Neue DKLK-Studie erschienen


Die neue DKLK-Studie zur Zufriedenheit der elementarpädagogischen Fachkräfte und zu aktuellen Trends und Perspektiven in der institutionellen Kindertagesbetreuung zeigt auf, dass KiTa-Leitungen sich vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlen, wenn es um konkrete Verbesserungen der Arbeitssituation geht. 80 Prozent der knapp 2.400 befragten Personen fühlen sich von der Politik nicht angemessen wertgeschätzt und 72 Prozent beklagen ein mit alten Vorurteilen („Die basteln ja nur“) belastetes Bild ihrer Tätigkeit in der Öffentlichkeit.

Weitere Ergebnisse im Überblick:

  • Kinder und Familien, die von Armut bedroht sind, sind keine Ausnahmen mehr, sondern eher die Regel. Der Kontakt zu diesen Familien gestaltet sich häufig schwierig.
  • Qualitätsmanagementsysteme werden als hilfreich empfunden, kommen allerdings noch nicht flächendeckend zum Einsatz. Gerade bei öffentlichen Trägern besteht Nachholbedarf.
  • Kindheitspädagoginnen und –pädagogen erreichen im Vergleich zu staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern ein höheres Qualifikationsniveau, sind aber nur in einem Teil der Einrichtungen bereits in die Teams integriert.
  • Multiprofessionelle Teams gelten als vielversprechendes Zukunftskonzept, die aktuellen Rahmenbedingungen lassen jedoch deren konsequenten Aufbau nicht zu.


Die Ergebnisse der DKLK-Studie 2018 schreiben den Trend der vergangenen Jahre fort, was die Unterstützung und Wertschätzung von Kita-Leitungen und pädagogischen Fachkräften durch Gesellschaft und Politik angeht. Eine große Mehrheit der Leitungskräfte hat – wie bereits in den Vorjahren – das Gefühl, dass in der Gesellschaft ein unzutreffendes Bild von der Komplexität und Aufgabenfülle im Bereich der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung vorherrscht. Die Mehrzahl hat den Eindruck, dass weiterhin hauptsächlich der Betreuungsaspekt in der öffentlichen Wahrnehmung des Berufsbildes eine Rolle spielt und weniger die mittlerweile deutlich im Vordergrund stehenden Anforderungen im Bereich der Bildungsförderung. Bemerkenswert ist, dass vor allem die wahrgenommene Wertschätzung und Unterstützung durch die Politik weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau liegt. Hatte sich hier im Vergleich zu 2015 im Rahmen der DKLK-Studie 2017 noch eine deutliche Verbesserung gezeigt, verharrt die Politik hier auf einem enttäuschenden Niveau, das besonders deshalb zu denken geben sollte, weil die Unzufriedenheit pädagogischer Fach- und Führungskräfte trotz des intensiven politischen Fokus nicht nachlässt.

Spürbare Verbesserungen kommen bei den Beschäftigten nicht an

Die sich in Grundzügen andeutende Aufbruchsstimmung, die sich aus den Vorjahresergebnissen noch ableiten ließ, ist damit vorerst verflogen. Das mag u.a. auch daran liegen, dass es eine solch unüberschaubare Vielzahl an „Baustellen“ im System der frühkindlichen Bildung gibt, dass wirklich spürbare Verbesserungen einfach nicht bei den Beschäftigten ankommen. Der Fachkräftemangel, hohe Personalfluktuation, überbordende bürokratische Aufgaben, unzureichende Finanzierung, schlechte Bezahlung, teilweise unprofessionelle Trägerstrukturen und neue soziale Problemfelder sind nur einige Aspekte, die teilweise zu erheblicher Unzufriedenheit führen.

Von Armut bedrohte Kinder rücken in den Fokus

Konzentrierte sich die Fachdiskussion insbesondere in 2016 und 2017 auf den Umgang mit Kindern und Familien mit Fluchtgeschichte, ist mit Veröffentlichung des 5. Armuts- und Reichtumsberichts die generelle Problematik einer hohen Anzahl von Armut bedrohter Kinder und Familien mehr in den Vordergrund gerückt. Die DKLK-Studie 2018 zeigt, dass es – unabhängig von statistischen Messwerten – in den Kitas die Wahrnehmung gibt, dass Armut zunimmt. Hier muss sozialpolitisch im Sinne der Chancengerechtigkeit dringend gegengesteuert werden. Die Kitas, die in ihrer familienberatenden Funktion wichtige Akteure bei der Bekämpfung von Armutsfolgen sind, brauchen insofern die Unterstützung durch Politik und Gesellschaft, sind aber auch selbst gefordert, durch armutssensibel gestaltete Angebote gleiche Teilhabe- und Bildungschancen für alle Kinder zu ermöglichen.

