Auftakt der KIM-Qualifizierungs-Initiative
Die (digitale) Medienbildung ist heute für KiTas weniger eine Frage des „Ob“, als vielmehr eine Frage des „Wie“: Wie können Kinder schon in der KiTa zu kritischen und kreativen Medien-Nutzer*innen werden? Diese Frage stand im Fokus der ersten Auftaktveranstaltung zur Qualifizierungsinitiative „Kindgerechte Medienbildung“ (KiM) in der Volkshochschule in Göttingen. KiM wird gemeinsam von Blickwechsel e.V. und nifbe e.V. durchgeführt und vom Niedersächsischen Kultusministerium gefördert.In ihrem Grußwort unterstrich Karla Klocke vom Niedersächsischen Kultusministerium, dass wir heute in einer Welt der digitalen Medien leben und auch Kinder von Anfang an mit diesen in Berührung kommen. Lange Zeit sei die KiTa als „digitaler Schonraum“ bewahrt und verteidigt worden, aber spätestens jetzt sei im Sinne der Lebensweltorientierung auch die digitale Medienbildung ein Bildungsauftrag für KiTas: „Wir müssen Kinder dabei unterstützen, einen forschenden und kritischen Umgang mit den Medien zu erlernen.“ Eine zentrale Rolle, so Klocke, spielen dabei die „Fachkräfte und Eltern als Rollenvorbilder“. Sie müssten ein „gesundes Medienverhalten“ vorleben bzw. bewusst entwickeln.
Deutlich machte Karla Klocke, dass digitale Medien „kein Selbstzweck sind“, sondern immer einem pädagogischen Zweck folgen und analoge Lern- und Erfahrungswelten nicht ersetzen, sondern ergänzen sollten. Die Umsetzung der digitalen Medienbildung sei dabei für jede KiTa „ein individueller Prozess“, der auch viel Austausch im Team und mit den Eltern erfordere. Dafür seien die KiTas auf Unterstützung angewiesen und dies sei auch Ziel des in einer interdisziplinären Expert*innen-Gruppe entwickelten KiM-Curriculums und der jetzt anlaufenden KiM-Qualifizierungsinitiative.
"Aufwachsen in Digitalien"
Unter dem Titel „Aufwachsen in Digitalien“ führte Sabine Eder den Teilnehmer*innen die rasante Veränderung unserer Welt in den letzten dreißig Jahren vor Augen. Die Geschäftsführerin und das Gründungsmitglied von Blickwechsel e.V. verdeutlichte, dass eine Welt ohne digitale Medien heute kaum noch vorstellbar ist und dass auch Kinder von Anfang an mit ihnen in Berührung kommen – vom Smartphone und Tablet über Spiele und Serien bis zur „Scripted Reality“ und Künstlichen Intelligenz wie Chat GPT. „Kinder haben dabei sowohl ein Recht auf Mediennutzung wie auch auf Medienerziehung“ hob sie heraus. Ziel der Medienerziehung oder -bildung müsse der kreativ-kritische Umgang der Kinder mit Medien sein und insbesondere die „Erkenntnis, dass Medien gemacht sind“ und entsprechend nicht die Realität widerspiegeln, sondern diese vielmehr auch verzerren und verfälschen können. „Die Digitalisierung unserer Welt“, so Eder, „hat sowohl eine technische wie ein sozial-kulturelle Dimension und ist immer mit Chancen und Risiken zugleich verbunden“ – und darüber gelte es sich offen auszutauschen.Vom Konsumieren zum aktiven Gestalten
Im Hinblick auf die Medienbildung in den KiTas konstatierte die Medienpädagogin, dass es darum gehe, „vom Konsumieren zum aktiven Gestalten und Hinterfragen“ zu kommen. Medien sollten in der KiTa zum Thema gemacht und könnten als Werkzeug in den verschiedensten Bildungsbereichen genutzt werden. Audio-, Video- oder Fotoprojekte hätten ein großes Potenzial für die kindliche Entwicklung – von der Selbstwahrnehmung und Sozialkompetenz über die Sprachliche Bildung bis zur Kreativität.Unter dem Titel „Mäuse, Monster, Medienstars“ stellte Sabine Eder den Teilnehmer*innen konkrete und mit wenig technischem Aufwand zu realisierende Projektideen vor: Trickfilme, bei denen zunächst Figuren und Hintergründe gebastelt und gemalt werden und bei denen die Kinder auch mit ihren Medienheld*innen zusammen agieren können, Foto-Montagen, -Collagen oder -Rätsel, mit denen die Welt genauer in den Blick genommen wird.
„Medienpädagogik geht aber auch ohne Strom“ sagte Sabine Eder und räumte so auch mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf – denn man könne mit den Kindern ganz analog über Medien, Medienerlebnisse oder Medienheld*innen sprechen, Rollenspiele dazu machen oder einfach selber Mediengeräte basteln und dabei seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Wichtig bei allen Projekten und der Medienbildung generell, so Eder abschließend, sei das Aufgreifen der Lebenswelt der Kinder, das Nutzen der im Alltag vorhandenen Bildungschancen und die gemeinsame kritische Reflektion über die verschiedenen Medien. Ausstattung und Konzept gehörten dabei eng zusammen und „technische Materialschlachten“ seien unnötig. Vielmehr gelte es auch bei der Medienbildung immer die Natur und die Verbindung mit sinnlichen Erfahrungen im Blick zu behalten.
Zusammenarbeit mit Eltern
In einem von Susanne Roboom von Blickwechsel e.V. gestalteten Praxisimpuls stand in der Folge schließlich die Zusammenarbeit mit Eltern als ganz zentrale Herausforderung der Medienbildung in der KiTa auf dem Programm. Sie hob heraus, dass für eine erfolgreiche Medienbildung in der KiTa „Fachkräfte und Eltern an einem Strang ziehen müssen“. Wichtig sei es dabei mit den Eltern niedrigschwellig z.B. zwischen Tür und Angel ins Gespräch zu kommen und dann größere Formate wie z.B. Elternabende folgen zu lassen. Wichtige Punkte aus Sicht der Teilnehmer*innen waren z.B. der gemeinsame Austausch mit den Eltern über kindgerechte Medienbildung oder nähere Informationen über den Medienkonsum der Kinder und Medienregeln zuhause. An Materialtischen konnten die Teilnehmer*innen sich dann mit einem breiten Spektrum von Print- und Online-Materialien rund um das Thema vertraut machen.Die Fachtagung klang mit der Vorstellung der KiM-Qualifizierungsinitiative und den Teilnahmebedingungen durch Susanne Roboom sowie einem Imbiss mit Austausch und Vernetzungsmöglichkeiten aus.
Alle Infos zur Qualifizierung finden Sie hier auf der Projekt-Website