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Brückenjahr - Modellprojekte für den Übergang

Inhaltsverzeichnis

  1. Verankerung von Kooperationsstrukturen
  2. Abstimmung eines Bildungsverständnisses
  3. Beobachtung und Dokumentation
  4. Zusammenarbeit mit Eltern
  5. Angebote und Maßnahmen
  6. Fazit

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In Niedersachsen wurde von 2007 bis Mitte 2013 im Rahmen des Vorhabens "Das letzte Kindergartenjahr als BrückenjahrBrückenjahr|||||Das vom Niedersächsischen Kultusministerium aufgelegte Programm "Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule" beinhaltet ein Übergangsmanagement von der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindestageseinrichtungen zu Grundschulen und leistet einen Beitrag zur Anschlussfähigkeit der beiden Bildungsbereiche. Es werden 50 Beratungsteams eingesetzt und zwei mal 250 Modellprojekte gestartet. In den Beratungsteams und Modellprojekten arbeiten Fachkräfte aus Kindergarten und Schule gemeinsam an einem für alle Kinder gelingenden Übergang in die Grundschule. Damit diese Aufgabe geleistet werden kann, werden die Fachkräfte aus dem Elementar- und dem Primarbereich gemeinsam fortgebildet.  zur Grundschule" in über 570 Modellprojekten erprobt, wie Fachkräfte aus Kindergarten und Grundschule die Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung gemeinsam auf den Übergang vorbereiten und ihnen die für den Schulstart notwendigen Kompetenzen vermitteln können. Ein Drittel aller Grundschulen und ein Viertel aller Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen haben sich an diesen Modellprojekten beteiligt. Insgesamt 48 Beratungsteams aus jeweils einer sozialpädagogischen Fachkraft und einer Grundschullehrkraft haben diese Verzahnung der spezifischen Bildungsansätze in Kindergarten und Grundschule begleitet, Qualifizierungsmaßnahmen organisiert und die für den Prozess der Verzahnung relevanten Akteure vor Ort zusammengebracht. Die Modellprojekte sind beendet worden, die Beratungs- und Qualifizierungsstrukturen sollen aber über gut 20 auf Niedersachsen verteilte Standorte mit Beratungsteams aus jeweils einer KiTa-ErzieherIn und einer Grundschul-LehrerIn verstetigt werden.


Mit den über 570 Modellprojekten konnte flächendeckend in allen Regionen Niedersachsens erprobt, genauer beobachtet und ausgewertet werden, wie der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule am besten gelingen kann. In einem Modellprojekt arbeitete eine Grundschule in der Regel mit bis zu drei Kindertageseinrichtungen zusammen. Die Modellprojekte hatten u. a. folgende Aufgaben:

  • Sie entwickelten ein gemeinsames Bildungsverständnis
  • Sie erarbeiteten ein Konzept für die Förderung der Kinder im letzten Kindergartenjahr auf Basis von qualifizierten Beobachtungen der Kinder
  • Sie vertieften die Zusammenarbeit mit den Eltern
  • Sie bezogen Kinder, die keine Kindertageseinrichtung besuchen, in die schulvorbereitenden Angebote ein
  • Sie ermöglichten, dass möglichst kein Kind mehr vom Schulbesuch zurückgestellt wird und Kinder mit Entwicklungsvorsprung früher eingeschult werden können

Durch die Auswertung der Zwischen- und Abschlussberichte der Modellprojekte sowie quantitative und qualitative Befragungen im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation durch das Kompetenzzentrum Frühe Kindheit in Hildesheim ergaben sich unter anderen die folgenden zentralen Ergebnisse und Empfehlungen.



 
Verankerung von Kooperationsstrukturen / - beziehungen

Als von „hoher Bedeutung“ hat sich beim Aufbau von Kooperationsstrukturen und –beziehungen in den Modellprojekten die „Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe“ gezeigt. Eine gute Kooperation erweist sich demnach vor allem eine als  „selbstverständlich empfundene Kooperation“, die zum Teil des Berufsalltags wird.

Die wissenschaftliche Begleitung fasst hierzu folgende weiter gehende Empfehlungen / Leitideen zusammen:

  • Dem Aufbau von gelingenden Kooperationsbeziehungen zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen wird ausreichend Zeit gewährt und gewidmet
  • Ausreichend Zeit wird vor allem dem kooperativen Austausch über die individuelle Förderung der Kinder auf Basis eines gemeinsamen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens gewidmet
  • Die Gestaltung der Kooperation ist auf mehreren Ebenen fest etabliert. Dies zeigt sich darin, dass alle MitarbeiterInnen der jeweiligen Institutionen mit dem Prozess der Übergangsgestaltung vertraut sind, über die jeweils andere Institution mit ihren spezifischen Zugangsweisen zu kindlichen Bildungsprozessen hinreichend informiert sind und über vielfältige Kooperationsbeziehungen verfügen
  • Auf der personellen Ebene zeigt sich eine funktionierende Gestaltung der Kooperationsarbeit in einem anerkennenden, wertschätzenden und offenen Gegenübertreten
  • Auf der organisationalen-institutionellen Ebene zeigt sich eine funktionierende Gestaltung der Kooperation in einem selbstverständlichen Austausch aller KollegInnen der jeweiligen Institutionen. Absprachen, die u. a. auch die Nutzung von Räumlichkeiten betreffen, können – infolge einer fest etablierten Kooperationsstruktur – mit allen MitarbeiterInnen getroffen werden
  • Absprachen werden nicht nur unter den ProjektmitarbeiterInnen allein geführt. Im Rahmen der Übergangsgestaltung vom Kindergarten in die Grundschule ist die gesamte jeweilige Institution involviert
  • Kooperationen werden unter dem Gesichtspunkt einer verbesserten Zusammenarbeit mit den Kindern und ihren Eltern ausgestaltet


