Kindertagesstätten (Kitas) sind inzwischen mehr als reine Betreuungsorte und übernehmen wichtige Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Zu diesem Urteil kommen rund 800 Eltern, Nicht-Eltern und Kita-Fachkräfte, die vom TÜV Rheinland im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung befragt wurden. Allerdings gehen die Erwartungen an die in der Kita zu vermittelnden Bildungs- und Erziehungsinhalte bei den Befragten sehr weit auseinander.

Vor allem die Eltern haben keine konkreten Vorstellungen davon, was ihre Kinder im Vorschulalter bereits lernen können und sollten. Ein großer Teil der Befragten (44 Prozent) macht die Vorbereitung der Kinder auf den Schulalltag als Hauptaufgabe der Kitas aus. Dennoch werden der Vermittlung von Vorläuferkompetenzen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich oder auch dem Umgang mit Medien kaum Bedeutung beigemessen. Erwartet wird vielmehr die Vermittlung von Alltags- und Sozialkompetenz, von frühen Erfahrungen mit Natur, Musik und Kunst sowie von Gesundheitswissen. Über allem steht der Wunsch nach der frühzeitigen Beseitigung von Schwächen (deutlichste Zustimmung) und der Schaffung von Bildungsgleichheit (zweithöchste Zustimmung).

Soziale Kompetenzen und Bildungsgleichheit mit hoher Bedeutung

„Obwohl Politik und Öffentlichkeit den Kitas zunehmend Bildungsaufgaben zuschreiben und auch entsprechende Orientierungsrahmen geschaffen wurden, scheinen die Erwartungen an die Kita eher dem klassischen Bild der Betreuungseinrichtung verhaftet zu sein“, verdeutlicht Dr. Klaus Kinkel, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung. „Sehr überraschend ist auch, dass gerade bei den Eltern die Herstellung von Chancengleichheit zum Schulbeginn als übergreifender Anspruch an die frühe Bildung vorherrscht. Die Förderung individueller Potenziale – inzwischen im Schulbereich das zentrale Thema – steht dagegen im Hintergrund.“
Das Ergebnis der im September und Oktober 2009 durchgeführten telefonischen Befragung von Eltern und Nicht-Eltern wird durch Tiefeninterviews mit Kita-Fachkräften ergänzt. Hier stellt sich heraus, dass die Fachkräfte zwar die Inhalte der Länder-Bildungspläne kennen, aber sehr unsicher sind, wie sie in der Praxis umgesetzt werden können. Ähnlich wie Eltern und Nicht-Eltern betrachten auch die befragten Erzieherinnen und Erzieher die elementare Förderung von Alltags- und Sozialkompetenz der Kinder sowie die Sprachförderung als ihre Hauptaufgaben. Seltener genannt wird die Vermittlung musischer oder motorischer Kompetenzen sowie mathematisch-naturwissenschaftlicher Grundlagen. Schwierigkeiten beklagen die Fachkräfte bei der Zusammenarbeit mit den Eltern, aber auch mit den Grundschulen. Hier fehle vor allem die Anerkennung der pädagogischen Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern.

KiTas als erste Bildungsorte stärken

„Diese Ergebnisse zeigen, dass die Stiftung mit ihren Aktivitäten in der frühen Bildung auf dem richtigen Weg ist“, so Dr. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung. „Es gilt, die pädagogische Arbeit der Fachkräfte mit praxistauglichen Materialien zu unterstützen und auch die Eltern in die Bildungsaufgaben der Kita einzubeziehen. Die Politik agiert dagegen offenbar ohne Bezug zur Realität: Es genügt nicht, Bildungspläne aufzusetzen und über Beitragsfreiheit zu diskutieren. Vielmehr müssen vor Ort Bedingungen geschaffen werden, die die Kitas als erste Bildungsorte stärken. Eine bessere personelle und sachliche Ausstattung ist dafür eine notwendige, aber noch nicht hinreichende Bedingung.“ Klaus Kinkel ergänzt: „Hinzukommen muss eine bessere Qualifizierung der Fachkräfte vor dem Hintergrund eines modernen Verständnisses von Elementarpädagogik und von individueller Förderung. Wenn wir hier keine Verbesserungen erzielen, fließen Millionen in ein System, das bei Fachkräften und Eltern zu wenig Unterstützung findet.“

Quelle: Telekom-Stiftung

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