Was sind die drängendsten Probleme und Herausforderungen in einem sich rasant wandelnden Kita-Alltag? Was erwartet die Praxis sich dabei vom nifbe und welche Erfahrungen hat sie bisher mit diesem Institut gemacht, das sie einbeziehen und unterstützen möchte? Unter dem Motto „Mit dem Ohr an der Praxis?!“ standen diese Fragen auf der Tagesordnung eines „Runden Tisches“ der nifbe-Ko-Stelle mit zwölf Kita-Leiterinnen aus Niedersachsen.

Ohne Zweifel befindet sich die frühkindliche Bildung und Erziehung in einer turbulenten Phase des Auf- und Umbruchs und die ErzieherInnen stehen zwischen einer deutlichen Aufwertung ihres Berufsstandes und einer drohenden Überforderung. Grundsätzlich positiv wertete Gabi Wiegel aus der Konsultations-Kita in Sulingen die Entwicklung: „Endlich passiert etwas und das nifbe zündet im ganzen Land kleine und große produktive Vulkane. Durch unsere Beteiligungsmöglichkeiten habe ich das Gefühl der Wertschätzung.“ „Große Hoffnung“, setzt Anke Grebe aus der Kita Lüstringen auf das nifbe, „in dem viele Fäden zusammen laufen“. Zuweilen fehlten aber noch „konkrete Anknüpfungspunkte“ und gerade im ländlichen Raum, so ergänzte Birgit Greve aus der Michaelis-Kita in Diepholz, scheint das nifbe stellenweise „noch ganz weit weg“.


Zu wenig Verfügungszeiten

Einmal mehr wurde in dem von Prof. Dr. Julia Schneewind von der Fachhochschule Osnabrück moderierten Gespräch die große Motivation und Bereitschaft der ErzieherInnen deutlich, sich den gewaltigen Herausforderungen und Veränderungen in ihrem Beruf zu stellen und sich auch aktiv an den verschiedenen Angeboten und Anfragen des nifbe auf Regional- und Landesebene zu beteiligen. Doch dem stehen immer wieder die knapp bemessenen Ressourcen und Verfügungszeiten entgegen, wie Gudrun Mallon aus der Städtischen Kita Schinkel in Osnabrück auf den Punkt brachte: „Einerseits brauche ich das nifbe bei den mir unter den Fingernägeln brennenden Themen, andererseits muss ich mich ständig fragen, ob ich das noch zusätzlich schaffe.“ Besonders dramatisch bekommen diese „Zwickmühle“ dabei die Kita-Leiterinnen ohne Gruppen-Freistellung zu spüren. Nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka sagte an diesem Punkt zu, sich sowohl politisch wie auch auf Träger-Ebene für eine verbesserte Freistellungs-Regelung einzusetzen. Diese sei angesichts der deutlich gestiegenen tagtäglichen Anforderungen und Arbeitsbereiche der ErzieherInnen und für die qualitative Weiterentwicklung der KiTas unabdingbar.
 

Zentrale Herausforderungen

Als zentrale Herausforderungen kristallisierten sich in der Diskussion zum einen die Elternarbeit und die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern heraus. Hier sei in den letzten Jahren ein enormer Bedarf entstanden und Sylvia Wenzel aus der Osnabrücker KiTa Fingerhut sah die Notwendigkeit, „kleine Beratungsstellen an Kitas anzudocken.“ In diese Richtung weist auch ein Arbeitsschwerpunkt des nifbe, der sich der Organisationsentwicklung von KiTas hin zu Familienzentren widmet.
 

Unter Zustimmung ihrer KollegInnen wünschte sich Pia Pryklink aus der Osnabrücker KiTa Kindervilla desweiteren auch eine „gezieltere und auf die neuen Handlungsfelder wie Elternarbeit angepasste Ausbildung sowie eine „bessere Zusammenarbeit mit den Fachschulen.“
 

Grundsätzlich plädierte Gabi Wiegel angesichts einer sich ständig vergrößernden und „zerstückelten Programmvielfalt“ auch für eine „Rückbesinnung auf eine ganzheitliche pädagogische Arbeit der ErzieherInnen“. Dies sei ihre eigentliche Stärke und Ressource und hierfür müsste ihnen der Rücken gestärkt werden. Ähnlich äußerte sich Monika Bellgardt aus dem Familienzentrum in Haste, die sich eine Konzentration auf die Frage  "Was macht Bildung wirklich aus?“ und entsprechende Unterstützung bei der „Stärkung meiner Mitarbeiterinnen“ wünschte.
 

Einmal mehr wurde auch in dieser Runde der große Bedarf der Praxis deutlich, sich gegenseitig mehr auszutauschen und zu unterstützen. „Wir profitieren zu wenig voneinander“ resümierte Sylvia Wenzel entsprechend.
 

Austausch und Unterstützung

Als „tolles Unterstützungs-Instrument“ werteten die Praktikerinnen in diesem Kontext ein vom nifbe in Kooperation mit der Leuphana-Universität Lüneburg geplantes Wissens- und Kommunikationsportal für die niedersächsischen ErzieherInnen. Hier sollen im Rahmen der nifbe-Website zukünftig eine ausführliche Themensammlung, eine „Wissens-Landkarte“ mit Best Practice-Standorten, eine Weiterbildungsdatenbank, Foren für den gegenseitigen Austausch sowie ein virtuelles Beratungs- und Coaching-System entwickelt und angeboten werden.
 

Unter konkreten Themenstellungen sollen die Praxisrunden der nifbe-Ko-Stelle im Rahmen des von Maria Thünemann-Albers geleiteten Projekts „Professionalisierung, Transfer und Transparenz im frühpädagogischen Praxis- und Ausbildungsfeld“ weiter fortgesetzt werden. Weitere InteressentInnen sind herzlich eingeladen!