In der kostenlosen digitalen nifbe-Vortragsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“ beleuchtete Goska Soluch daher die „Selbstfürsorge“ und das „Stressmanagement“ der pädagogischen Fachkräfte mit dem Ziel „weiter Freude und Erfüllung im Beruf zu haben.“ Die Sozialwissenschaftlerin und Supervisorin beschrieb Stress zunächst als „das Zusammenwirken von äußeren und inneren Reaktionen“ und negativer Stress sei häufig durch das Gefühl die Kontrolle zu verlieren begleitet. Entscheidend für das positive oder negative Erleben von Stress seien letztlich die eigenen „Bewertungsvorgänge und Verhaltensmuster“.
Goska Soluch stellte den Teilnehmer*innen die „Stressspirale“ vor, die von ersten Zeichen der Erschöpfung auf der ersten Stufe bis hin zu totalen Apathie und Depression auf der dritten Stufe führe. Wichtig für die persönliche Gesundheit sei ein kritischer Blick auf die eigenen Energiequellen und die Energieräuber. Energiequellen, so Goska Soluch, stünden jeweils auf der Ebene des Körpers, der Emotion, des Verstandes und des Sinns zur Verfügung:
Energiequellen und Energieräuber
Energieräuber sind im Umkehrschluss auf diesen vier Ebenen zum Beispiel zu wenig Schlaf, zu wenig Sport, zu wenig Entlastung und Ruhephasen, zu wenig sinnhafte Tätigkeiten oder zu wenig Zeit für Sachen, die Spaß machen. Ganz konkret führte Goska Soluch mit den Teilnehmer*innen dann einen „Energie-Checkup“ durch, mit der jede*r erste Hinweise auf den Zustand des eigenen Energiehaushaltes bekommen konnte. Nach dieser persönlichen Bestandsaufnahme stellte sie Tools für das Selbstcoaching vor, wie z.B. auf der Verstandesebene das Fokussieren der Energie nach dem „Eisenhower-Prinzip“ – hier werden die anstehenden Aufgaben nach sorgfältiger und kritischer Betrachtung in vier Kategorien eingeteilt:- Sofort erledigen
- Terminieren
- Delegieren
- In den Papierkorb entsorgen
Auf der Ebene der Emotion empfahl Goska Soluch die „3 Brillen zum Perspektivwechsel“ – mit der umgekehrten Brille versetzt man sich in die Lage des Gegenübers, mit der Langfrist-Brille versuche ich mit dem Abstand von sechs Monaten auf die Situation zu schauen und mit der Weitsicht-Brille einzuschätzen, was ich aus der aktuellen Situation lernen und mitnehmen kann - egal wie sie ausgeht.
Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis als Basis
„Selbstfürsorge und Stressmanagement beginnt mit der eigenen Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis“ unterstrich Goska Soluch. „Wir müssen dafür ehrlich zu uns selbst sein und wir brauchen dafür eine stetige Selbstreflexion: Wer bin ich, wo stehe ich, wie geht es mit?“ Gerade für pädagogische Fachkräfte sei es wichtig, Grenzen zu setzen und auch nein sagen zu können. „Wir lieben es geliebt zu werden“ pointierte Goska Soluch an dieser Stelle, „aber wenn wir uns selbst nicht lieben fehlt uns das Fundament und der feste Stand“.In der von den nifbe-Mitarbeiter*innen Valeria Ege und Michaela Kruse moderierten gemeinsamen Diskussion wurde wie auch schon bei vielen vorherigen Themen der Vortragsreihe von den Teilnehmer*innen unterstrichen, wie wichtig für einzelne Fachkräfte und auch für Teams die Hilfe von außen durch Supervision ist. Leider sei dieses Unterstützungsangebot aber noch in vielen KiTas kein Standard. Grundsätzlich, so eine Teilnehmerin, ist „Psychische und mentale Gesundheit in Deutschland leider häufig noch stark stigmatisiert. Zu sagen, man holt sich externe Hilfe (z.B. auch Supervision) und/oder man geht zur Psychotherapie sollte genauso normal sein wie zu sagen, man geht zum Hausarzt.“ In diesem Sinne berichtete Goska Soluch in der Diskussion auch wohltuend offen über ihren eigenen Burn-Out und die unschätzbare Hilfe durch eine Psychotherapeutin.
Für den konkreten Umgang mit Stress-Situationen im KiTa-Arbeitsalltag unter Corona-Bedingungen hatte die Supervisorin abschließend noch die Empfehlung, diese möglichst offen anzusprechen und zu kommunizieren. Gegenüber Kolleg*innen und Vorgesetzten empfehle es sich dabei immer in der „Ich“-Form zu sprechen und so auch keine Schuldzuweisungen vorzunehmen. Und auch gegenüber den Kindern dürften Fachkräfte durchaus einmal sagen, dass und warum sie gerade gestresst sind. Für die Kinder sei das oft sogar entlastend, da „sie sowieso schon längst gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt“.
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Karsten Herrmann