Waltraud Weegmann: „Wir benötigen gute Lösungen, um Kita-Qualität zu sichern.“


Fachkräftealarm im Kita-System: Bundesweit fehlen über 100.000 Erzieher*innen. Durch die Corona-Pandemie hat sich das Fachkräfte-Problem weiter zugespitzt: Viele Erzieher*innen, die zur Risikogruppe gehören, können derzeit nicht arbeiten. Der eklatante Fachkräftemangel ist einer Träger-Befragung des Deutschen Kitaverbands zufolge die derzeit dringendste Herausforderung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Denn die Auswirkungen sind für alle Beteiligten deutlich spürbar: Träger können den Familien nicht ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung stellen. Die vorhandene Kita-Teams arbeiten an der Belastungsgrenze. Es kommt zu Beeinträchtigungen der Kita-Qualität.

Die Arbeitsgruppe „Fachkräfte“ im Deutschen Kitaverband legt nun ein Positionspapier vor, in dem sie ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Fachkräftemangels zur Diskussion stellt. Vor allem die Umsetzung dieser Vorschläge könnten dem seit langem bekannten Problem die Spitze nehmen:

Multidisziplinäre Teams

Die Deutsche Kitaverband fordert für die Träger mehr Spielraum bei der Stellenbesetzung. „Kita-Teams müssen vielfältiger werden“, sagt die Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands Waltraud Weegmann. Sie möchte in Zukunft zum Beispiel mehr pädagogisch weitergebildete Direkteinsteiger*innen aus anderen Berufsfeldern in Kitas beschäftigen. Das habe den pädagogischen Vorteil, dass sie die Themenvielfalt der Gesellschaft in die Kitas trügen und den Kindern zusätzliche Wissensgebiete erschlössen. „Gleichzeitig erweitert das unsere Möglichkeiten bei der Personalsuche“, sagt Weegmann, die sich vorstellen könnte, zehn Prozent der Stellen in einer Kita auf diese Weise zu besetzen. Gleichzeitig fordert sie mehr Akademiker*innen in der Kindertagesbetreuung. „Bislang können wir sie nicht entsprechend ihrer Qualifikation bezahlen, dadurch wandern studierte Kindheitspädagog*innen in andere Tätigkeitsfelder ab. Das sollten wie künftig verhindern“, sagt sie. Zu einem multifunktionalen Team gehören für den Deutschen Kitaverband darüber hinaus kaufmännische Kräfte. „Heute erledigen Erzieher*innen auch die Verwaltungsaufgaben mit. Davon sollten wir sie entlasten“, fordert die Bundesvorsitzende.

Duales Ausbildungssystem

In den meisten Bundesländern steht für angehende Erzieher*innen zunächst einmal vor allem schulisches Lernen auf dem Programm. Der doppelte Nachteil: Es fehlt die Möglichkeit, die gelernten Inhalte gleich praktisch zu erproben. Außerdem verdienen die Fachschüler*innen in dieser Phase noch kein Geld. Eine praxisintegrierte Ausbildung (PIA) nach dem Vorbild anderer dualer Ausbildungsgänge trüge dazu bei, die Erzieher*innenausbildung attraktiver zu machen und so mehr neue Kräfte zu gewinnen.

Anerkennung von Fachkräften

Ein weiterer Vorschlag des Deutschen Kitaverbands bezieht sich auf eine schnellere und unbürokratischere Anerkennung von inländischen sowie ausländischen Fachkräften. Dazu sollten die Voraussetzungen bundesweit vereinheitlich werden und die Überprüfung durch die Träger selbst erfolgen. „Fachkräfte, die in einem Bundesland anerkannt sind, müssten in Zukunft ohne Nachprüfung auch in allen anderen Bundesländern anerkannt sein“, erklärt Weegmann. Eine ähnliche Vereinfachung kann sich der Verband auch für pädagogische Kräfte vorstellen, die im EU-Ausland eine Berechtigung zur Arbeit als Fachkraft in der Kindertagesbetreuung erwarben. „Für alle anderen fordern wir: Ein Antrag auf Anerkennung müsste innerhalb von vier Wochen bearbeitet sein“, sagt die Vorsitzende, die sich darauf freut, diese und weitere Vorschläge ihres Verbands mit politischen Entscheidungsträger*innen zu diskutieren.

Mehr Informationen:
Die ausführlichen Positionspapiere „Fachkräftemangel wirksam bekämpfen“ sowie „Direkteinstieg ermöglichen – Spezialist*innen in Kitas fördern“ finden Sie  auf der Website des Deutschen Kitaverbands www.deutscher-kitaverband.de
 

Quelle: Presseinfo Deutscher Kitaverband