Abstimmung eines Bildungsverständnisses

Alle Modellprojekte haben über ein gemeinsames Bildungsverständnis diskutiert und sind in einen Verständigungsprozess zur Entwicklung eines solchen eingestiegen. Die wissenschaftliche Evaluation kennzeichnet die Erarbeitung eines gemeinsamen Bildungsverständnisses dabei als „eine der größten Herausforderungen der Modellprojektarbeit“. Einen besonderen Stellenwert hat hierbei die Auseinandersetzung mit „Schulfähigkeit“ eingenommen, aber auch die individuellen kindlichen Entwicklungs- und Lernprozesse fanden Berücksichtigung.

Die wissenschaftliche Begleitung fasst hierzu folgende Empfehlungen / Leitideen zusammen:

 
  • Voraussetzung für die Verständigung auf ein gemeinsames Bildungsverständnis in der Kooperationsarbeit zwischen Grundschule und Kindertageseinrichtungen ist ein gegenseitiges Vertrauen und die Wertschätzung der Arbeit des Anderen
  • Eine intensive partnerschaftliche Zusammenarbeit trägt dazu bei, sich auf ein gemeinsames (Ausgangs-)Verständnis für gelingende Bildungsprozesse einigen zu können. Die Ergebnisse bzw. die getroffenen Vereinbarungen werden gemeinsam verschriftlicht
  • Die jeweiligen institutionellen Erwartungen an ein gemeinsames Verständnis für gelingende Bildungsprozesse bzw. -übergänge von Kindern werden stets wechselseitig formuliert und ausgerichtet
  • Grundlage des gemeinsamen Bildungsverständnisses ist die Anerkennung der Individualität der Kinder
  • Auf dieser Grundlage werden entsprechende Angebote zur Übergangsgestaltung entwickelt und gemeinsam umgesetzt. Diese Angebote beinhalten die praktische Bereitstellung fortlaufender und somit kontinuierlicher (Lern-)Angebote für Kinder, die ausreichend Zeit und Spielraum für eine individuelle Entwicklung ermöglichen



Beobachtung und Dokumentation

Die Modellprojekte heben die Bedeutung eines gemeinsamen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens hinsichtlich einer optimalen Förderung der Kinder hervor. Allerdings konnte nur in den wenigsten Fällen tatsächlich ein gemeinsames Konzept für die individuelle Förderung der Kinder auf Basis gemeinsamer Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren vorgelegt werden.

Die wissenschaftliche Begleitung fasst hierzu folgende Empfehlungen / Leitideen zusammen:

  • Die Beteiligten einigen sich für ihre zukünftige Zusammenarbeit auf ein gemeinsames Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren
  • Dieses gemeinsame Verfahren ist eingebettet in ein ausgearbeitetes Konzept zum Umgang mit den Ergebnissen aus der Beobachtung und Dokumentation. Dieses Konzept regelt vor allem den personellen und weiteren inhaltlichen Umgang mit den Ergebnissen der Dokumentation
  • Die personelle Ebene betrifft vor allem Zuständigkeitsbereiche, die das gegenseitige Verständnis der jeweiligen Institutionen stärken
  • Die inhaltliche Ebene umfasst den Austausch darüber, wie mit den Ergebnissen aus der gemeinsamen Beobachtung und Dokumentation vor allem hinsichtlich eines gelingenden Schuleintritts sowie weiteren Schulverlaufs der Kinder bestmöglich und – die Individualität der Kinder berücksichtigend – umgegangen werden kann
  • Der Einsatz eines gemeinsamen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens beinhaltet ein Praxis-Konzept, welches ErzieherInnen aus Kindertageseinrichtungen und Lehrkräfte aus Grundschulen in ein Gespräch über die individuelle (Weiter-)Förderung der Kinder bringt
  • Der wechselseitige Informationsaustausch über das konkrete Verfahren und die anschließenden Ergebnisse werden als eine Grundlage für einen weiteren Austausch mit den Eltern betrachtet und eingesetzt



Zusammenarbeit mit Eltern

Die wissenschaftliche Analyse zeigt auf, dass die Zusammenarbeit mit den Eltern ein zentraler Schwerpunkt für die Arbeit der Modellprojekte darstellte und dass die Eltern auf unterschiedliche Weise in die übergangsbegleitenden Angebote einbezogen wurden.