Qualitätsmanagement auf dem Vormarsch

Die Verschiebung der aktuellen Fachdiskussion auf Aspekte der Kita- und Trägerqualität trifft auf eine hohe Bereitschaft seitens der Verantwortlichen in den Kitas, Qualitätsmanagement systematisch zu betreiben – mit dem Ziel, eine hohe Qualität, sowohl der Organisationsabläufe als auch der unmittelbaren pädagogischen Arbeit, sicherzustellen. Die meisten Kitas arbeiten bereits mit Qualitätsmanagement-Systemen, die dies ermöglichen sollen oder befinden sich kurz davor, diese einzuführen. Allerdings haben insbesondere Träger öffentlicher Einrichtungen erheblichen Nachholbedarf. Bei ihnen arbeiten überproportional viele Einrichtungen noch ohne systematisches QM-System. Hier muss die Expertise in den zuständigen Jugendämtern gestärkt werden und die Leitungskräfte müssen aktiv beim Aufbau individueller QM-Systeme unterstützt werden. Zu überdenken wären an dieser Stelle auch neue kommunale Trägerstrukturen, die zu einer höheren ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.   beitragen können. An der Bereitschaft der Einrichtungen bzw. Kita-Leitungen wird dies nicht scheitern, wie unsere Ergebnisse zeigen.

Ausbildungssystem verstärkt in den Blick nehmen

Soll das Versprechen von mehr Qualität eingehalten werden, führt – v.a. unter Berücksichtigung des weiter voranschreitenden Ausbaus der Kindertagesbetreuung – kein Weg daran vorbei, auch das Ausbildungssystem verstärkt in den Blick zu nehmen. Hier zeigt die DKLK-Studie, dass es sich im Hinblick auf Qualitätsaspekte lohnt, die Akademisierung der Frühpädagogik nochmals stärker voranzutreiben, als dies aktuell geschieht und ggf. auch den Zugang zur akademischen Ausbildung noch stärker zu öffnen. Denn die Kita- Leitungen sind – sofern sie Kindheitspädagoginnen oder -pädagogen beschäftigen – insgesamt sehr zufrieden mit deren Qualifikationsniveau. Im Bereich der Erzieher/innenausbildung muss attestiert werden, dass diese zwar insgesamt auf einem noch guten Niveau ist, es jedoch erhebliche – vor allem regionale – Unterschiede gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass sich auf absehbare Zeit auch zukünftig der Großteil der im Feld tätigen Fachkräfte aus den Absolventinnen und Absolventen der Fachschulen für die Erzieher/innenausbildung rekrutieren werden, müssen die Weichen so gestellt werden, dass diese weiterhin auf hohem Niveau ausbilden können bzw. ihren Ausbildungserfolg sogar noch verbessern. Hier könnte man nicht nur eine Weiterqualifizierung des Lehrpersonals einfordern, sondern auch neue Wege zum Lehramt für in der Praxis erfahrene Kräfte. So wären Leitungskräfte mit entsprechender Ausbildung als Lehrkräfte durchaus vorstellbar.

Beruf muss attraktiver werden

Im Zusammenhang mit dem aktuell bereits deutlich spürbaren Fachkräftemangel und der je nach Szenario drohenden massiven Fachkräftelücke ist es freilich nicht damit getan, lediglich an einer Stellschraube zu drehen. So sind z.B. die Träger gefordert, durch professionelle Personalentwicklungskonzepte interessante Karriereperspektiven und anspruchsvolle Tätigkeitsbereiche für Kindheitspädagoginnen und -pädagogen, aber natürlich auch für Erzieher/innen und andere pädagogische Fachkräfte zu schaffen. Die weiterhin vergleichsweise niedrige Bezahlung im Bereich der Frühpädagogik muss perspektivisch in substanziellem Ausmaß nach oben auf mindestens Grundschullehrkraftgehalt angepasst werden. Und neue Konzepte, wie z.B. die Praxisintegrierte Ausbildung, der Aufbau multiprofessioneller Teams oder die Gewinnung von ausländischen Fachkräften müssen – wenn sie erfolgversprechend sind – stärker vorangetrieben werden.

Grundvoraussetzung sind Rahmenbedingungen, die pragmatische und unbürokratische Lösungen zulassen sowie eine hinreichende Finanzierungssituation. Mit anderen Worten: Die hier skizzierten und durch die DKLK-Studie untermauerten Herausforderungen sind nur zu schaffen, wenn die Fach- und Führungskräfte in den Kitas jenseits von bloßen Lippenbekenntnissen echte und spürbare Unterstützung durch Politik und Träger erhalten, um die geforderte Qualität auch gewährleisten zu können und gleichzeitig ohne Burnout- Gefahr und mit Engagement und Freude ihren Beruf weiter ausüben zu können.

Folgende Forderungen leitet die DKLK-Studie aus ihren Ergebnissen ab:

  • Eine stärkere gesellschaftliche, monetäre und sich in der Ressourcenausstattung widerspiegelnde Anerkennung der Leistungen aller frühpädagogischen Fach- und Führungskräfte
  • Eine verlässliche und hinreichende Finanzierung des gesamten Bereichs „Kindertagesstätten“ mit dem Ziel einer Annäherung an die wissenschaftlich empfohlene Fachkraft-Kind-Relation
  • Die flächendeckende Einführung von anerkannten Qualitätsmanagementsystemen über alle Trägerformen und Einrichtungsgrößen hinweg
  • Eine Professionalisierung der Trägerlandschaft
  • Eine Gesamtstrategie für die Bekämpfung des Fachkräftemangels mit besonderem Augenmerk auf die Stärkung und den Ausbau des Ausbildungssystems

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Quelle: DKLK-Studie