Bewegungsaktivitäten bieten viele Anlässe für eine systematische und dennoch spielerische Sprachbildung und -förderung von Kindern. Eine Sprachförderung durch Bewegung zeigt sich dabei traditionellen Formen der Sprachförderung überlegen, da sie alltagsorientiert ist und an den Kompetenzen der Kinder ansetzt statt an ihren Defiziten. So lautet das Fazit eines dreijährigen Forschungsprojektes unter der Leitung von Prof. Dr. Renate Zimmer. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Studie jetzt auf dem gemeinsam vom nifbe, dem Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Osnabrück sowie der Stadt Osnabrück veranstalteten „Fachtag Sprache und Bewegung“.


 

In ihrer Einführung unterstrich Prof. Dr. Renate Zimmer, dass der Körper die Basis von frühkindlichen Bildungsprozessen sei. Wie schon Humboldt erkannt habe, finde Bildung nur in der tätigen Auseinandersetzung mit der Welt statt. „Im Zentrum frühkindlicher Bildungsprozesse steht das forschende und entdeckende Handeln, der Eigenwille und Eigensinn der Kinder sowie die Erfahrung von Selbstwirksamkeit“ erläuterte Zimmer. Und in diesem Sinne müsse auch Sprachbildung und Sprachförderung am Alltag der Kinder und an authentischen Situationen ansetzen, die zum Sprechen verlocken. Ausgehend von der Körperlichkeit des Kindes könnten dabei Bewegungshandlungen ideal als Ausgangspunkte für sprachliche Prozesse genutzt werden.


Erprobt und evaluiert wurde dieser neue Ansatz in dem vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium sowie der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung geförderten Projekt „Sprachförderung durch Bewegung“. Im Verlaufe des Projektes wurden entsprechende Wege der Sprachbildung und Sprachförderung entwickelt, unter systematischer Begleitung im Kindergartenalltag umgesetzt und auf ihre Effektivität hin überprüft. An dem breit angelegten Forschungsprojekt nahmen 50 Kindergärten der Stadt und des Landkreises Osnabrück teil.


„Wir konnten sowohl in den Regelkindergärten wie auch vor allem in den Krippen einen deutlichen Zuwachs der sprachlichen Kompetenzen der Kinder feststellen. Verglichen mit Kontrollgruppen zeigten die an dem Projekt beteiligten Kinder eine höhere aktive Sprachkompetenz“ resümiert Prof. Dr. Renate Zimmer. Besonders hohe Effekte zeigten sich bei den Krippen-Kindern unter drei Jahren, wenn auch die Eltern einbezogen wurden.


Am „Fachtag Bewegung und Sprache“ im Osnabrücker Schloss nahmen rund 250 pädagogische Fachkräfte aus ganz Niedersachen und Nordrhein-Westfalen teil. Nach der Vorstellung der Projekt- und Studienergebnisse konnten die TeilnehmerInnen in acht verschiedenen Workshops ganz praktischen erproben, wie das Konzept einer bewegten Sprachförderung im KiTa-Alltag umzusetzen und zu integrieren ist – oftmals sogar ganz ohne zusätzlichen Aufwand.