Diese Bedeutung führte Sandra Köper-Jocksch vom nifbe als Koordinatorin der Expert*innenrunde Familienzentren weiter aus. Diese böten wohnortnahe und niedrigschwellige Bildungs- und Unterstützungsangebote für die ganze Familie aus einer Hand – insbesondere auch für Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund sowie solchen aus sozial benachteiligten Lebenslagen. „Familien, die mit Angeboten der klassischen Familienbildung nur schwer angesprochen werden können, werden von Familienzentren vielfach erreicht“ unterstrich sie.
Wirkungsvoller Beitrag zur Chancengerechtigkeit
Grundsätzlich könnten Familienzentren durch „Empowerment“ einen wirkungsvollen Beitrag zur Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft leisten. Aktuelle Studien u.a. von Schmitz & Spieß (2019) zeigten zudem auf, dass Familienzentren sich auch aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnen und soziale Folgekosten vermindern. „Jeder in Familienzentren gesteckte Euro rentiert sich so mehrfach“ resümierte Sandra Köper-Jocksch.In der anschließenden Diskussion wurden vom Arbeitskreis Soziales viele interessierte Fragen an die aus Praxis, Weiterbildung, Administration und Wissenschaft kommende Expert*innen gestellt. Erläutert wurde von den Expert*innen, dass Familienzentren oftmals an KiTas angedockt werden, da hier schon fast alle (junge) Familien zusammenkommen würden. Es gebe aber auch andere Organisationsmodelle von Familienzentren, die lokal sinnvoll sein können – z.B. Familienbildungsstätten, Grundschulen, Mütter-Kinder-Zentren oder Mehrgenerationenhäuser.
Deutlich wurde im Gespräch, dass viele andere Bundesländer wie NRW oder Hamburg Familienzentren schon fördern und auch im KiTaG verankert haben. In Niedersachsen gibt es dagegen nur einzelne Förderungen durch Kommunen wie in Hannover oder im Landkreis Osnabrück. Förderung sei vor allen Dingen im Hinblick auf zusätzliche Personalanteile für Koordination, Vernetzung und Beratung notwendig, im Idealfall aber auch noch für erweiterte Räumlichkeiten. In Niedersachsen erschwere das Kultusministerium die Nutzung von KiTas für Familienangebote durch das „Verbot der Doppelnutzung“ und drohe mit dem Entzug der Betriebserlaubnis. Grundsätzlich, so kritisierten Vertreter*innen der Expertengruppe deutlich, erschwere derzeit ein „Kompetenz- und Interessengerangel“ zwischen Sozial- und Kultusministerium die Weiterentwicklung von Familienzentren in Niedersachsen.
Abschließend versicherte Arbeitskreis-Sprecher Volker Meyer noch einmal, dass die CDU in Niedersachsen sich nachhaltig für Familienzentren engagieren und am Ball bleiben werde. Gerne werde man bei den nächsten Schritten dabei auch auf die Beratung der nifbe-Expert*innenrunde Familienzentren zurückgreifen.
Infos zur Expertenrunde Familienzentren finden Sie hier auf dem nifbe-Portal
Fachinformationen des nifbe und von externen Fachleuten zu Familienzentren finden Sie hier auf dem nifbe-Portal
Karsten Herrmann