Eine Sammlung für nachhaltiges Staunen!


Die NetzWerkstatt einfallsreich! ist eine Materialsammlung aus Produktionsresten von Industrie und Handwerk und basiert auf dem Grundgedanken der REMIDA aus der Reggiopädagogik. Das zentrale Ziel ist es, das schöpferische Denken und Lernen von Kindern und auch Erwachsenen zu fördern und vielfältige Lerngelegenheiten zu ermöglichen. Im Zusammenspiel von ästhetischer Erfahrung, wertschätzenden Dialogen und anregender Umgebung soll es Kindern ermöglicht werden Phänomene in ergebnisoffenen Prozessen zu entdecken, elementare Zusammenhänge zu verstehen und ihre Ideen fantasievoll ausdrücken zu können.

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Die Materialsammlung:

Die Sammlung umfasst vielfältige Materialien aus Metall, Papier, Kunststoff, Holz, Stoff, wie z.B. Stanzreste, Bauteile, Abschnitte, u.v.m. Diese stehen in große Fülle zur Verfügung (FOTOS). Sie kommen aus unterschiedlichen Betrieben und Industrieunternehmen aus dem Großraum Hannovers. In der Regel handelt es sich um Materialien aus Fehl- oder Überproduktionen, die einfallsreich gespendet werden. Die Firmen unterstützen durch ihre Materialienspenden maßgeblich diese pädagogische Idee.


Das Programm:

Das pädagogische Konzept umfasst zum einen kostenlose Einführungsworkshops für pädagogische Fachkräfte in der Regel aus Kindertageseinrichtungen, Grund- und Förderschulen. Das Programm steht aber auch Fachkräften aus allgemeinbildenden Schulformen, Fach- und Hochschulen sowie Kultureinrichtungen offen.

Zum anderen besteht die Möglichkeit, Seminare, Workshops und Teamtage durchzuführen, um die Arbeit mit bedeutungsoffenen Materialien in der Sammlung kennenzulernen und eine an den Perspektiven von Kindern orientierte Didaktik in die pädagogischen Konzepte von Kitas und Schulen nachhaltig zu verankern.

Ausgehend von praktischen Übungen mit dem Material der Sammlung werden u.a. folgende Inhalte behandelt: Bedeutungsoffenheit als Herausforderung zum Experimentieren und Fantasieren, die Sammlung als Impulsgeber für kreatives Denken und Ko-Konstruktion. Durch das gemeinsame Gestalten mit dem Material werden Bezüge insbesondere zu den Bildungsbereichen: Natur und Lebenswelt, mathematisches Grundverständnis, Sprache sowie ästhetische Bildung erlebbar.

Auch können Kindergruppen aus Kita, Hort und Schule ins einfallsreich kommen, um vor Ort die Fülle an ungewöhnlichen Materialien kennenzulernen und in die ganz anregende Atmosphäre dieser Werkstatt einzutauchen.

Darüber hinaus bieten Inhouse-Workshops die Möglichkeit, in der eigenen Einrichtung mit dem Material umzugehen und eigene Konzepte und Projekte umzusetzen, die von Fachkräften und Studierenden aus dem Kooperationsverbund begleitet werden können. Hierfür steht in begrenztem Umfang das einfallsreich Mobil zur Verfügung.

Kitas und Schulen können Nutzer bei einfallsreich werden und gegen einen Jahresbeitrag Material aus der Sammlung für eigene Projekte und Angebote abholen.


Der pädagogische Ansatz:

Das Material lädt zum kreativen Gestalten ein und unterstützt das bedeutungsoffene Experimentieren mit den vielfältigen Werkstoffen. Die Materialien sind fremd und ungewöhnlich, sie regen zum Fantasieren und Philosophieren an, sie unterstützen kindliche Denk- und Handlungsmuster, die den Ausgangspunkt für den pädagogischen Ansatz bilden.

Eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Lernprozesse von Kindern und pädagogischen Fachkräften ist es, sich auf experimentelle Prozesse einzulassen und eine Offenheit für Phänomene zu zeigen. Das kindliche Denken unterscheidet sich von dem Erwachsener. Deshalb geht es darum, Phänomene aus der kindlichen Perspektive heraus zu betrachten und keine fertigen Antworten zu geben oder vorgefertigte Experimente aus Sicht der Erwachsenen durchzuführen.

Vielmehr eröffnet ein wertschätzender, dialogorientierter Prozess Kindern die Möglichkeit, eigenen Ideen und Vorstellungen nachzugehen, sich entdeckend und forschend auf einen gemeinsamen Weg zu begeben. Die Ergebnisoffenheit und der kindliche (nicht kindische!) Prozess im Umgang mit den Materialien bildet den Ausgangspunkt für die pädagogische Arbeit. Kinder geben dem Material jeweils eigene Bedeutungen, sie haben unterschiedliche Herangehensweisen und Fragestellungen, sie knüpfen unmittelbar an ihrer Lebens- und Erfahrungswelt an. Daraus resultiert, dass es kein „richtig“ und „falsch“ gibt. Das Kind wird mit seinen Lösungsvorschlägen ernst genommen und der Forscherdrang geweckt, hierdurch erfahren Kinder Selbstwirksamkeit.
Als pädagogische Fachkraft ist es wesentlich, diese kindlichen Vorstellungen und Erklärungsansätze zu zulassen und zu unterstützen. Weil Kinder ihre Umgebung vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Erfahrungen wahrnehmen, knüpfen sie unmittelbar an Erlebtem an. Das gilt es durch gezielte Impulse und Fragestellungen zu unterstützen, um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihren Erfahrungshorizont zu erweitern. Und genau das erfordert eine gute Vorbereitung durch die pädagogische Fachkraft, um das Lernsetting entsprechend zu gestalten.

