Seit Freitag streiken die ErzieherInnen in kommunalen KiTas für eine bessere Bezahlung. Am Montag waren nach Angaben von verdi bundesweit rund 40.000 ErzieherInnen und SozialerabeiterInnen im Streik, davon in Niedersachsen rund 4.500. Streikschwerpunkte sind hier neben Hannover weitere Einrichtungen wie zum Beispiel in den Städten Lüneburg, Hameln und Dissen. Demonstration und Kundgebungen fanden in Oldenburg und Wolfsburg statt.

 

Kritik der Kommunalen Spitzenverbände

Die kommunalen Spitzenverbände kritisierten derweil die Streiks der Gewerkschaften im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. "Es ist nicht tragbar, dass die Gewerkschaften derzeit erkennbar allein auf Streik statt auf inhaltliche Verhandlungen setzen. Leidtragende des Tarifkonflikts sind so vor allem Eltern und ihre Kinder", erklärten heute die Hauptgeschäftsführer der kommunalen Spitzenverbände, Dr. Stephan Articus (Städtetag NRW), Dr. Martin Klein (Landkreistag NRW) sowie Dr. Bernd Jürgen Schneider (Städte- und Gemeindebund NRW).


Nachdem die kommunalen Arbeitgeber in den Verhandlungen umfangreiche Vorschläge für eine verbesserte Eingruppierung im Sozial- und Erziehungsdienst für Beschäftigtengruppen wie Erzieherinnen und Erzieher, Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger oder Kita-Leitungskräfte unterbreitet haben, fordern die kommunalen Spitzenverbände die Gewerkschaften nachdrücklich auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich ernsthaft mit den Vorschlägen auseinanderzusetzen: "Es ist an der Zeit, dass die Gewerkschaften wieder auf den Weg inhaltlicher Verhandlungen zurückfinden, um den Tarifkonflikt so rasch wie möglich zu beenden. Dies erfordert allerdings auch von den Gewerkschaften Kompromissbereitschaft statt Streik", appellierten die Haupt¬geschäftsführer der kommunalen Spitzenverbände.


"Die Beschäftigen in Kindertagesstätten und anderen kommunalen Einrichtungen im Sozial- und Erziehungsdienst leisten eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft, insbesondere bei der Förderung und Entwicklung der Potentiale unserer Kinder. Dort, wo sich Tätigkeiten im Sozial- und Erziehungsdienst weiter entwickelt und verändert haben, wie zum Beispiel in Fragen der Inklusion, der Sprachförderung oder der musischen Erziehung, haben die Arbeitgeber von Anfang an ihre Bereitschaft erklärt, dieses auch im Rahmen verbesserter Eingruppierungsregelungen zu honorieren. Die von den Gewerkschaften geforderten pauschalen Erhöhungen von teilweise mehr als 20 Prozent haben allerdings den Boden der Realität verlassen."


Darüber hinaus würden die geforderten höheren Gehaltseingruppierungen, die allein im Bereich der Erzieherinnen und Erzieher Entgeltsteigerungen von bis zu 685 Euro pro Monat bedeuten, am Tarifgefüge des öffentlichen Dienstes rütteln. Erzieherinnen und Erzieher verdienen aktuell zwischen 2590 und 3750 Euro. Damit liegen sie schon jetzt höher als andere Ausbildungsberufe im kommunalen öffentlichen Dienst.

 

verdi wartet noch immer auf "echtes Angebot"
Heute signalisierte ein verdi-Sprecher Bereitschaft, den Streik in Kindertagesstätten, Schulhorten und anderen Erziehungseinrichtungen auszusetzen. "Wenn die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber ein echtes Angebot macht, könnten die unbefristeten Streiks binnen Tagesfrist ausgesetzt werden", sagte er der "Rheinischen Post". Die Gewerkschaften fordern angesichts deutlich gestiegener Anforderungen an ErzieherInnen eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale, die für die rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich zehn Prozent führen würden.

 

Daten & Fakten

Spiegel online zeigt in einem "Grafik-Check", wie gut oder wie schlecht ErzieherInnen im Vergleich bezahlt sind, wie ihre aktuelle Arbeitssituation ist und welche Auswirkungen die Forderungen der Gewerkschaften haben würden.