Grundsätzlich gibt die wissenschaftliche Begleitung hierzu folgende Empfehlungen / Leitideen:

  • Als Grundlage für eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung, Grundschule und Eltern sollten zunächst die kooperierenden Einrichtungen eine gemeinsame Zielvereinbarung hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Eltern treffen
  • Die familiären Verhältnisse bzw. die sozial-kulturellen, religiösen Besonderheiten von Eltern sollten in dieser Zielvereinbarung und im Angebotsspektrum für Eltern Berücksichtigung finden
  • Die Erziehungspartnerschaften im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule gründen auf dem Wissen über die Lebenssituationen, Interessen und Bedürfnisse der Eltern
  • Fortbildungen können dazu dienen, Hintergründe zu verstehen und Methoden zu erlernen, die Zusammenarbeit mit Eltern kreativ (neu) zu gestalten
  • Damit die Arbeit von Tageseinrichtung und Grundschule für die Eltern als eine gemeinschaftliche Einheit betrachtet wird, können z.B. Elternabende gemeinsam vorbereitet und durchgeführt werden. Auf diese Weise können Eltern die pädagogischen Fachkräfte als gleichberechtigte Partner erleben
  • Damit Eltern sich vermehrt in (übergangsbegleitende) Angebote einbringen und sich einbezogen fühlen, könnte Eltern Verantwortung für bestimmte Projekte übertragen werden und damit auch anderen Eltern die Wichtigkeit der Zusammenarbeit demonstrieren
 


Angebote und Maßnahmen zur Übergangsgestaltung

Im Rahmen der Modellprojektarbeit konnte ein vielfältiges Spektrum neuer Angebote für die Übergangsgestaltung implementiert und auch bereits bestehende Angebote qualitativ weiter entwickelt werden. Im Fokus stand dabei das Kennenlernen der Schule. Struktur, Kontinuität und Verlässlichkeit hinsichtlich der Durchführung übergangsbegleitender Angebote bzw. Maßnahmen wurde insbesondere auch durch gemeinsame Kooperationskalender erzielt.

Grundsätzlich gibt die wissenschaftliche Begleitung hierzu folgende Empfehlungen / Leitideen:

  • Kooperationskalender und -verträge leisten einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung, Evaluation und Weiterentwicklung von einem abgestimmten und verlässlichen Angebot an übergangsbegleitenden Maßnahmen. Deshalb sind sie ein unabdingbarer Bestandteil der Kooperationsarbeit
  • Für die erfolgreiche Gestaltung von übergangsbegleitenden Maßnahmen ist vor der Entwicklung von übergangsbegleitenden Angeboten ein Austausch über die Ziele der Kooperationsgemeinschaft unbedingt erforderlich
  • Die im Vorfeld getroffenen Absprachen über zeitliche, personelle und räumliche Ressourcen sind hilfreich
  • Besonders effektiv ist es, wenn die Kinder bereits vor der Einschulung die Grundschule und damit die Räumlichkeiten, die SchülerInnen, die LehrerInnen und den Unterricht sowie die Schulkultur im Rahmen von Aktionen, Projekten und Feiern kennen gelernt haben
  • Von Kindergarten und Grundschule gegenseitig abgestimmte und kontinuierlich stattfindende übergangsbegleitende Angebote erhöhen die Anschlussfähigkeit von Bildungsprozessen
  • Grundvoraussetzung dabei ist, dass die Schule den neuen Kindern mit Anerkennung und Wertschätzung gegenübertritt und ihre Lernfreude unterstützt
  • Einen wesentlichen Beitrag zu einer verbesserten Anschlussfähigkeit und einem gelingenden Übergang leisten Angebote, die die individuelle Lernentwicklung der Kinder und ihre milieuspezifischen Hintergründe zum Ausgangspunkt der Angebotsplanung machen
  • Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die individuelle Lernentwicklung der Kinder zu kennen und zielgerichtete Angebote gemeinsam entwickeln zu können
  • In der Entwicklung von zielgerichteten Angeboten werden die Ideen, Wünsche und Anregungen der Kinder selbst mit berücksichtigt und eingebunden
  • Übergangsbegleitende Maßnahmen leisten noch stärker einen Beitrag dazu, eine curriculare Anschlussfähigkeit zu gewährleisten



Fazit

Resümierend hält die wissenschaftliche Begleitung fest, „dass das Brückenjahr vielen Modellprojekten einen Anstoß geliefert hat, um ihre bereits begonnene Arbeit weiter zu vertiefen oder um ganz neue Ideen anzugehen und Impulse für die weitere Zusammenarbeit zu setzen“. Für das Ziel einer dauerhaften, verbindlichen und fest etablierten Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule konnte so eine Basis geschaffen werden, auf der „es sich lohnt, weiter zu machen.“


Über die unten zum Download angebotenen Dokumente hinaus finden sich auf der Seite des Niedersächsischen Kultusministeriums viele weitere Ergebnisse, Materialien, Vorträge und Praxisbeispiele zum Brückenjahr.