Anlass zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen gaben die jetzt vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen zur Kindertagesbetreuung von Kindern unter 3 Jahren. Mit einer Betreuungsquote von 19,2 Prozent gehört Niedersachsen zu den Schlusslichtern in Deutschland. Nur Nordrhein-Westfalen schneidet mit einer Betreuungsquote von 15,9 Prozent schlechter ab.

 

Bundesweit ist die Zahl der Kinder unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung zum 1. März 2011 gegenüber dem Vorjahr um rund 45 000 auf insgesamt 517 000 Kinder gestiegen. Der Anstieg ist jedoch deutlich geringer als im Vorjahr: Zwischen März 2009 und März 2010 hatte sich die Zahl der Betreuungsplätze noch um rund 55 000 Plätze erhöht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilte, lag am 1. März 2011 der Anteil der in Kindertageseinrichtungen oder in öffentlich geförderter KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung.  betreuten Kinder an allen Kindern dieser Altersgruppe (Betreuungsquote) bei 25,4 % (2010: 23,1 %).

 

Auf dem Krippengipfel 2007 hatten Bund, Länder und Kommunen vereinbart, bis zum Jahr 2013 für 750 000 Kinder unter 3 Jahren ein Betreuungsangebot in einer Tageseinrichtung oder in Tagespflege bereitzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen noch mehr als 230 000 Plätze für Kleinkinder geschaffen werden. Ab dem Kindergartenjahr 2013/2014 sieht das Kinderförderungsgesetz von Dezember 2008 zudem einen Rechts¬anspruch auf einen Betreuungsplatz mit Vollendung des 1. Lebensjahres vor.

 

Unterteilt nach Einzelaltersjahren zeigt sich eine unterschiedliche Inanspruchnahme. Im März 2011 haben die Eltern von jedem vierten Kind (25,9 %) im Alter von 1 Jahr ein Angebot der Kindertagesbetreuung in Anspruch genommen. Bei Kindern im Alter von 2 Jahren lag die Betreuungsquote bereits bei 47,2 %. Eine vergleichsweise geringe Bedeutung hat die Kindertagesbetreuung bei Kindern unter 1 Jahr. Die Betreuungsquote betrug hier 2,6 %.

 

Bei den Kindern unter 3 Jahren insgesamt gab es den mit Abstand höchsten Zuwachs zwischen März 2010 und März 2011 in Rheinland-Pfalz. Die Betreuungsquote stieg hier binnen eines Jahres um 4,5 Prozent¬punkte auf 24,8 %. Überdurchschnittlich hohe Zuwächse gab es auch in den norddeutschen Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen. Den geringsten Anstieg in einem westdeutschen Flächenland gab es mit 1,9 Prozentpunkten in Nordrhein-Westfalen.

 

Althusmann verwahrt sich gegen Vorwürfe

 

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) warf den Ländern angesichts dieser Zahlen mangelndes Engagement beim Ausbau der Kleinkinderbetreuung vor. Nur Hamburg und Bayern hätten bislang die ihnen zustehenden Bundesmittel verplant.

 

Gegenüber dem NDR wies Niedersachsen Kultusminister Bern Althusmann die Vorwürfe seiner Parteikollegin zurück. Schröder sei offenbar verborgen geblieben, dass das Land Niedersachsen in Übereinstimmung mit den Kommunen für den Krippenausbau bis 2013 rund 462 Millionen Euro Landesmittel bereitstellte. Die Betreuungsquote sei in Niedersachsen innerhalb weniger Jahre vervierfacht worden. 2006 lag sie noch bei 5,1 Prozent, für dieses Jahr werde mit einer Quote von rund 20 Prozent gerechnet. Der Minister ist zuversichtlich, dass das Land die Quote bis 2013 erreicht. Einseitige Schuldzuweisungen an einzelne Länder seien im Kita-Ausbau nicht hilfreich sind, sagte Althusmann.


Dass man mit 20 Prozent in diesem Jahr noch weit unter der Zielmarke liegt, so Althusmann gegenüber dem NDR, habe nichts mit fehlender finanzieller Unterstützung durch die Landeregierung zu tun. Zudem lege man notfalls nach, sagte der Minister: "Wir werden die Ergebnisse der finanziellen Förderung im Oktober und November noch einmal überprüfen. Dann wird sich zeigen, ob die Gelder, die wir bisher gezahlt haben, ausreichend waren." Stimmen die Zahlen nicht, will der Minister im eigenen Etat umschichten. Darüber hinaus wolle er den Bund stärker in die Pflicht nehmen. Denn Berlin habe den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz formuliert, die Länder müssten aber dafür eintreten.
 

Zur Pressemitteilung und Statistik-Tabelle des Statistischen Bundesamtes