Die Corona-Pandemie hat auch KiTa-Leitungskräfte vor völlig neue Herausforderungen gestellt: Ein Team, das sich sonst jeden Morgen sieht und austauschen kann, musste plötzlich ganz oder teilweise aus der Distanz geleitet werden. Wie das gelingen kann und welche Besonderheiten dabei zu beachten sind, beleuchtete der Coach und Personalentwickler Tino Schwarz in der kostenlosen nifbe-Vortragsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“. Die Einführung und Moderation der abschließenden Diskussion übernahmen dabei die nifbe Transfermanagerinnen Annika Gels und Gerlinde Schmidt-Hood.

Zur Einführung verglich Tino Schwarz die neue Situation für Führungskräfte durch die Corona-Pandemie mit einer Schleusen-Passage in ganz neue Gewässer, in denen erst einmal eine Neuorientierung auf allen Ebenen notwendig wurde. In bildlichen Blitzlichtern stellte er die entscheidenden Fragen und Erfahrungen aus der Praxis von KiTa-Leitungskräften vor: Wie gestalte ich meine Führungsrolle aus? Welche bewährten Führungsinstrumente benötige ich noch? Was braucht es anderes - was muss weg? Was traue ich meinen Mitarbeiter* innen zu? Wie viel Leitungspräsenz ist notwendig? Was passiert mit mir, wenn ich nicht mehr alles im Blick behalten kann? Wie gestalte ich den Informationsfluss in der Einrichtung und welche Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?

Leitung als eine Frage der Haltung

Wie Tino Schwarz unterstrich, ist die Leitung auch in Zeiten der Distanz in erster Linie „eine Frage der Haltung“. Wichtig sei ein Zutrauen in die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter*innen und auch ein Vertrauen darin, dass z.B. die Zeit im Homeoffice tatsächlich sinnvoll genutzt wird. In Anlehnung an Gerald Hüther gehe es darum sein „Team einzuladen, zu ermutigen, zu begeistern und zu inspirieren“. Trotz eigener Unsicherheiten zum Beispiel im Hinblick auf die Flut von nicht immer ganz eindeutigen Verordnungen und Hygienemaßnahmen gelte es für die Leitung „einen sicheren Rahmen für die Mitarbeiter*innen“ zu schaffen.

Als elementaren Faktor einer guten Führung auf Distanz hob der Personalentwickler eine „gute Kommunikation“ heraus. Der regelmäßige Austausch müsse essentiell erhalten und das Wohlbefinden des Teams und mögliche Unterstützungsbedarfe im Blick bleiben. Es gehe hier darum, „Sinn zu vermitteln, Ziele zu klären und die Fäden in der Hand zu behalten“. Mindestens einmal wöchentlich solle es so ein reguläres digitales oder auch hybrides Teammeeting mit Tagesordnung, strukturierter Moderation und anschließendem Protokoll geben. Daneben könne es kurze tägliche Treffen am Morgen („Digitales Moin“), Kurzmeetings und Blitzlichter, virtuelle Mittags- und Kaffeepausen oder auch die virtuelle „Verabredung zu einem Feierabendbierchen“ geben.

Kommunikation aufrecht erhlten

Inwieweit sind und waren die KiTas für die neuen Herausforderungen und die digitale Kommunikation aber überhaupt gerüstet? In einer Blitzumfrage unter den rund 400 Teilnehmer*innen ergab sich, dass die Hälfte zufrieden mit den digitalen Ausstattung und dem Internetanschluss waren und dass stolze 93% „das Arbeiten mit digitalen Medien Spaß macht“. Im Hinblick auf die weitere digitale Ausstattung wies Tino Schwarz für Niedersachsen auf den Digitalbonus der N-Bank hin und auch über ein Investitionsprogramm des Landes sind digitale Ausstattungen in KiTas förderfähig.

Neben der digitalen Infrastruktur bleiben aber natürlich die Kompetenzen der KiTa-Leitung für eine gute Führung auf Distanz entscheidend und Unterstützung für ihre Weiterentwicklung bieten zum Beispiel Fort- und Weiterbildungen, kollegiale Beratungen sowie Coachings und Supervision. Letztlich, so Tino Schwarz, „bleibt gute Führung aber gute Führung“ und ein Führen auf Distanz benötige nur eine andere Akzentuierung. Entscheidend seien hier die Reflexionsfähigkeit, die Lern- und Anpassungsbereitschaft sowie eine „Ambiguitätstoleranz“ für all jene Situationen, die nicht eindeutig zu bewerten und zu entscheiden sind – zum Beispiel im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Hygieneverordnungen und pädagogischen Ansprüchen. Bei allen Herausforderungen dürfe aber „der Humor und die Leichtigkeit“ nicht zu kurz kommen.

In der anschließenden Diskussion mit Tino Schwarz war eine der zentralen Fragen, wie Leitung tatsächlich alle Mitarbeiter*innen mit ihren verschiedenen Kompetenzen, Ansprüchen, Unsicherheiten und auch Ängsten mitnehmen könne. Neben der beständigen und transparenten Kommunikation wurden hier Tandemlösungen (auch intergenerationell) oder für bestimmte Aufgabenbereich auch Expert*innen oder Patenschaftsmodelle empfohlen, mit denen sich die Leitung einerseits entlasten kann und mit denen andererseits Unterstützung und Zugehörigkeit vermittelt werde.

Download Präsentation



Karsten Herrmann