HAWK Hildesheim stellt Ergebnisse eines Forschungsprojektes vor


Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen ist körperlich und psychisch anspruchsvoll. Bekannte Probleme im Krippenalltag sind zum Beispiel die Rückenbelastung oder Lärm, erhöhtes Infektionsrisiko oder Zeitdruck durch die Anforderungsvielfalt. Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts hat die HAWK jetzt einen Leitfaden zum Gesundheitsschutz von Krippenpersonal entwickelt.

Insgesamt 17 Krippengruppen des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland(CJD) in Hannover, des Deutschen Kinderschutzbundes in Hildesheim, der Evangelischen Kirchengemeinde Zur Heiligen Dreifaltigkeit Braunschweig-Bienrode, der HAWK und der Stadt Göttingen haben an dem Forschungsprojekt teilgenommen. Von Seiten der HAWK waren Prof. Dr. Ruth Jäger-Jürgens, Prof. Dr. Ulla Beushausen, Maria Barthel (MSc. SLT) und Esther Scholz-Minkwitz (MSc. OT) von der Hildesheimer Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit beteiligt. Das Projekt wurde mit insgesamt rund 230 000 Euro vom „Europäischen Fond für regionale Entwicklung“ und dem Land Niedersachsen gefördert.
 

Enger Dialog mit der Praxis

Im Forschungsprojekt wurde am Arbeitsplatz mit den dortigen Akteuren zusammengearbeitet. Die Kompetenzen, das Wissen und die Erfahrungen der pädagogischen Fachkräfte, der Einrichtungsleiter/innen und Vertreter/innen der Trägerschaft wurden aufgenommen und die Themen der Krippe aufgegriffen, in der Krippe bearbeitet und umgesetzt.

Zunächst wurden in Gesprächen mit dem Krippenpersonal ganz alltägliche, aber als besonders belastend empfundene Situationen im Arbeitsalltag identifiziert, beobachtet und auf Video aufgezeichnet. Schließlich wurden gemeinsam Lösungsansätze entwickelt. Entscheidend ist die Sensibilisierung des Krippenteams, das am Ende an vielen kleinen Schrauben drehen und die Grundhaltung zur eigenen Gesundheit stärken kann.

Projektleiterin Prof. Dr. Ruth Jäger-Jürgens von der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit unterstreicht die Besonderheit des Projektes: „Mit dem Leitfaden kann Gesundheitsschutz konkret am Arbeitsplatz entwickelt werden. Er enthält zudem eine Sammlung von erprobten Strategien und Maßnahmen.“ Besonders wichtig sei dabei, dass Arbeitsteams gemeinsam etwas entwickeln und damit gesundheitsbezogenes Handeln stärken und den Arbeitsalltag gesundheitsförderlich verändern können.
 

Ein Beispiel:

Gefahren im Badezimmer

Das Wickeln findet verteilt über den Tag statt. Es gibt eine feste Zeit: vor dem Essen oder nach dem Essen und immer zwischendurch nach Bedarf. Für die Kinder gibt es eine Treppe zum Hochgehen auf den Wickeltisch. Die Kinder gehen die Treppe teilweise alleine hoch, teilweise werden sie von den pädagogischen Fachkräften hochgehoben, weil die Fachkräfte Angst haben, dass die Kinder fallen oder es schnell gehen muss. Für jedes Kind gibt es ein Fach am Wickeltisch, wo Wechselkleidung und Windeln verstaut sind. Der Wickeltisch ist oft zu klein, deshalb passen die pädagogischen Fachkräfte sehr auf, dass die Kinder sicher liegen. Manchmal kommt es aber auch durch die Auflage zu Stolpergefahr für die Kinder. Die Aufmerksamkeit der pädagogischen Fachkräfte richtet sich oft auch auf andere Kinder im Badezimmer (z.B. beim Toilettengang oder Händewaschen). Es werden beim Wickeln Handschuhe getragen, die Wickelfläche wird desinfiziert, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden.Die Kinder werden während des Wickelns sprachlich begleitet, vor allem, wenn
man allein mit einem Kind ist.

Lösungen:
Es wurden im Badezimmer nach einer Begehung einige Veränderungen durchgeführt. Ein Halteseil wurde durch eine Stange ersetzt, sodass die pädagogischen Fachkräfte nicht mehr so viel Angst haben, dass die Kinder fallen. Eine neue Wickelauflage wurde angeschafft, sodass keine Stolperquelle mehr vorliegt und genug Platz ist. Der Waschraum wurde von den pädagogischen Fachkräften umstrukturiert, sodass sie besser an die Materialien herankommen, ohne die Kinder aus den Augen zu lassen.
 
Resümee:
Die Umgestaltung der Badezimmer sorgt bei den pädagogischen Fachkräften vor allem dafür, dass sie nicht mehr so angespannt und gestresst sind. Sie können die Kinder jetzt sicherer beim Wickeln begleiten.
 



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Quelle: Presseinfo HAWK Hildesheim