Im Landkreis Diepholz kooperieren verschiedene Akteure, um passende Qualifizierungsangebote für pädagogische Fachkräfte in Kitas und KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung.  zu schaffen. Dabei arbeiten sie in unter-schiedlichen Funktionen: Katja Fäth ist im Fachdienst Jugend als Ansprechpartnerin für Kitas in Diepholz tätig. Ihr Fokus liegt auf der Fachberatung von Kitas aus dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Heidrun Hilgemeier ist Mitarbeiterin an der Volkshochschule des Landkreises Diepholz und dort für die Fortbildungen von Erzieherinnen und Erzieher zuständig. Sandra Köper-Jocksch arbeitet beim Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V. (nifbe) in der Transferstelle Süd-West.


Im Interview berichten sie, wie es zu der Zusammenarbeit im Landkreis Diepholz kam und warum sie eine kommunale Vernetzung für wichtig halten. Während der Corona-Zeit tauschten sie sich be-sonders häufig zu den Bedarfen von Erzieherinnen und Erziehern aus. Gemeinsam entwickelten sie Angebote, die Fachkräfte in der herausfordernden Zeit bestmöglich unterstützen sollen.

  • Wie ist die kommunale Vernetzung in Diepholz entstanden?

Katja Fäth: Wir arbeiten seit vielen Jahren miteinander, weil wir denselben Adressatenkreis haben. Wir schaffen Qualifizierungsangebote für pädagogische Fachkräfte in Kitas und Kindertagespflege. Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir miteinander arbeiten können. Parallelstrukturen sowie Konkurrenzen möchten wir im Landkreis vermeiden. Die Erzieherinnen und Erzieher der Kitas und Kindertagespflegepersonen nehmen uns inzwischen als ein Team wahr, das miteinander spricht und überall zu dritt auftritt.

Sandra Köper-Jocksch: Das möchte ich unterstreichen. Uns war die Vernetzungsarbeit von Anfang an wichtig. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang und schaffen für unsere gemeinsame Zielgruppe Angebote, die sich gegenseitig ergänzen. Dafür braucht es eine gemeinsame Strategie. Jede von uns verfügt über ein eigenes Netzwerk. Ich habe beispielsweise einen guten Draht zu landesweiten Akteurinnen und Akteuren, mit denen wir im nifbe zusammenarbeiten. Frau Fäth hat sehr gute Kontakte im Landkreis Diepholz und Frau Hilgemeier verfügt über das für uns wichtige Netzwerk in der Erwachsenenbildung.

Heidrun Hilgemeier: Einmal jährlich haben wir beispielsweise in der Volkshochschule des Landkreises Diepholz einen Fachtag, zu dem wir drei uns im Vorfeld abstimmen. Auf dem Fachtag platzieren wir ganz gezielt Themen, wie beispielsweise Inklusion und Vielfalt, Anforderungen an gute Qualität in Kitas oder verschiedene Sprachkonzepte, die aus unserer Sicht für die Fachkräfte von hoher Relevanz sind.

Katja Fäth: Wir haben schnell erkannt, dass eine gute Vernetzung sinnvoll ist. Wir bündeln die personellen und finanziellen Ressourcen. Da der Landkreis keine eigenen Kitas hat, schaffen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bedarfsgerechte Angebote. Unsere Angebote ergänzen sich wunderbar. Unter einem übergeordneten Thema macht jede von uns Angebote aufgrund ihres Auftrags und Hintergrunds. Beispielsweise zum Thema ResilienzResilienz|||||Resilienz kann als "seelische Widerstandsfähigkeit" verstanden werden mit der Fähigkeit Krisen zu meistern und diese als Anlass für Selbstentwicklungen zu nutzen. In der Resilienzförderung geht es speziell darum die Widerstandsfähigkeit von Kindern und Erwachsenen in belasteten und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwicklen, zu ermutigen und zu stärken. Ein verwandter Begriff ist der der Salutogenese. : die Volkshochschule stellt für pädagogische Fachkräfte praxisnahe Angebote zur Entwicklung einer resilienzförderlichen Kita bereit. Das Nifbe führt einrichtungsübergreifend Veranstaltungen zum Thema Resilienz vor Ort durch und bietet den Kitas mit Inhouse-Fortbildungen eine passgenaue Vertiefung an. Der Fachdienst Jugend bildet in Zusammenarbeit mit der evangelischen Hochschule Freiburg in mehreren Modulen Resilienz-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren aus. Am Ende fügen sich die Angebote zu einem Blumenstrauß zusammen. Diese Art der Zusammenarbeit hat uns während der Corona-Zeit ganz besonders geholfen!

  • Inwiefern war die kommunale Vernetzung während der Corona-Zeit besonders hilfreich?

