Unter dem Titel „Fachberatung im Feld der Kindertagesbetreuung – systemrelevant und zukunftsweisend“ feierte der jährliche und frühzeitig ausgebuchte nifbe-Fachtag Fachberatung seine digitale Premiere. Im Zentrum der Tagung standen die Herausforderung der Covid 19-Pandemie für die Arbeit der Fachberatung sowie die Stärkung ihrer Position im System KiTa. Neben einem Fachvortrag von Maria Theresia Münch vom Deutschen Verein bot der von nifbe-Transfermanagerin Mirela Schmidt und weiteren nifbe-Kolleg*innen moderierte Fachtag viel Raum zum gegenseitigen Austausch und auch für „bewegte Pausen“.

bettinaZur Begrüßung markierte nifbe-Geschäftsführerin Dr. Bettina Lamm die Fachberatung als „Schaltstelle im Transferprozess“ zwischen Wissenschaft und Praxis und damit als entscheidend für den Qualitätsentwicklungsprozess in KiTas. Entsprechend spiele die Fachberatung auch für das nifbe eine entscheidende Rolle und werde seit vielen Jahren konsequent begleitet und unterstützt.

Zum Auftakt des Fachtags präsentierte nifbe-Transfermanagerin Gerlinde Schmidt-Hood drei filmische Statements von Fachberater*innen zur aktuellen Situation. Frauke Schmidt konstatierte, dass es grundsätzlich „keine großen Veränderungen“ in ihrer Fachberatung gegeben hätte. Ihre Tätigkeiten seien dieselben geblieben, würden jetzt aber größtenteils nur noch per Computer oder Telefon stattfinden. Sie habe die digitalen Angebote schätzen gelernt und werde digitale Formate auch in Zukunft verstärkt nutzen.

Wie auch bei ihren Kolleg*innen Martina Mierbach und Ilse Viet nahm die Information über und die Umsetzung von Landesverordnungen und Infektionsschutzgesetzen zur Covid 19-Pandemie breiten Raum in der aktuellen Fachberater*innen-Tätigkeit ein. Im Zentrum hätte dabei immer auch die Frage gestanden: „Wie kann man unter den jetzigen Bedingungen gute pädagogische Arbeit leisten und die Mitarbeiter*innen schützen?“ Zugleich wurde die Befürchtung geäußert, dass die Covid 19-Pandemie und die teilweise Aufhebung von Standards zu Rückschritten „im mühsam Erreichten“ führen und den Qualitätsentwicklungsprozess beeinträchtigen könnten.

Mangelnde Digitale Ausstattung der KiTas

In kleinen Austauschrunden der Fachberater*innen untereinander wurde vor allen Dingen auch die mangelnde digitale Ausstattung in den KiTas bemängelt. Digitale Konferenzen hätten so oftmals nur über die Privatgeräte der Fachkräfte im Homeoffice realisiert werden können. Grundsätzlich hätten sich digitale Formate aber als sehr hilfreich erweisen und würden wahrscheinlich auch in Zukunft viel stärker genutzt, um Ressourcen zu schonen oder auch Zielgruppen wie Eltern besser bzw. anders zu erreichen.

Münch3 002In ihrem Impulsvortrag beleuchtete Maria Theresia Münch die „Fachberatung in der Corona-Krise“ und ihren zentralen Beitrag zur „Qualität in der Kindertagesbetreuung“. Grundsätzlich hätte die Kindertagesbetreuung als Ganze sich als „systemrelevant“ in der Corona-Krise gezeigt - und zwar aus bildungs-, sozial- und wirtschaftspolitischer Sicht. Aber schon zuvor hätte das System stark unter Druck gestanden durch stetig wachsende Anforderungen an die Fachkräfte, einen immer stärker spürbaren Mangel an Fachkräften sowie durch De-Professionalisierungstendenzen wie der auf Bundesebene zuletzt geplanten Assistenzfachkraft mit verkürzter Ausbildung. Die Corona-Krise habe die KiTas mit Lockdown, Notbetrieb und Übergang in den Regelbetrieb noch einmal mit großen Herausforderungen konfrontiert. „Im Zentrum“, so Maria Theresia Münch, „stand dabei die Frage, wie der umfassende Auftrag der KiTas während der Corona-Krise aufrechterhalten werden kann“. In den vergangenen Monaten hätte sich einmal mehr und sehr deutlich gezeigt, „dass eine faktische Stärkung des Systems der Kindertagesbetreuung unabdingbar ist" und dass vor allen Dingen mehr Fachkräfte gewonnen werden müssen.

Fachberatung als zentrale und systemrelevante Schaltstelle im System KiTa

Die Fachberatung im System KiTa beschrieb Maria Theresia Münch als „zentrale und systemrelevante Schaltstelle“. In der Corona-Krise hätte Fachberatung unter hohem zeitlichen Druck gestanden und „bekannte Routinen und Abläufe waren ausgehebelt“. So hätten die Fachberater*innen auch eine „Ad hoc-Digitalisierung“ umsetzen müssen. Zentral sei für Fachberatungen in dieser Zeit das „Einholen, Aufbereiten und Managen von Informationen rund um Landesverordnungen, Infektionsschutz und auch Arbeitsrecht“ sowie das entsprechende Krisenmanagement gewesen.

Positiv und als zukunftsweisend hob Maria Theresia Münch die neuen digitalen Formate heraus, die neue Möglichkeiten böten und Fachberater*innen auch entlasten könnten – zum Beispiel von weiten Wegstrecken für kurze Termine.

Mit Blick auf die Zukunft der Fachberatung konstatierte sie für Niedersachsen noch „Nachholbedarf" bei der rechtlichen Verankerung und finanziellen Förderung von Fachberatung. Um ihre Rahmenbedingungen zu verbessern „muss Fachberatung sich selbst ermächtigen, eine politische Stimme bilden und sich einmischen“ unterstrich sie abschließend.

Die Stimme erheben für bessere Rahmenbedingungen

Als Ort der Selbstermächtigung und der politischen Einflussnahme wurde in der folgenden gemeinsamen Diskussion die „Niedersächsische Arbeitsgemeinschaft der pädagogischen Fachberatung für Qualität in Kitas" herausgestellt. Von dieser soll jetzt auch zeitnah ein Angebot zum weiteren digitalen Austausch der Fachberater*innen in Niedersachsen rund um ihre aktuelle Situation und zukünftige Entwicklungen organsiert werden.


Download Präsentation Maria Theresia Münch

Karsten Herrmann