Offener Brief zum Kita-Qualitätsgesetz


Die letzten Jahre haben eindrücklich gezeigt: Kitas sind wichtige Bildungseinrichtungen. In den ersten Lebensjahren werden die Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und der Bildungsbiografie gelegt. Bundesweit sind die Kita-Strukturen von unzureichender Personalausstattung und nicht adäquaten Räumlichkeiten gekennzeichnet. Das Kita-Qualitätsgesetz soll hier ein Stück weit Abhilfe schaffen. Fachkräfte und Experten halten die im Kita- Qualitätsgesetz vorgesehenen Investitionen für unzureichend.


„Wir begrüßen ein bundesweites Kita-Qualitätsgesetz. Es benötigt, neben den Anstrengungen der Bundesländer eine Initiative des Bundes, um die frühkindliche Bildung und Entwicklung nachhaltig zu stärken“ äußert sich Veronika Lindner, Vorstandsmitglied des Verbands Kita-Fachkräfte Bayern zum Gesetzesentwurf.

„Mit dem angestrebten Handlungsfeld „Fachkraft-Kind-Schlüssel“ soll der BetreuungsschlüsselBetreuungsschlüssel||||| Der Betreuungsschlüssel gibt an wieviele Personen, für die Betreuung anderer Personen zur Verfügung stehen. Es wird meist in dem Format angegen 1:n, um zu verdeutlichen, dass eine Persone für eine bestimmte Anzahl n Personen zuständig ist. Der Betreuungsschlüssel wird auch als Personalschlüssel angegeben, oder im Bereich der Schule, als Klassengröße. Bei Vorgaben zu Betreuungsschlüssel spielen auch die Qualifikationen der betreuuenden Personen  eine Rolle. schrittweise angehoben werden. Hier müssen wir uns in den kommenden Jahren zu den wissenschaftlichen Mindestanforderungen hinbewegen, von denen aktuell alle Bundesländer weit entfernt sind,“ führt Claudia Ungefehr, Vorstandsmitglied im Verband Kita-Fachkräfte Sachsen/Sachsen-Anhalt aus. „Im Moment werden 73% Prozent aller deutschen Kita-Kinder in Einrichtungen betreut, die keinen kindgerechten Fachkräfteschlüssel haben. Wir geben zu bedenken, dass die Anrechnung von Fehlzeiten in vielen Bundesländern keine Berücksichtigung findet. Hier eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, wäre aus unserer Sicht ein Meilenstein“ erläutert Claudia Ungefehr die Situation.

„In zu großen Gruppen, zu kleinen Räumen und mit unzureichenden Personalschlüsseln lässt sich nur schwer auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Die Zahl der Kinder mit großem Unterstützungsbedarf, sei es im sprachlichen, motorischen oder auch emotionalen Bereich, nimmt stetig zu“ ergänzt Anja Braekow, Vorstandsmitglied im Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg. Aus diesem Grund ist auch das Auslaufen des Sprach-Kitas Programm bei vielen pädagogischen Fachkräften, Eltern und Experten auf Unverständnis gestoßen. „Zwar sieht der Gesetzentwurf das Handlungsfeld Sprache vor, aber bis jetzt ist unklar, ob es ein sinniges Nachfolgemodell zu den Sprach-Kitas geben wird und ob das vom Bund außerhalb des Kita-Qualitätsgesetzes finanziert wird. Es ist fraglich, ob die Länder aus Ihren Mitteln zusätzliche Sprachförderprogramme finanzieren,“ unterstreicht Braekow die Problematik.

Das Gesetz sieht vor, dass die Länder die bereitgestellten Gelder vorrangig in Qualität investieren müssen, bevor sie zum Beispiel für eine Beitragsfreiheit genutzt werden können. Bei einem Kita-Qualitätsgesetz, das diesen Namen verdient, müssen die Gelder auch zu 100% in dringend benötigte Qualitätsverbesserungen fließen. Die Zeit der Kompromisse auf Kosten der Kinder und ihren Bildungschancen sind vorbei. „Pädagogische Fachkräfte brauchen durch bessere Personalschlüssel echte Entlastung, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden zu können. Entlastung kann in Zeiten des Fachkräftemangels auch durch die Abgabe von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, weniger Bürokratie oder Unterstützung durch Verwaltungskräfte erreicht werden,“ unterstreicht Veronika Lindner, vom bayerischen Verband, die Forderungen der Fachkräfteverbände.

Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, welchen Stellenwert eine gute frühkindliche Bildung in unserer Gesellschaft hat.

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Quelle: Presseinfo Fachkräfteveband Niedersachsen