Durch das Material werden konventionelle Angebote ergänzt und bereichert, denn die ungewohnte Sammlung irritiert und regt Bildungsprozesse an.



Das Netzwerk: Wer steckt hinter der Netzwerkstatt einfallsreich!?

Die Netzwerkstatt einfallsreich ist ein Kooperationsprojekt, in dem die fachliche Kompetenz aus Praxis und Wissenschaft an unterschiedlichen Standorten zusammen kommt.

Der Kooperationsverbund besteht aus der Kunstschule KunstWerk e.V. Hannover, der HAWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst) in Hildesheim, Studiengang Bildung und Erziehung im Kindesalter, Prof. Dr. Stefan Brée, der Leibniz Universität Hannover, Institut für Sonderpädagogik, Prof. Dr. Claudia Schomaker, dem nifbe (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung) in Hannover und Hildesheim sowie der Landeshauptstadt Hannover, Stadtteilkulturarbeit. Durch diesen Kooperationsverbund konnte das Projekt als innovatives Vorhaben erst realisiert werden.

Das Vorhaben basiert auf der engen Zusammenarbeit von Prof. Brée, Prof. Schomaker und MitarbeiterInnen aus den beiden nifbe Regionalnetzwerken Mitte und SüdOst. Die Idee war, eine überregionale Materialsammlung aus bedeutungsoffenen Materialien in Niedersachsen aufzubauen und einzurichten. Ziel war und ist es, einen Beitrag zur Bildung und Entwicklung von Kindern zu leisten und hierbei maßgeblich die Ebenen der Praxis sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte einzubeziehen, um nachhaltig das schöpferische und kreative Potenzial von Kindern und Erwachsenen zur Entfaltung zu bringen.

Die Kunstschule mit ihrer über 25jährigen Praxiserfahrung mit künstlerisch-kulturellen Angeboten für Kinder und Erwachsene bildet die Grundlage von einfallsreich Sie verfügt über die idealen Räumlichkeiten für die Materialsammlung, die Fachkräfte vor Ort begleiten Projekte, Seminare und organisieren alles rund um die Materialsammlung.

Beide Hochschulen bringen ihre jeweilige wissenschaftliche Expertise ein. So werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Arbeit eingespeist und praktisch umgesetzt. Einfallsreich ist Bestandteil in der Hochschulausbildung an der HAWK Hildesheim für die angehenden KindheitspädagogInnen und an der Leibniz Universität Hannover für zukünftige Förderschullehrkräfte mit dem Fach Sachunterricht. Im o.g. Studiengang an der HAWK ist das Prinzip der Remida im Seminarangebot integriert und Studierende begleiten im Rahmen der Netzwerkstatt Mobil Kitas bei Projekten in ihren Einrichtungen.

Die beiden nifbe Regionalnetzwerke in Hannover und Hildesheim bringen ihre Netzwerkkompetenzen ein, koordinieren den Verbund und unterstützen bei Vernetzung und Transfer und haben eine Anschubfinanzierung ermöglicht.

Aus einem Innovationsbudget der Stadt Hannover, Stadtteilkulturarbeit, wird für drei Jahre ebenfalls der Aufbau mit finanziert. Auch wird hier die Verknüpfung mit bestehenden Angeboten aus der vielfältigen Kinderkulturarbeit in Hannover unterstützt. Vor diesem Hintergrund ist einfallsreich eine bereichernde Ergänzung im Kanon der Kultur- und Bildungsangebote.

Aktuell wird an einem Konzept gearbeitet, um das Vorhaben nachhaltig abzusichern.

„Lernende Netzwerke“ zwischen unterschiedlichen pädagogischen Institutionen bilden ein zukunftsorientiertes Bildungssystem. Forschung, Ausbildung und Praxis können sich wechselseitig anregen und interagieren, um eine nachhaltige Förderung kindlicher Bildung zu gewährleisten. In diesem Sinne leisten bei einfallsreich! Kunstschule, Hochschule, Universität, Stadt Hannover und nifbe gemeinsam mit Kitas und Schulen einen Beitrag, um die Praxis des selbsttätigen und spielerischen Lernens nachhaltig in den pädagogischen Systemen zu verankern.

Entsprechend versteht sich die NetzWerkstatt einfallsreich! als ein mehrperspektivischer Raum für die Anregung von Projekten mit Kindern, für die Weiterbildung und Begleitung von Fachkräften, für eine nachhaltige Vernetzung und einen Dialog aller Beteiligten an unterschiedlichen Standorten.



Literatur:

Brée, Stefan; Schomaker, Claudia; Krankenhagen, Julia; Mohr, Katrin (2015): Gemeinsam von und mit den Dingen lernen. nifbe Themenheft Nr. 27, Osnabrück
einfallsreich! NetzWerkstatt, Info-Flyer, 2015
einfallsreich! NetzWerkstatt, Leitbild, 2014


Zur Homepage:

www.netzwerkstatt-einfallsreich.de