Wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz



Digitale Geräte wie Smartphones, Tablets oder PCs sind immer früher in den Händen von Kindern und Jugendlichen. Auch Kinder im Vorschulalter benutzen sie bereits. Ein Umstand, auf den das Land Rheinland-Pfalz reagiert. Damit vor allem kleine Kinder diese Geräte nicht ohne Begleitung nutzen und den richtigen Umgang mit ihnen früh erlernen, startete das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Rheinland-Pfalz im Oktober 2015 das Tablet-Modellprojekt „KiTab Rheinland-Pfalz“.

Das Kooperationsprojekt, Projektpartner sind medien+bildung.com, eine Tochtergesellschaft der Landeszentrale für Medien und Kommunikation, und REDNET, ein auf Behörden und Bildungseinrichtungen spezialisierter IT-Ausstatter und IT-Rahmenvertragspartner des Landes Rheinland-Pfalz, ist eins der ersten wissenschaftlich begleiteten Tablet-Projekte in Kitas bundesweit. Grundlage für die pädagogische Arbeit sind die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten des Landes Rheinland-Pfalz (2008). Sie benennen Medien nicht nur als Bildungsbereich, sondern als eigenständigen Bestandteil frühkindlicher Bildung.

Eine von vielen Möglichkeiten
Ziel des Projekts ist die Stärkung der Medienkompetenz von Kindern im Vorschulalter und die Einführung der mobilen Geräte in der Kita-Praxis. „Kinder sollen den sinnvollen Einsatz von Tablets erleben und gleichzeitig lernen, dass der Einsatz digitaler Medien nur eine Möglichkeit unter vielen ist: Tablets sind Werkzeuge genauso wie Stifte oder Knete, die man nach Gebrauch auch wieder zur Seite legt, um mit anderem zu spielen“, argumentiert Kinder- und Jugendministerin Irene Alt. Das Projekt unterstreicht einen „natürlichen“ Umgang mit der Technik. Kinder sollen von klein auf lernen, dass Medien dazu gehören, aber dass es neben ihnen noch viele andere interessante Sachen zum Spielen und Lernen gibt.

Alt sieht in dem Projekt aber auch eine große Chance für die Erzieherinnen und Erzieher. Denn das Projekt dient auch dazu, Unterstützungsmöglichkeiten für die pädagogische Arbeit in der Kita zu erproben. Gerade im Bereich der Bildungsdokumentationen, die heute zum Alltag der Erzieher/inn/en gehören, können Medien eine große Entlastung sein. Aber auch zum Ausdrucken von Bildern für die Kinder, zum Gestalten von Aushängen oder zur Dokumentation von Sommerfesten und Weihnachtsfeiern sind sie geeignet.

Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte
Die Erzieher/inn/en der ausgewählten Kitas nehmen zunächst an Fortbildungen zum medienpädagogischen Einsatz von Tablets teil, um das Erlernte später im Arbeitsalltag umzusetzen. Koordiniert werden die Fortbildungen durch den Projektpartner medien+bildung.com, der darin schon einige Erfahrung hat. medien+bildung.com betreibt unter anderem seit 2008 den „Medienpädagogischen Erzieher/innen Club“ (mec) und qualifiziert Kita-Fachkräfte für die Umsetzung altersgerechter Medienprojekte. Dabei wird aktive Medienerziehung als Querschnittsaufgabe verstanden, die für alle Bereiche der frühkindlichen Bildung bedeutsam ist. In diesem Sinne vermitteln die Fortbildungen Arbeitstechniken für die Nutzung von Tablets im Kita-Alltag, einen Überblick über kindgerechte Apps und Gestaltungskompetenzen zur sinnvollen Integration der verschiedenen Anwendungsbereiche der Geräte in die pädagogische Arbeit. Außerdem werden die Teilnehmer/innen für das Thema Medienerziehung sensibilisiert, entwickeln medienpädagogische Konzepte und erfahren, wie sie diese zusammen mit den Eltern im sozialen Umfeld ihrer Einrichtung anwenden können. Für die Hardware-Ausstattung, die Infrastruktur, den Service sowie die technischen Trainings sorgt REDNET mit Partnern.

Einsatz der Tablets in den Kitas
In den Kitas werden die Kinder dann gezielt und in konkreten Projekten an die Geräte herangeführt. Kinder kennen Medien vor allem als Rezipienten, eher selten werden sie eigenständig kreativ tätig. Genau das aber sollen sie im Rahmen von „KiTab Rheinland-Pfalz“ lernen. Sie nutzen die Tablets zu kreativer Arbeit und als Kommunikationsmittel, mit dessen Hilfe sie sich mit ihren Themen auseinandersetzen. So können sie mit den Tablets auf einem Ausflug etwa Pflanzen oder Tiere bestimmen, fotografieren und dokumentieren. Oder sie entwickeln eigene Spiele. Schließlich unterstützen die Geräte auch die Kommunikation, da die Kinder sie in der Regel zur Gemeinschaftsarbeit verwenden.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Darüber hinaus ist auch die Elternarbeit von großer Bedeutung für das Gelingen des Vorhabens. Die Eltern erfahren, welche Rolle Medien in der kindlichen Entwicklung spielen, welche Vorbildfunktion sie selbst haben und wie sie Medien sinnvoll einsetzen können. Die AG Medienpädagogik der Johannes-Gutenberg-Universität begleitet das Projekt außerdem von wissenschaftlicher Seite. Unter der Koordination von Prof. Dr. Stefan Aufenanger und Jun.-Prof. Dr. Jasmin Bastian werden die Auswirkungen mediengestützten Lernens in der Kita untersucht und der Projektfortgang mit Befragungen und Beobachtungen unterstützt. „Die pädagogische Arbeit mit digitalen Medien und insbesondere mit Tablets erweitert die Erfahrungs- und Lernräume der Kinder, wenn dies pädagogisch begleitet wird. Nicht nur, dass Kinder dadurch schon früh in einem positiven Sinne im Umgang mit diesen Medien vertraut gemacht werden können, vielmehr bieten sich auch erweiterte Formen der kreativen Medienarbeit, der Kommunikation zwischen den Kindern sowie neue Spiel- und Lernformen an,“ urteilt Professor Aufenanger. In diesem Sinne werden die Tablets in den Modell-Kitas neben vielen anderen Mitteln noch bis September 2016 zum Lernen und Spielen eingesetzt.

Autorin: Petra Schraml
Mit freundlicher Genehmigung von "bildung + innovation"