Vor wenigen Jahren war der Einsatz Neuer Medien in den Kitas noch sehr umstritten. Anfangs überwog die Überzeugung, dass gerade der Kindergarten eine Alternative zur virtuellen Realität aufzeigen sollte und für Computer und Co. galt: "Wir müssen draußen bleiben". Mittlerweile aber wird erwartet, dass auch schon in der Kita Medienkompetenz vermittelt wird. Doch was heißt das konkret? Im Interview mit bildungsklick.de gibt der Mainzer Medienpädagogen Prof. Dr. Stefan Aufenanger dazu Auskunft.

  • Herr Professor Aufenanger, warum ist die Vermittlung von Medienkompetenz bereits im Elementarbereich wichtig?

 

aufenangerZum einem ist die Lebenswelt von heutigen Kindern sehr stark schon von digitalen und auch noch von traditionellen Medien geprägt, sodass es aus der Perspektive eines situations- bzw. lebensweltorientierten Ansatzes pädagogisch sinnvoll ist, Kinder in dieser Welt pädagogisch zu begleiten bzw. sie dafür kompetent zu machen. Zum anderen kann in der Kita selbst der Einsatz digitaler Medien eine Erweiterung des Erfahrungs- und Lernraums der Kinder darstellen. So bieten etwa Tablets mit ihren audiovisuellen Funktionen eine Vielfalt von kreativen Projekten und auch die umfangreichen pädagogischen und spielorientierten Anwendungen (Apps) machen Kindern schon viel Spaß und regen sie in ihrer Entwicklung an.

 

  • Wie sieht der Einstieg in eine altersgerechte Medienerziehung in der Kita aus?


Ich favorisiere die Tablets für den Einstieg in Kitas, da sie mit ihrer Gestenkommunikation den Kindern sehr entgegenkommen. Auch das Arbeiten mit den Apps ist für Kinder einfacher als bei einem Computer: einfach draufklicken und das Programm startet. Weiterhin lassen sich in den Betriebssystemen der Tablets genau wie bei den Smartphones sehr gut kindergerechte Einstellungen vornehmen, sodass Kinder immer in einem kindgerechten Raum agieren können. Gute App-Angebote gibt es schon für die Dreijährigen und mit dem Älterwerden können nicht nur die Spiele faszinieren, sondern auch herausfordernde bzw. problemorientierte Anwendungen.

 

  • Sind die Kitas auf diese Aufgabe vorbereitet?

Zum Teil ja, wenn dort engagierte und an Medienerziehung interessierte Erzieherinnen tätig sind, zum Teil aber auch nicht, da in der Ausbildung das Thema Medienerziehung viel zu kurz kommt. Es wäre notwendig, dass die Ausbildung dieses Thema aufgreift und verstärkt in den Mittelpunkt stellt. Auch eine praxisbegleitende Fortbildung wäre schon ein wichtiger erster Schritt.

 


Zur Person
Stefan Aufenanger ist Professor für Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Mainz. Seine Arbeitsgebiete sind die Medienpädagogik und die Medienforschung, Moralerziehung sowie qualitative Forschungsmethoden. Als Schwerpunkte im Medienbereich gelten u. a. die Themen 'Familie und Medien', 'Fernsehen und Kinder', 'Multimedia in pädagogischen Kontexten' und 'Medienethik'.

 

didacta-Tipp:

Donnerstag 26. Februar 2015: Im Rahmen des Thementags "Technologien für Bildung" diskutieren Prof. Dr. Stefan Aufenanger, Universität Mainz; Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis, Didacta Verband; Michael Kobbeloer, Trainer über "Sind Kitas reif für Bildungstechnologien?" 14:00 Uhr -14:45 Uhr im Forum didacta aktuell, Halle 23/Stand E41

 

Mit freundlicher Genehmigung von www.bildungsklick.de