Sandra Köper-Joksch: Zunächst waren auch wir sehr verunsichert. Deshalb war uns ein enger Austausch sehr wichtig. Wir haben unsere Präsenztreffen unter Einhaltung des Abstandsgebotes fortgeführt und sehr schnell entschieden, dass wir uns während der Corona-Zeit regelmäßiger treffen müssen. Durch unsere jeweiligen Netzwerke konnten wir drei uns unterschiedliche Informationen einholen. Uns war es wichtig für die Fachkräfte in den Kitas schnell ein Angebot zu schaffen, das sie bestmöglich unterstützt. Wir blieben sowohl mit den Praktikerinnen und Praktikern als auch mit den Trägervertreterinnen und Trägervertretern im Gespräch. Für ein umfassendes Bild der Situation vor Ort sind beide Perspektiven wichtig. Letztendlich interessierte uns, ob unser geplantes Angebot überhaupt umgesetzt werden kann.

Heidrun Hilgemeier: In Zusammenarbeit mit Bildungsreferentin Anne Kuhnert haben wir für die Zeit nach der coronabedingten Kita-Schließung den kostenlosen Online-Kurs zur Wiedereingewöhnung gestaltet. Die Resonanz auf den Online-Kurs war groß: Innerhalb weniger Tage haben 250 Fachkräfte den Kurs bearbeitet. Das ist ein riesiger Erfolg und zeigt, dass wir auf den großen Bedarf richtig reagiert haben. Über Präsenzveranstaltungen werden im Vergleich sehr viel weniger Fachkräfte erreicht. Auch der Feedbackbogen zum Online-Kurs war durchweg positiv. Die Möglichkeit des „Selbstlernens“ wurde sehr gut angenommen – die Fachkräfte konnten die Inhalte des Kurses in ihrer Zeit bearbeiten. Auch nach der Corona-Zeit möchten wir digitale Angebote für Fachkräfte fortführen.

Sandra Köper-Joksch: Als wir den Online-Kurses entwickelten, schauten wir uns einige Good-Practice-Beispiele zum Thema Wiedereingewöhnung in den Kitas an, die wir anschließend in den Online-Kurs integrierten. Das nifbe führte in den Kitas bereits vor, aber auch während des Kita-Wiedereinstiegs verschiedene „Inhouse-Maßnahmen“ mit Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleitern durch. In Videokonferenzen tauschten wir uns regelmäßig mit den Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleitern aus. Auf diese Weise waren wir gut über die aktuellen Herausforderungen und die besondere Situation in den Kitas informiert. Uns hat interessiert: Was bringen die Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleiter aus den Kitas mit? Was sind jetzt Bedarfe? Die Antworten darauf haben wir in unserer Gesprächsrunde zu dritt diskutiert. Anschließend haben wir den Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleiterinnen Informationen, beispielsweise zur Auslegung von Hygienevorschriften, oder auch den Online-Kurs mit an die Hand gegeben, die diese den Fachkräften als Unterstützung zur Verfügung stellen konnten.

Katja Fäth: Ich habe zusätzlich über die Sprach-Kita-Fachkräfte erfahren, wie es vor Ort läuft. Gleichzeitig habe ich viele Informationen über die Vernetzung der Kita-Träger im Landkreis erhalten, beispielswiese zur Umsetzung neuer Regelungen. Diese Informationen habe ich auch immer in unsere gemeinsame Gesprächsrunde mitgenommen.

  • Mit Blick nach vorn: welche Themen werden Sie zukünftig besonders beschäftigen?

Heidrun Hilgemeier: Der Kita-Alltag wird auch im Regelbetrieb nicht direkt so funktionieren wie vor Corona. Deshalb benötigen wir in den Kitas eine gute Prozessbegleitung. Es ist wichtig, dass die Fachkräfte in den Kitas zusammenhalten und an Team-Bildungsmaßnahmen teilnehmen. An diesem Thema werden wir in den nächsten Wochen weiterhin arbeiten. Einige Einrichtungen haben sich schon auf einen guten Weg gemacht.

Sandra Köper-Joksch: Die Kita-Leitung spielt dabei eine sehr große Rolle, denn sie übernimmt insbesondere in der Corona-Zeit täglich eine riesige Verantwortung. Deshalb ist es wichtig, dass der Träger die Kita-Leitung weiter stärkt. Wir möchten die Kita-Leitungen ebenfalls mit Angeboten unterstützen. Während der Corona-Zeit sind uns kurzfristige, schnelle Angebote wichtig. Mittelfristig ist es jedoch unbedingt erforderlich, dass wir im Landkreis eine gemeinsame Strategie verfolgen. Dafür müssen wir im Blick behalten, wer an welchen Themen dran ist, damit keine doppelte Arbeit entsteht.

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Portal Frühe Chancen