Die Eindämmung des Coronavirus verlangt nicht nur Familien in Deutschland viel ab. Auch Kindertageseinrichtungen und Schulen müssen sich häufig komplett neu organisieren. Wie Eltern, Kinder und Fachkräfte die Krise bisher bewältigen, analysiert die neue Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse auf Basis von aktuellen Forschungsergebnissen des Deutschen Jugendinstituts (DJI).

Unter dem Titel „Im Krisenmodus: Wie das Coronavirus den Alltag von Eltern und Kindern verändert“ gehen die Autorinnen und Autoren unter anderem der Frage nach, welche Konsequenzen sich aus den Erfahrungen während des Lockdowns im Frühjahr 2020 und der folgenden schrittweisen Öffnung der Kindertageseinrichtungen und Schulen ziehen lassen. So weisen die ersten Ergebnisse der bundesweiten Corona-KiTa-Studie, bei der das DJI und das Robert Koch-Institut (RKI) die Rolle der Kindertagesbetreuung bei der Ausbreitung von SARSCoV-2 untersuchen, in dieselbe Richtung wie die internationale Forschungslage. Demnach sind infizierte Kinder möglicherweise weniger ansteckend als Erwachsene: An den 108 Corona-Ausbrüchen zwischen Februar und Oktober 2020 in den bundesweit 57.600 Kitas waren zu etwa zwei Dritteln Erwachsene und nur zu ungefähr einem Drittel Kinder im Alter von unter sechs Jahren beteiligt.

Anteil der Kinder am Infektionsgeschehen gering

In einem Interview bezieht Bundesfamilienministerin Franziska Giffey politisch Stellung zu den Ergebnissen aus verschiedenen aktuellen DJI-Studien. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, Schulen und Kindertageseinrichtungen auch bei steigenden Infektionszahlen möglichst lange offen zu halten. Und um zumindest teilweise zu kompensieren, was Kindern in der ersten Phase der Pandemie an Förderung verloren ging, hält sie mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung und eine Aufwertung der sozialen Berufe für notwendig.

Vor welchen großen Anforderungen Kita-Leitungen während der ersten Corona-Phase standen, macht beispielsweise die bislang unveröffentlichte DJI-Notbetreuungsstudie deutlich: Laut Angaben der befragten Kita-Leitungen waren die ministeriellen Aufnahmekriterien unpräzise. Dadurch ließen sie unterschiedliche Auslegungen sowohl von Eltern sowie Arbeitgeberinnen und -gebern als auch von Trägervertretungen zu. Die Kita-Leitungen mussten deshalb zuweilen aufwendige Abstimmungsprozesse steuern. Die Hälfte der Befragten berichtete von Problemen, etwa von Telefonaten mit Eltern in Konkurrenzsituationen. Außerdem weist die Studie darauf hin, dass der Unterstützungsbedarf von Eltern während des Lockdowns mehr Beachtung fand als der von den Kindern selbst.

Hinweise auf unerkannte Gewalt in den Familien

Der aktuelle Impulse-Schwerpunkt richtet den Blick zum einen auf die Kindertagesbetreuung während der Pandemie, zum anderen aber auch auf die veränderten Rollenaufteilungen der Eltern, die Freundschaftsbeziehungen von Kindern und den Kinderschutz. Eine aktuelle Studie des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund zeigt beispielsweise, dass sich die Zahl der bearbeiteten Kinderschutzfälle zwar bislang nicht erhöhte. Doch es gibt Hinweise auf unerkannte Gewalt. „Die Bewältigung der Corona-Pandemie bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch Kinder, Jugendliche und Familien sowie die unterstützenden Institutionen und Organisationen vor allergrößte Herausforderungen stellt“, bilanziert Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, DJI-Direktor und Leiter des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung.

Zum Download der DJI Impulse
Quelle: Presseinfo DJI