- Frau Reichert-Garschhammer, wann und wie macht der Einsatz digitaler Medien in der Kita Sinn?
- Sehen Sie auch Grenzen für den Umgang mit digitalen Medien in der Kita?
- Ist Medienkompetenz inzwischen schon eine Art Bildungsziel der Kita?
Politisch ist das schon länger so gewollt: 2004 entschieden die Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) und die KultusministerkonferenzKultusministerkonferenz|||||Die KMK ist die ständige Konferenz der Länder in der BRD, wurde 1948 gegründet und ging aus der "Konferenz der deutschen Erziehungsminister" hervor. Sie basiert auf dem freiwilligen Zusammenschluss der zuständigen Minister/Senatoren der Länder für Bildung, Erziehung und Forschung. Da nach dem Grundgesetzt und sog." Kulturhoheit der Länder" die Zuständigkeiten für das Bildungswesen bei den einzelnen Ländern liegt, behandelt die KMK Angelegenheiten von überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer "gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung, sowie der Vertretung gemeinsamer Anliegen". (KMK), dass nicht nur Medien-, sondern auch informationstechnische Bildung zu den Aufgaben früher Bildung in Kitas zählt. In den meisten Ländern wurde dieses Bildungsziel daher auch im Bildungsplan verankert. Digitale Bildung in der Kita entwickelt Medienbildung weiter. Sie zielt darauf ab, es Kindern entwicklungsangemessen zu ermöglichen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden – und allen Kindern diese Chance zu eröffnen. Der in der KMK-Strategie vom 08. Dezember 2016 enthaltene Rahmen „Kompetenzen in der digitalen Welt“ geht davon aus, dass der kompetente Umgang mit digitalen Medien neben Lesen, Schreiben und Rechnen eine vierte Kulturtechnik darstellt und für eine gleichberechtige gesellschaftliche Teilhabe unverzichtbar geworden ist. Der Kompetenzrahmen umfasst sechs ineinander greifende Kompetenzbereiche, die aus Sicht der Fachwelt auch für die frühkindliche Bildung bedeutsam sind: Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren, Kommunizieren und Kooperieren, Produzieren und Präsentieren, Schützen und Sicher Agieren, Problemlösen und Handeln, Analysieren und Reflektieren. Kinder entwickeln diese digitalen Kompetenzen am besten über eigene Erfahrungen mit digitalen Medien. In der Kita sind sie ein Werkzeug im Bildungsprozess. Dort bieten sich viele Gelegenheiten, digitale Medien als nützliches Recherche-, Problemlöse- und Dokumentationsinstrument kreativ zu nutzen. Digitale Medien sind vor allem auch Werkzeuge, mit deren Hilfe man etwas gestalten, erstellen, erzeugen kann, so z.B. auch Bilderbücher, Hörspiele oder Kurzfilme, in denen Kinder ihre eigene Ideen und Geschichten zum Ausdruck bringen.
- Wie sensibilisiert man Kinder auch für die Grenzen und Gefahren digitaler Medien?
Die bewusste und aktive Nutzung ermöglicht es, mit Kindern über digitale Medien, deren Bedeutung, Einsatzmöglichkeiten, Inhalte und Wirkungen ins Gespräch zu kommen. Aber auch die Wichtigkeit, diese Geräte wieder auszuschalten, um ausreichend Zeit für Bewegung und andere Spielmöglichkeiten zu haben, ist dabei anzusprechen. Beim gemeinsamen Spielen und Forschen mit Tablets findet ein reger inhaltlicher Austausch der Kinder untereinander und mit der Fachkraft statt. Kinder lernen Medieninhalte zu beurteilen, wenn sie beispielsweise an deren Auswahl beteiligt und Vergleiche angestellt werden oder in der Kita das Ritual eingeführt wird, mit den Kindern Bilderbuch-Apps zu bewerten und die Beste als „App des Monats“ allen Familien mittels Kitaaushang zu empfehlen. Bereits junge Kinder sind darin zu unterstützen, zu lernen, im Netz drohende Gefahren zu erkennen. Die österreichische Handreichung „Safer Internet im Kindergarten“ gibt erste Tipps: Die aktive Mediennutzung in der Kita bietet viele Anknüpfungspunkte, mit Kindern Gespräche über Sicherheitsthemen im Internet zu führen, wie sie Hilfe holen, mit Gefühlen umgehen, eigene Grenzen einschätzen, mit eigenen Passwörtern umgehen sowie das Recht am eigenen Bild oder das Urheberrecht kennenlernen. Sie ermöglicht auch, mit Kindern Regeln über die Mediennutzung aufzustellen und sie in ihrem Bewusstsein zu stärken, was gute und schlechte Medieninhalte sind. Durch solche Herangehensweisen legt frühe Bildung den Grundstein für eine sichere und verantwortungsvolle Internetnutzung. Dann entwickeln bereits junge Kinder Kompetenzen, die für sie später in problematischen Situationen im Netz hilfreich sind. Bevor jedoch Tablets in Kinderhand gegeben werden, sind die von Fachleuten empfohlenen Sicherheitsvorkehrungen und eine Vorauswahl geeigneter Medieninhalte zu treffen.
Über die Chancen und Grenzen von Kita 4.0 spricht Eva Reichert-Garschhammer auch auf der didacta-Bildungsmesse 2017 in Stuttgart:
Frühe Bildung
Aktionstag: Digitale Medien in der Kita
Vortrag: Kita 4.0 – Chancen der Digitalisierung im frühen Bildungssystem
Eva Reichert-Garschhammer, Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)
17. Februar 2017
10:45 – 12:00 Uhr
ICS, Raum C7
Veranstalter: Didacta Verband mit dem Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) – Bundesverband e.V. und der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (BETA)
Bitte melden Sie sich unter www.didacta.de an.
Kita-Seminare
Chancen und Risiken der Sprachförderung und digitale Medien
Antje Bostelmann, Klax-Gruppe
15. Februar 2017
13:00 – 14:30 Uhr
ICS, Raum C5.1.2
Veranstalter: Didacta Verband der Bildungswirtschaft
Bitte melden Sie sich unter www.didacta.de an.
Forum didacta aktuell
Gutes Aufwachsen mit Medien: Kinderkultur im Netz - Zwischen Bildungsanspruch und digitalem Gedaddel
Darüber diskutieren:
• Adrian Liebig, Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“
• Jutta Croll, Stiftung Digitale Chancen
• Helga Kleinen, Seitenstark e.V.
• Prof. Dr. Friederike Siller, Technische Hochschule Köln
14. Februar 2017
14.00 - 14.45 Uhr
Veranstalter: Initiativbüro "Gutes Aufwachsen mit Medien"
Nähere Informationen zu den Veranstaltungen der didacta 2017 finden Sie unter www.messe-stuttgart.de/didacta.
Quelle: www.bildungsklick.de