Eine gute Lernatmosphäre ist das A und O für effektives Lernen, weiß Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis. Welche Voraussetzungen dafür nötig sind und warum die Ausgestaltung der Lernorte für die kindliche Entwicklung eine wichtige Rolle spielt, erklärt der Präsident des Didacta Verbandes im Interview mit www.bildungsklick.de.


  • Wie schafft man eine gute Lernatmosphäre?

Eine gute Lernatmosphäre ist eine Atmosphäre, in der Kinder und Fachkräfte gemeinsam Wissen entdecken und darüber reflektieren. Es ist eine Lernatmosphäre, die keine passiven Partner vorsieht, sondern die jedes Kind mit seinen Ideen in den Diskurs einbettet und seine Vorschläge und Ideen wertschätzt. Dabei sind zwei Ebenen wichtig: Die erste betrifft die Qualität der Beziehungen, die in einer Einrichtung dominieren. Dabei spielen Vertrauen, Zuneigung und gegenseitige Unterstützung eine prägende Rolle. Eine gute Lernatmosphäre entwickelt sich vor allem durch ein gutes psychologisches Klima, das zwischen den Fachkräften untereinander, aber auch in Interaktion mit Kindern und Eltern herrscht. Auf der zweiten Ebene ist die architektonische Gestaltung wichtig. Diese sollte sowohl die Interaktion zwischen den Kindern als auch zwischen Kindern und Fachkräften erleichtern.


  • Wie stellen Sie sich den perfekten Lernort in der frühen Bildung vor?

Einen wirklich perfekten Lernort gibt es nicht. Der Ort sollte aber so organisiert ein, dass das pädagogische Konzept, das man dort umsetzen möchte, unterstützt wird. Das pädagogische Prinzip der Ko-Konstruktion, der gemeinsamen Ausgestaltung von Bildungsprozessen, sieht beispielsweise viel Kommunikation und Interaktion vor. Das ist die Maxime, der die Einrichtung gerecht werden sollte. Dabei soll es keine feste Struktur geben, sondern Möbel und Gegenstände sollen von den Kindern flexibel umgestaltet werden können. Generell sollte der Gruppenraum so gestaltet werden, dass für die Kinder mindestens vier Bereiche verfügbar sind: Im ersten Bereich sollte es Puppen, Stoffe und Materialien geben, mit denen man ganz verschiedene Dinge machen kann, sodass die Kreativität gefördert wird. Im zweiten Bereich steht die Stärkung der Sprachkompetenz mit Hilfe von neuen Medien, Bilderbüchern oder Märchen zum Anhören im Vordergrund. Im dritten Bereich werden Naturwissenschaften behandelt und Experimente durchgeführt. Der vierte Bereich betrifft die Förderung sozialer Interaktion: Dort sollen die Kinder miteinander Aktivitäten gestalten, ihre Gefühle äußern und miteinander teilen.


  • Was können außerschulische Lernorte zur kindlichen Entwicklung beitragen?

Seit 60 Jahren ist sich die Forschung einig, dass außerschulische Lernorte den größten Beitrag für die kindliche Entwicklung leisten. Und außerhalb der schulischen Bildungsorte dominiert natürlich die Familie. Wir müssen erstens dazu übergehen, diese Orte als Bildungsorte zu konzeptualisieren und zweitens, die Beziehung zu den Bildungsinstitutionen partnerschaftlich zu gestalten. Die Wissenschaft hat begonnen, diese außerschulischen Bildungsorte zu kartografieren und Modelle zu entwerfen, wie man sie findet – das kann beispielsweise der Sportplatz, das Museum oder auch die Bibliothek sein. Manche Orte repräsentieren eher soziale Orientierung, andere dienen der Erholung, dem Lernen oder sozialem Engagement.


Auf der didacta 2016 in Köln spricht Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis zu verschiedenen Themen der frühkindlichen Bildung. Eine Veranstaltungsliste finden Sie hier.

Quelle: didacta-Themendienst / www.bildungsklick.de