese Management-Komponente an Bedeutung gewinnt, steht außer Zweifel. Jedoch halten Wissenschaft und Praxis eine Reihe von Möglichkeiten, Methoden und Systemen für die Qualitätsentwicklung bereit. Dieser Beitrag gibt einen groben Überblick.

PädQUIS/QUIK

Das QM-System PädQUIS beziehungsweise QUIK zur Bewertung von pädagogischer Qualität in Einrichtungen für Kinder bis sechs Jahre wurde vom Kooperations-Institut der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Professor Wolfgang Tietze entwickelt. Es wurde in der Publikation zur "Nationalen Qualtiätsinitiative im System für Tageseinrichtungen für Kinder" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2004 genannt und in Einrichtungen bundesweit erprobt und eingeführt.

20 Qualitätsbereiche beschreiben "beste Fachpraxis" beispielsweise in:

"...

  • Leitung, Eingewöhnung
  • Begrüßung/Verabschiedung, Zusammenarbeit mit Familien, Natur- und Sachwissen
  • Interkulturelles Lernen, Integration von Kinder mit Behinderung, Bewegung, Fantasie- und Rollenspiel, Bauen und Konstruieren
  • Bildende Kunst/Musik/Tanz, Sprache und Kommunikation, kognitive Entwicklung, soziale und emotionale Entwicklung
  • Ruhen und Schlafen, Sicherheit, Mahlzeit und Ernährung, Gesundheit und Körperpflege
  • Tagesgestaltung, Raum für Kinder

..."

Das System besteht aus einem QM-Arbeitsbuch, Rückmeldebögen und Checklisten für alle Qualitätsbereiche, einem Feststellungsverfahren und Materialien zur Fremd-Evaluation. Als Qualifizierungsmodul von PädQUIS für die interne Evluation gilt "QUIK - Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen für Leitungskräfte".

 

KES-R und KES (Kindergarten-Einschätz-Skala/Revision)

1997 wurde mit KES die deutsche Version der Early Childhood Environment Rating Scale (ECERS) entwickelt, die 2001 unter dem Zusatz -R überarbeitet wurde. Beteiligt war auch hier das Institut PädQUIS.

In 43 Merkmalen bewertet das System die folgenden sieben übergreifenden Bereiche:

"...

  • Platz und Ausstattung (Raumgestaltung, Rückzugsmöglichkeiten, Platz für Grobmotorik)
  • Betreuung und Pflege der Kinder (Begrüßung ..., Mahlzeiten ..., Toiletten, ...)
  • Sprachliche und kognitive Anregungen
  • Aktivitäten (Feinmotorische Aktivitäten, ... Sand/Wasser, Mathematischer Verständnis...)
  • Interaktionen (Beaufsichtigung/Begleitung..., Erzieher-Kind-Interaktion, Kind-Kind-Interaktion)
  • Strukturierung der pädagogischen Arbeit (Tagesablauf, Freispiel, ... Vorkehrungen für Kinder mit Behinderungen)
  • Eltern und Erzieherinnen (Elternarbeit, ... fachliche und persönliche Bedürfnisse der Erzieherinnen, Fortbildung)

..."

Die KES(-R)-Materialien, die über den Buchhandel erhältlich sind, beschreiben und detaillieren die Merkmale, die Bewertung sowie die Auswertung des umfangreichen Fragebogens.

 

Netzwerk Kinderbetreuung der Europäischen Kommission/Bertelsmann Stiftung

1996 legte das Netzwerk Kinderbetreuung der Europäischen Kommission 40 Qualitätsziele als Mindeststandards vor. Sie beschreiben beispielsweise folgende Bedingungen:

  • politischer Rahmen
  • Umfang und die Art des Angebots
  • Bildungsziele
  • Finanzierung
  • Personal

