Mobiles Betreuungsangebot für Flüchtlingskinder im Stadtteil

Beschreibung:

Die Kleinsten unter den Flüchtlingskindern sollen in Nordrhein-Westfalen schnell die Möglichkeit erhalten, in die Kita zu gehen und von den frühpädagogischen Bildungs- und Betreuungsangeboten zu profitieren. Das Kinder- und Jugendministerium unterstützt die Kinder und ihre Familien unter anderem durch die Förderung von sogenannten Brückenprojekten. Diese sollen den spielerischen Erwerb der deutschen Sprache sowie den Übergang in eine reguläre Kindertageseinrichtung erleichtern. Neben Eltern-Kind- oder Spielgruppen werden dabei zum Beispiel auch mobile Kindertagesstätten unterstützt. Ein schönes Beispiel für ein erfolgreiches Brückenprojekt ist die Mobile Kita (MoKi) in Gelsenkirchen.
 

In Gelsenkirchen wird schon seit Längerem eine Willkommenskultur für Kinder aus Zuwandererfamilien gepflegt. Um seinerzeit die Integration von Familien aus Rumänien und Bulgarien zu fördern, hat die Stadt ein Handlungskonzept zur „Zuwanderung im Rahmen der EU-Ost Erweiterung“ entwickelt, aus der 2014 die Idee der Mobilen Kita, kurz „MoKi“ genannt, entstand.

Was anfangs noch als verrückte Idee belächelt wurde, nahm schnell Gestalt an: Ein alter Wohnwagen wurde mit viel Herzblut umgebaut und mit Spielmaterial ausgestattet. So ging das Experiment einer mobilen Tagesstätte los. Ein Fahrer, zwei Erzieherinnen und eine sozialpädagogische Fachkraft machten sich mit viel Enthusiasmus auf den Weg in prekäre Gelsenkirchener Stadtviertel. Dort wurden sie überwältigt von der positiven Resonanz.

Die Mobile Kita kommt an
Keine Spur von Hemmschwellen oder Sprachbarrieren: Die Mobile Kita sprach sich schneller herum als gedacht und schon am zweiten Tag kamen doppelt so viele neugierige Kinder, die im Kindergarten auf vier Rädern mitspielen wollten. Auch von den Eltern wurde die Mobile Kita von Beginn an sehr gut angenommen. Vor allem den Müttern bietet das Angebot einen sicheren Ort, wo sie Fragen stellen und Hilfe suchen können, aber auch einfach nur Kontakte knüpfen oder einen Kaffee trinken können.

Inzwischen ist zum alten Wohnwagen dank großzügiger Spenden ein zweites Wohnmobil hinzugekommen. So können montags bis donnerstags von 10 bis 15 Uhr jeweils zwei Standorte in Gelsenkirchen angefahren werden. Das Betreuungsteam ist auf insgesamt elf Fachkräfte mit interkulturellem Hintergrund angewachsen. Darunter sind zum Beispiel eine Erzieherin aus Rumänien und dem Irak und eine Kinderpflegerin aus Syrien.

„Die muttersprachlichen Kenntnisse des Betreuungsteams erleichtern zwar in speziellen Situationen den Zugang zu den Kindern, aber die Gemeinschaftssprache ist natürlich Deutsch“, betont Yvonne Bakenecker als Fachberaterin des Projektes „Zuwanderung EU-Ost und Flüchtlingskinder“ in Gelsenkirchen. So wurde auch der Sprachkurs „Mama lernt Deutsch in der Mobilen Kita“ initiiert, um den Müttern einen Zugang zur deutschen Sprache zu ermöglichen. Während die Kinder von Fachkräften der Mobilen Kita betreut werden, lernen die Mütter den alltagsorientierten Gebrauch der deutschen Sprache, um zum Beispiel eine Verständigung mit dem Kinderarzt zu erleichtern.

„Natürlich haben wir von unseren Erfahrungen profitiert, als 2015 verstärkt auch Flüchtlingskinder aus den Kriegs- und Krisengebieten in die Mobile Kita kamen“, erklärt Bakenecker, die das Projekt von Beginn an begleitet. „Aber zuallererst sind es Kinder wie alle anderen auch. Jedes einzelne Kind hat seine persönliche Geschichte im Rucksack und wir haben die Aufgabe, uns den Inhalt anzuschauen und diesen Rucksack neu zu befüllen.“ Um das Ankommen in Gelsenkirchen zu erleichtern, bietet die Mobile Kita vor allem einen sicheren Schutzraum, an dem die Kinder unbeschwert spielen, basteln und lachen können. Besonders das gemeinsame Singen, erzählt Yvonne Bakenecker, ist bei den Kindern sehr beliebt.

Durchschnittlich je 25 Kinder zwischen drei und sechs Jahren pro Standort besuchen täglich die beiden mobilen Betreuungsangebote. Jedes Kind ist willkommen, die Nationalitäten inzwischen bunt gemischt. Und im Nachmittagsbereich kommen oft auch Geschwisterkinder hinzu. In den Stadtteilen, in denen die Mobile Kita präsent ist, finden nachmittags zusätzlich Spielgruppen in den städtischen Kindertageseinrichtungen statt. So können sich Kinder wie Eltern außerhalb regulärer Kita-Öffnungszeiten langsam mit der neuen Umgebung vertraut machen.

Das Konzept geht auf
In der Mobilen Kita gibt es keine Anmeldung, keine verbindlichen Bring- und Abholzeiten und keine Gebühren. Die Kinder spielen gemeinsam, erlernen die deutsche Sprache und gewöhnen sich an einen geregelten Tagesablauf. Die Mobile Kita schafft so erfolgreich eine Brücke zwischen den Kulturen. Durch die behutsame Heranführung der zugewanderten Kinder an das hiesige Betreuungssystem kann wichtiges Vertrauen, auch auf Elternseite, aufgebaut werden. Lieder, Fantasiespiele, Memory oder Spiele wie Hocus und Lotus fördern die Sprachentwicklung und bereiten die Eingewöhnung in die reguläre Kita mit ihren festgelegten Strukturen vor. 160 „MoKi-Kinder“ besuchen mittlerweile Spielgruppen in Kindergärten, 67 wurden in regulären Kitas angemeldet. Erst im August 2015 haben wieder 15 Kinder erfolgreich in eine örtliche Kindertageseinrichtung gewechselt.

Das Projekt wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert und aus Mitteln der Stadt Gelsenkirchen, des Jobcenters und aus Spenden finanziert.








Kontakt

Institution: GeKita – Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung
Straße:Wildenbruchplatz 7
Ort:45875 Gelsenkirchen
Web:yvonne.bakenecker@gekita.de

Ansprechpartner

Name: Yvonne Bakenecker

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