Im Fokus der Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur steht die systematische Analyse kultureller Einflüsse auf frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse. Idealtypisch können dabei zwei kulturelle Modelle einander gegenüber gestellt werden: Das der westlichen Mittelschicht und jenes der Landbevölkerung in Afrika, Asien oder auch Südamerika. Während bei uns das primäre Erziehungsziel die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit („psychologische Autonomie“) des Kindes ist, stehen beispielsweise bei den kamerunischen Nso die Familie und die sozialen Verpflichtungen und Verbindungen („hierarchische Relationalität“) im Vordergrund. Die mit diesen unterschiedlichen kulturellen Modellen einhergehenden, tief verankerten Werte, Normen, Haltungen und Meinungen können sich stark auf die jeweiligen Erziehungs- und Bildungsziele auswirken und haben weitreichende Konsequenzen auch für die elementarpädagogische Arbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund in hiesigen KiTas.

In verschiedenen prototypischen Settings untersucht die Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur daher die Auswirkungen der unterschiedlichen kulturellen Modelle auf die frühkindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozesse – von der Entwicklung des sozialen Lächelns über Bindungsbeziehungen, Wahrnehmungsstile und soziale Interaktionen bis hin zu Lernen, Gedächtnis und Informationsverarbeitung. Die Kenntnis der prototypischen Verläufe ist notwendig, um Mischformen z.B. im Kontext von Kulturkontakten zu erkennen.

In vielfältigen Transferprojekten versucht die Forschungsstelle auf der Basis ihrer im internationalen Kontext gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse kultursensitive Konzepte für die KiTas in Niedersachsen zu entwickeln und sie in der Praxis sowie der Aus- und Weiterbildung zu etablieren. Exemplarisch erprobt die Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur dies beispielsweise derzeit an der Sprachentwicklung und –förderung. Ziel des Projektes „Sprachkultur in der Kita“ ist es, ErziehrInnen in einem bestimmten Sprachstil zu schulen, der für Kinder verschiedener Familienkulturen ansprechend ist und bei dem Sprachförderung in jeder Alltags-Situation stattfindet.


Mit ihren kultursensitiven Ansätzen kann die Forschungsstelle auch einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Kinder aus verschiedenen kulturellen Milieus mit gleichen Bildungs- und Entwicklungschancen an unserer sich wandelnden Gesellschaft teilhaben können.

Detaillierte Einblicke in die Arbeit der Forschungsstelle bietet der unten zum Download angebotene Jahresbericht.

Download Jahresbericht