Ringvorlesung zur Elementarpädagogik gestartet
In Kooperation von Universität Osnabrück und nifbe ist jetzt die prominent besetzte Ringvorlesung „Pädagogisches Handeln im Feld der frühen Kindheit“ mit einem Vortrag von Prof. Dr. Lothar Krappmann gestartet. Sie bietet im jetzigen Winter- und kommenden Sommersemester eine systematische Einführung in die Elementarpädagogik – von den entwicklungspsychologischen Grundlagen über aktuelle pädagogische Handlungsansätze bis hin zur Geschichte des Kindergartens. Sie vermittelt dabei, wie Prof. Dr. Hilmar Hoffmann von der nifbe-Forschungsstelle Elementarpädagogik ausführte, „insbesondere Wissen über die Kinder und ihre Familien“.
Die Vorlesungen werden zusätzlich aufgezeichnet und auf den Websites von Universität Osnabrück und dem nifbe zusammen mit den Power Point-Präsentationen und dem Manuskript in einer „audio-visuellen Bibliothek“ zum Download angeboten. Die Ringvorlesung richtet sich damit nicht nur an Studierende, sondern auch an Auszubildende der Fachschulen, ErzieherInnen und die Fachöffentlichkeit. Wie Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, Vize-Präsidentin der Universität Osnabrück, betonte, leistet die Universität Osnabrück anhand dieses „Themas von größtem gesellschaftlichem Stellenwert“ somit auch „einen Beitrag zur offenen Hochschule“. Gefördert werden die Ringvorlesung und der Aufbau der frei zugänglichen audiovisuellen Bibliothek durch die Robert Bosch-Stiftung.
Zähes Ringen um das frühe Recht auf Bildung
In seinem Auftakt-Vortrag widmete sich der international renommierte Kindheitsforscher Prof. Dr. Lothar Krappmann der frühkindlichen Bildung als Menschenrecht. Als langjähriges Mitglied des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes zeichnete er den langen Prozess nach, mit dem die Einsicht in die entscheidende Bedeutung der ersten Jahre schließlich auch in einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Bildung umgemünzt wurde. Nachdem die 1989 verabschiedete und bis heute von 193 Staaten ratifizierte UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Bildung erst ab dem Primarbereich beinhaltete, wurde in einem 2005 nach zähem Ringen verabschiedeten Kommentar auch das Recht auf Bildung bereits im Elementarbereich manifestiert. „Damit ging es“, so Krappmann, „in der frühkindlichen Bildung nicht mehr nur um gute Betreuung, sondern um die gezielte Förderung aller Fähigkeiten der Kinder.“
"Respekt und Aufmerksamkeit" als Kern der frühkindlichen Bildung
Als Kern der frühkindlichen Bildung und Entwicklung hob der Soziologe den „Respekt für das Kind und seiner Persönlichkeit“ sowie „Aufmerksamkeit für ihre Interessen und Fähigkeiten“ heraus. Kritisch beurteilte er die Tendenz, sich schon in der KiTa auf die Schulvorbereitung zu konzentrieren: „Das hemmt die ganzheitliche Bildung. Zuerst muss es darum gehen, die Neugier der Kinder zu erhalten und dafür muss man an ihren Lebenslagen ansetzen“.
Abschließend unterstrich Krappmann, dass es für die frühkindliche Bildung „kein universell gültiges Modell“ gebe. Dies hänge jeweils von den ganz unterschiedlichen sozialen und kulturellen Umfeldern der Kinder ab. In diesem Sinne sei die Qualifikation der ErzieherInnen auch im Hinblick auf den Umgang mit Kindern aus anderen Kulturkreisen eine „zentrale Herausforderung“.