Die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung aus 2011 greifen in der Publikation "Qualität für Kinder unter drei in Kitas" die geforderten Mindeststandards auf und spezifizieren sie entsprechend der individuellen Raum-, Personal- und Zeitbedürfnisse der Ein- und Zweijährigen. So empfehlen die Initiatoren für Kinder zwischen ein und zwei Jahren einen BetreuungsschlüsselBetreuungsschlüssel||||| Der Betreuungsschlüssel gibt an wieviele Personen, für die Betreuung anderer Personen zur Verfügung stehen. Es wird meist in dem Format angegen 1:n, um zu verdeutlichen, dass eine Persone für eine bestimmte Anzahl n Personen zuständig ist. Der Betreuungsschlüssel wird auch als Personalschlüssel angegeben, oder im Bereich der Schule, als Klassengröße. Bei Vorgaben zu Betreuungsschlüssel spielen auch die Qualifikationen der betreuuenden Personen  eine Rolle. von 1:3, eine maximale Gruppengröße von acht Kindern sowie 75 Quadratmeter Fläche für Schlafraum und Gruppenräume. Für Kinder zwischen zwei und drei Jahren sollte eine Erzieher-Kind-Beziehung von 1:5 vorliegen bei maximal 12 Kindern pro Gruppe. Jeweils 20 Prozent der Arbeitszeit sollte Verfügungszeit für Vor- und Nachbereitung sein und zwei ErzieherInnen sollten stetig vor Ort sein.

QuaSi (Qualität in Kindertageseinrichtungen nach dem Situationsansatz)

Das Institut für den Situationsansatz (ISTA) beziehungsweise Internationale Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (INA) der Freien Universität Berlin entwickelte unter der Leitung von Dr. Christa Preissing 16 handlungsorientierte Grundsätze, die auf die soziale und kulturelle Lebenswelten und Hintergründe der Kinder eingehen:

"...

  • Lebensweltorientierung (Lebenssituation, Bezug zum Umfeld)
  • Bildung (Wissen, Erfahrung und Fragen der Kinder; Raumgestaltung)
  • Partizipation (Beteiligung der Kinder, Beteiligung der Eltern, Werte und Normen)
  • Gleichheit und Differenz (Jungen und Mädchen, jüngere und ältere Kinder, Integration, verschiedene Kulturen)
  • Einheit von Form und Inhalt (Planung und Dokumentation, Erzieherin als Lehrende und Lernende, KiTa als lernende Organisation)

..."

Aus den Grundsätzen entwickeln das Team (intern) und Unterstützer (extern) Qualitätsansprüche, aus denen sie wiederum Qualitätskriterien festlegen. Wichtig ist in diesem System die Wertschätzung der erreichten Qualität sowie das Verfahren: Die mehrdimensionale Einschätzung der einzelnen Fachkraft, des Teams und externen Evaluatoren wird abgeglichen, nach dem Überprüfungszeitraum mit den MitarbeiterInnen, Eltern- und Trägervertretern besprochen. Am Ende steht eine Empfehlung für die KiTa.

 

QUINK

 

Praxisbeispiel zur Umsetzung in Münchener KiTas

 

Weitere Systeme

Als weitere QM-Systeme haben sich folgende etabliert:

Der "Kronberger Kreis", eine Experten-Arbeitsgruppe, die aus dem hessischen Modellprojekt "Orte für Kinder" entstand, konzipierte bis 1997 ein QM-System nach dem Situationsansatz auf Basis des Dialogs mit allen Beteiligten auf sieben Prozessebenen.

IQUE (Integrierte Qualitäts- und Personalenwicklung) ist ein von zwei Hamburger Pädagoginnen entwickeltes systemisches Konzept, das neben den KiTa-Fachkräften, Träger und Eltern in einen konkreten Qualitätsentwicklungsprozess einbezieht (zum Beispiel Elternarbeit). IQUE hat starke Parallelen zum Konzept des Kronberger Kreises und wird laut Aussage der Initiatorinnen in sechs Bundesländern umgesetzt.

EFQM (European Foundation of Quality Management - Europäische Stiftung für Qualitätsmanagement) ist ein von Unternehmen aus der Total-Quality-Management-Bewegung initiiertes ganzheitliches Konzept, das die Teilbereiche Führung, Strategie und Prozesse einbezieht und den Menschen als "Befähiger" in den Fokus stellt.

Darüber hinaus sind Qualitätssystematiken für Träger zu nennen, wie die vom Institut für Frühpädagogik unter Leitung von Professor Fthenakis erstellten TQ - Trägerqualität.

Zudem können KiTas auch die für Dienstleistungen und den öffentlichen Dienst relevante Normierung nach DIN ISO 9001 nutzen, vor allem um Prozessqualität und Arbeitsschritte zu evaluieren und weiterzuentwickeln.