Ergebnisse der TIMMS-Studie vorgelegt


Die Viertklässlerinnen und Viertklässler erreichen erneut ihr Kompetenzniveau von 2007, das im internationalen Vergleich im mittleren Bereich liegt.Dies gelingt trotz einer zunehmend heterogenen Schülerschaft. Die Leistungen der Kinder mit Migrationshintergrund haben sich verbessert. Den Unterricht in Mathematik und in den Naturwissenschaften bewerten die Schülerinnen und Schüler positiv. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie TIMSS 2015, die die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Grundschulkindern der 4. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich untersucht.

„Wir danken allen Lehrerinnen und Lehrern, die tagtäglich dafür sorgen, dass das Niveau an unseren Grundschulen hoch bleibt – trotz steigender Herausforderungen“, so die Präsidentin der KultusministerkonferenzKultusministerkonferenz|||||Die KMK  ist die ständige Konferenz der Länder in der BRD, wurde 1948 gegründet und ging aus der "Konferenz der deutschen Erziehungsminister" hervor. Sie basiert auf dem freiwilligen Zusammenschluss der zuständigen Minister/Senatoren der Länder für Bildung, Erziehung und Forschung. Da nach dem Grundgesetzt und sog." Kulturhoheit der Länder" die Zuständigkeiten für das Bildungswesen bei den einzelnen Ländern liegt, behandelt die KMK Angelegenheiten von  überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer "gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung, sowie der Vertretung gemeinsamer Anliegen". , Senatorin Dr. Claudia Bogedan, und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stefan Müller.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Für das Fach Mathematik:

In Mathematik erreichen die getesteten Schülerinnen und Schüler in Deutschland 2015 einen Kompetenzmittelwert von 522 Punkten (2007: 525; 2011: 528). Sie liegen damit im internationalen Vergleich im Mittelfeld, jedoch unter dem Mittelwert der teilnehmenden EU- (527 Punkte) und OECDOECD||||| OECD beinhaltet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und besteht aus 34 Mitgliedsstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die Organisation wurde 1961 gegründet und hatte den Wiederaufbau Europas als Ziel.  -Staaten (528 Punkte). Der internationale Mittelwert aller teilnehmenden Staaten beträgt 509 Punkte.

Wie schon bei den Vorgängeruntersuchungen erreicht ein hoher Anteil der Kinder kein ausreichendes Kompetenzniveau (23,3 %). Dies entspricht in etwa den Anteilen in den Vergleichsgruppen der EU- und OECD-Staaten (je 24 %).
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Spitzenleistungen ist stabil geblieben (5,3 %). Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besteht hier Nachholbedarf.


Für die Naturwissenschaften:

In den Naturwissenschaften erreichen die Schülerinnen und Schüler in Deutschland im Jahr 2015 exakt das gleiche Kompetenzniveau wie 2007 und 2011 (jeweils 528 Punkte). Sie liegen damit signifikant über dem internationalen Mittelwert (505 Punkte) und auf dem Niveau des Mittelwerts der teilnehmenden EU-Staaten (525 Punkte) und OECD-Staaten (527 Punkte).

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die kein ausreichendes Kompetenzniveau erreichen, hat sich geringfügig verringert und liegt mit 21,6 % im Bereich der Vergleichsgruppe der EU- und OECD-Staaten (je 23 %). Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Spitzenleistungen beträgt 2015 7,6 % (2007: 9,6 %; 2011: 7,1 %).

Leistungsdisparitäten:

  • Im Jahr 2015 ist die Schülerschaft im Vergleich zu den Jahren 2007 und 2011 heterogener zusammengesetzt. Dadurch existieren im Bereich des unteren Leistungsfeldes besondere Herausforderungen.
  • Im Vergleich zu 2007 konnten die geschlechtsbezogenen Kompetenzunterschiede im Jahr 2015 sowohl in Mathematik als auch in den Naturwissenschaften signifikant reduziert werden.
  • Wie praktisch in allen Staaten erreichen Kinder aus sozial besser gestellten Familien im Durchschnitt höhere Kompetenzen als Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien. Für Deutschland haben sich die sozial bedingten Disparitäten seit 2007 nicht signifikant verändert.
  • Die Leistungen von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund haben sich seit 2007 verbessert. Kinder mit Migrationshintergrund haben dennoch deutliche Leistungsnachteile.


Weitere Ergebnisse:

In Deutschland verfügen die Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit insgesamt über eine sehr positive Einstellung zu Mathematik und den Naturwissenschaften.

Im internationalen Vergleich fällt sehr positiv auf, dass über 80 % der Grundschulkinder in Deutschland im Fach Mathematik von Lehrkräften unterrichtet werden, die Mathematik als Haupt- oder Nebenfach studiert haben.

Bildungspolitische Folgerungen

Angesichts der zunehmenden Heterogenität der Schülerschaft bleibt es weiterhin eine zentrale Aufgabe, alle Schülerinnen und Schüler mit angemessenen Fördermaßnahmen zu unterstützen und bestmöglich individuell zu fördern. Dies betrifft vor allem die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen der Lehreraus- und fortbildung muss dem Aspekt der individuellen Förderung noch stärker Rechnung getragen werden. Auch die Potenziale der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler müssen gezielter ausgeschöpft werden. Bund und Länder haben deshalb eine gemeinsame Initiative gestartet, um den Leistungsstarken und Leistungsfähigen bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. „Die Studie zeigt, dass wir sowohl am unteren als auch am oberen Ende des Leistungsspektrums ansetzen müssen. Deshalb werden wir im Rahmen der Kultusministerkonferenz unsere Anstrengungen zur Förderung der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler intensivieren sowie zusätzlich die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler noch stärker in den Blick nehmen“, so die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Senatorin Dr. Claudia Bogedan.

„Der Lehrerberuf ist von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Bildungschancen unserer Kinder geht. In den nächsten Jahren wollen wir die Lehrkräfte darin unterstützen, neben den leistungsschwachen auch leistungsstarke Kinder gezielt zu fördern sowie digitale Medien sinnvoll in den Unterricht einzubeziehen“, so der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stefan Müller.


Zur Anlage der Studie

Deutschland nimmt seit 2007 an der „Trends in International Mathematics and Science Study“ (TIMSS) teil, um die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Schü-lerinnen und Schülern der vierten Jahrgangsstufe zu erfassen. TIMSS wird in vierjährigem Rhythmus durchgeführt. Die nächste Erhebung findet 2019 statt.

An TIMSS 2015 haben sich weltweit 48 Staaten und Regionen sowie sieben Benchmarkteilnehmer beteiligt. In Deutschland wurden für den internationalen Vergleich rund 4.000 Schülerinnen und Schüler aus 204 Schulen in die Untersuchung einbezogen.

Auf internationaler Ebene ist die International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) Initiator und verantwortlich für die Organisation. In Deutschland wurde TIMSS unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Wilfried Bos, Institut für Schulentwick-lungsforschung (IfS) an der Technischen Universität Dortmund, durchgeführt.