Deutlich mehr Kinder aus bildungsferneren Familien besuchen eine Kindertageseinrichtung (Kita), wenn die Familie bei der Bewerbung unterstützt wird. Das ist das Ergebnis eines groß angelegten Feldexperiments in Rheinland-Pfalz.

„Das Ergebnis ist sehr wichtig, weil Kinder aus bildungsferneren Familien besonders stark vom Besuch einer Kita profitieren, diese aber deutlich seltener besuchen“, sagt Philipp Lergetporer, ifo Institut und TU München. Unterstützung bei der Kita-Bewerbung könne daher die sozioökonomische Ungleichheit in der Kita-Inanspruchnahme reduzieren.

„Durch die Unterstützungsmaßnahmen stieg die Wahrscheinlichkeit für bildungsfernere Familien, sich um einen Kitaplatz zu bewerben, um 21 Prozentpunkte. Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich einen Kitaplatz in Anspruch zu nehmen, erhöhte sich für diese Familien um 16 Prozentpunkte“, sagt Lergetporer. Dieser deutliche Anstieg sei neben einer höheren Bewerbungswahrscheinlichkeit auch darauf zurückzuführen, dass bildungsfernere Eltern, die die Unterstützungsmaßnahmen erhielten, während des Bewerbungsverfahrens häufiger eine Kita vor Ort besuchten. Auf bildungsnähere Familien hatten die Maßnahmen hingegen keine Auswirkungen. „Der sozioökonomische Unterschied beim Kita-Besuch wurde durch die Bewerbungsunterstützung somit stark reduziert“, sagt Simon Wiederhold, KU Eichstätt-Ingolstadt. In der Studie, an der über 600 Familien mit Kindern unter drei Jahren teilnahmen, erhielten zufällig ausgewählte Familien Informationen und ein personalisiertes Unterstützungsangebot für ihre Kita-Bewerbung.

KiTa-Anmeldung für viele herausfordernd

In Deutschland hat zwar jedes Kind ab dem Alter von einem Jahr einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Betreuung. Der Kita-Bewerbungsprozess ist jedoch sehr komplex. Um einen Kitaplatz zu erhalten, müssen sich Eltern frühzeitig informieren, Formulare fristgerecht einreichen und Termine wahrnehmen (z.B. zum persönlichen Kennenlernen der Kita-Leitungen). „Vor allem bildungsfernere Eltern stellt dies oft vor besondere Herausforderungen“, sagt Frauke Peter, DZHW Hannover. Ihnen fehlten häufiger wichtige Informationen über das Bewerbungsverfahren, um den Prozess erfolgreich zu meistern. Henning Hermes, NHH Bergen, erläutert: „Es ist daher absolut zentral, dass solche Barrieren, beispielsweise durch die Bereitstellung leicht verständlicher Informationen, abgebaut werden, um so allen Familien gleichermaßen Zugang zu frühkindlicher Betreuung in Kitas zu ermöglichen.“

Erstellt wurde die Studie durch ein Forscherteam um Philipp Lergetporer (ifo Institut und TU München), Henning Hermes (NHH Bergen, vormals Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Frauke Peter (DZHW Hannover) und Simon Wiederhold (KU Eichstätt-Ingolstadt).

Quelle: Pressemeldung ifo institut