Raumgestaltung und -planung für Kinder unter drei

In welchen Räumlichkeiten sich Krippenkinder am besten entwickeln

Erst Klötzchen auftürmen, dann ein Buch anschauen, zuletzt wild schaukeln: Kinder unter drei haben je nach Alter, Persönlichkeit und Entwicklungsphase Bedürfnisse nach Ruhe, Aktion oder Zweisamkeit. Darauf sollten Krippen-Räumlichkeiten optimal vorbereitet sein. Valentina Wiebe beschreibt aus Sicht der Ein- und Zweijährigen Kriterien für Bewegungs- und Ruheräume in Form, Farbe und Beschaffenheit. Der gesamte Beitrag ist unter dem Titel „Grundlagen der Raumgestaltung für Kinder in den ersten drei Lebensjahren unter der Berücksichtigung entwicklungsbedingter und bedürfnisorientierter Aspekte“ in der Reihe  KiTa Fachtexte als Link verfügbar.

Qualitätsmerkmale von Räumen

Wiebe beginnt mit dem Bild vom Kind: Ab Geburt ist das „Kind Forscher, Entdecker, Künstler und aktiver Konstrukteur von Wissen, Können und seiner Identität“ – lautet das Verständnis der Reggio-PädagogikReggio-Pädagogik|||||Die Reggio-Pädagogik ist ein reformpädagogisches  Gesamtkonzept von Ideen und Praxisstrukturen, die seit den 1960 er Jahren in der Norditalienischen Stadt Reggionell`Emilia in Krippen und Kindergärten entwickelt wurde. Dem Konzept liegt ein humanistisches Menschenbild und eine demokratische Gesellschaftsvorstellung inne. (Schäfer). Um Körper und Sinne zu erfahren, braucht es Material und Räume, die ihm die Möglichkeit zu Bewegung, Krafteinsatz und Wahrnehmung der Umwelt bieten. Dazu sollte die Raumgestaltung folgenden Qualitätsmerkalen folgen (Angelika von der Beek): Räume sollen “Selbstbildung ermöglichen, unterschiedliche Spielbereiche für Gesellungsformen (alleine, zu zweit, mehrere Kinder) anbieten, Grundbedürfnisse nach Bewegung, Ruhe, Rückzug, Gestalten, Rollenspiel, Bauen und Essen berücksichtigen...“ Idealerweise passen sie sich den verschiedenen, veränderlichen frühkindlichen Bedürfnissen an und begleiten Entwicklungsprozesse.

Die KiTa als Raum für die Sinne

In ihrem Selbstbildungsprozess lernen Krippenkinder ganzheitlich mit allen Sinnen. Die Autorin zitiert, frühkindliche Bildung sei in erster Linie ästhetische Bildung (Schäfer): Für die Raumgestaltung der Krippe bedeutet das, „dass .. Farben, Licht, Akustik und Materialqualitäten ... die Sinne der Kinder anregen sollten.“ Wiebe gibt Referenz-Beispiele und Hinweise zur Farbgestaltung und –wirkung je nach Raumgröße und Raumzweck. Natürliches Licht sollte weitgehend genutzt werden, Innenfenster und Glastüren sind empfehlenswert. Optimale Akustik und Lärmdämpfung erreichen KiTas durch offenporiges Material an Wänden, Möbeln und Decken (Rauhfasertapete, keine Lackierungen) sowie durch schallabsorbierende Stoffe (Gardinen, Kissen).

Anhand von Material-Erlebnissen erschließen sich Kinder in den ersten drei Lebensjahren ihre Umwelt. Alltagsgegenstände und Naturmaterialien eignen sich am besten, um Alltagsprozesse nachzuvollziehen. Laut Wiebe sind Materialien mit verschiedenen Formen, Gerüchen, Oberflächen, Anwendungsformen geeignet – bis hin zu Bohnen- oder Kastanienbecken zum Hin- und Herschütten (siehe auch  „Exploration mit Alltagsgegenständen und Naturmaterialien für Kinder unter drei“). Auch das manuelle Gestalten ist bei Kleinkindern beliebt, weil sie damit Spuren hinterlassen und mit dem Ergebnis Wertschätzung erfahren. Damit weist die Autorin hin auf Gestaltungsräume oder Ateliers zum Malen, Matschen, Zeichnen, Kleben, Tupfen und die Erfahrung mit Farben, Knete, Pappmaché, Sand und Wasser.

Der „sechste Sinn“: Bewegungsräume in der KiTa

Die Autorin hält Bewegung als die wichtigste Errungenschaft und das größte Bedürfnis in den ersten drei Lebensjahren fest. Basis für die motorische Entwicklung beim Säugling – von Mimik über das Greifen bis zum Laufen und Hüpfen – ist neben der Reife des Gehirns auch die Gelegenheit zum Üben. Dazu sollte die Krippe freien Raum und Platz bieten – und mit steigendem Bewegungsvermögen verschiedene Ebenen bereithalten: für Bewegungsmöglichkeit vom Boden bis unter die Decke, hinein und hinaus sowie durch Möbelstücke hindurch. Damit erreichen und erleben die Kleinkinder verschiedene Perspektiven. Bewegung stärkt jedoch auch die geistige, sozial-emotionale Entwicklung der unter Dreijährigen (Psychomotorik): Mit Schaukel-, Dreh- oder Beschleunigungsübungen erleben sie, vom Gleichgewicht ins Ungleichgewicht und anders herum zu gelangen. Indem sie zurück in die sichere Position finden, lernen sie auch innere Unsicherheit und soziale Übergänge zu bewältigen (Übergang Familie-KiTa oder KiTa-Schule).



Zum Weiterlesen:

Raumgestaltung für Kinder unter drei
 



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