„Haltet die Verbindung zu den Kindern und Familien“

Sozialpädagogische Arbeit in Kitas in Zeiten der Corona Epidemie


In diesem Beitrag hat Elke Elsago von ver.di kompakt zusammengefasst, worauf es in Corona-Zeiten für Pädagogische Fachkräfte ankommt und wie die Arbeit mit den Familien gestaltet werden sollte und wo es Unterstützungsmöglichkeiten gibt.


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als die Schließung der Kitas verkündet wurde, grassierte der Begriff der „Corona-Ferien“. Doch von Ferien kann wirklich nicht die Rede sein. Inzwischen läuft der Notbetrieb in den Kitas und Ihr entlastet die Mütter und Väter, die in Krankenhäusern, im Einzelhandel, in der Logistik und vielen anderen Branchen ihre Arbeit tun.

Doch was ist mit den Kindern, die mit ihren Müttern und Vätern zu Hause sind? Ferienstimmung? Mit Sicherheit nicht! Im Spagat zwischen Arbeit, ob nun im Haus oder außer Haus und der Betreuung ihrer Kinder sind die Eltern aufs äußerste gefordert. Spielplätze, Tierparks und Schwimmbäder sind geschlossen. Der physische Kontakt zu den Großeltern, der Verwandtschaft und den Freunden soll unterbunden werden. Das stellt Eltern und Kinder vor große Herausforderungen.

Ihr seid die Profis für Erziehung von Kindern und für die Begleitung von Familien!
Haltet die Verbindung zu den Kindern und Familien. Zurzeit weiß noch niemand von uns, wie lange dieser Zustand der persönlichen Kontaktsperren anhalten wird. Es steht zu befürchten, dass wir einige Wochen damit zu tun haben werden. Es ist absehbar, dass die Corona-Pandemie zu gesundheitlichen, finanziellen aber auch zwischenmenschlichen Krisen in den Familien führen wird. Das merken wir in unseren eigenen Familien schon deutlich. In einer solchen Krise benötigen die Familien professionelle Unterstützung. Diese kann niemand besser leisten als Ihr, die Ihr die Kinder und Familien kennt und eine gute sozialpädagogische Ausbildung besitzt.

Gute Arbeit in der Krise

Uns erreichten Nachrichten, dass Erzieher*innen mit anderen kommunalen Aufgaben, wie der Pflege von Grünanlagen betraut werden sollen. Das ist sicher nicht der beste Einsatz von Euch gut ausgebildeten Pädagog*innen. Ihr werdet für die Unterstützung der Familien dringend gebraucht. Daher überlegt in den Teams gemeinsam mit den Kita-Leiter*innen wie Ihr kontinuierlich den Kontakt zu den Familien und Kindern halten könnt.

Es bieten sich z.B. telefonische Sprechstunden an, in denen die Mütter und Väter Euch erreichen können. Auch kann es sinnvoll sein, die Eltern und Kinder von sich aus telefonisch zu kontaktieren und sich nach dem Befinden zu erkundigen. Überlegt gemeinsam, welche Fragen bei den Eltern auftauchen werden. Da sind zunächst einmal die Fragen nach der Gesundheitsversorgung in Eurer Kommune oder Region. Haltet Euch auf dem Laufenden darüber, wie die Gesundheitsämter handeln und habt die wichtigsten Nummern und Adressen parat. Seid auch informiert über Notdienste der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) und der Familienberatungsstellen.

Aber es wird auch Fragen nach dem Alltag mit den Kindern geben. Kinder müssen in Krisen gut und verlässlich von ihren Eltern begleitet werden, d.h. es gibt Fragen zur Schaffung eines stabilen Alltags zu Hause, zum Beantworten der Fragen bzgl. der Corona-Krise, die die Kinder stellen, zu sinnvollen Spielangeboten, zum Schlichten von Streitereien bis zur Bewältigung von Krisen. Macht Euch dazu gemeinsam Gedanken und beratet Euch im Team, in welcher Form Ihr den Eltern Angebote machen könnt, ohne aufdringlich oder kontrollierend zu wirken.

Auch die Kinder können direkt angesprochen werden. Sie können Briefe per Email oder Post nach Hause bekommen.

Außerdem lassen sich für die Kinder Aktionen überlegen. Gemeinsame Mal- oder Bastelaktionen, die über Mail oder Brief angekündigt werden. Ergebnisse können fotografiert und an Euch zurückgesandt werden.

Die Fotos lassen sich auf der Homepage der Kita einstellen, damit sie von allen bestaunt werden können. Wenn Ihr die technischen Möglichkeiten habt oder entwickeln könnt, sind mit dem Einverständnis der Eltern auch Videokonferenzen / Videochats möglich, wo Ihr mit den Kindern ins Gespräch kommen oder Geschichten vorlesen oder Anregungen geben könnt.

Dies sind nur einige kleine Beispiele, wie Ihr mit den Familien in Kontakt bleiben könnt. Sicher gelingt es Euch im Kita-Team ein gutes Unterstützungskonzept für die Fami-lien zu erarbeiten und auf den Weg zu bringen.

Kommt mit den Verantwortlichen ins Gespräch

Es ist notwendig, dass Ihr diese veränderte Arbeitsweise mit Euren Vorgesetzen besprecht und Euch den Rückhalt dafür holt. Dort, wo es betriebliche Interessenvertretungen gibt, sollten diese eingebunden werden. Die aktuellen Formen der sozialpädagogischen Arbeit sind für Kindertageseinrichtungen neu, oder zumindest ungewohnt und können zu Irritationen bei den Eltern führen. Daher solltet Ihr gemeinsam mit Euren Trägervertreter*innen und El-ternbeiräten eine gute Kommunikationsstrategie überle-gen, um den Eltern diese Angebote zu unterbreiten.

So wenig Präsenz in der Kita wie möglich
Gleichzeitig solltet Ihr besprechen, wie Ihr die Arbeit im Team aufteilen könnt. Sinnvoll ist es, so viel wie möglich von zu Hause zu machen und so wenig wie möglich in der Kita zu sein. Es ist notwendig, den Kreis derer, die die Not-betreuung übernehmen, konstant und klein zu halten, damit es nicht zu weiteren Ansteckungen kommt.

Ein stabiles Netzwerk entwickeln
Entwickelt ein gutes Netzwerk und eine Unterstützungsstruktur in Eurem Trägersystem / Eurer Region / Eurer Kommune und haltet den Kontakt zu Euren zuständigen Fachberater*innen und zu eurer Gewerkschaft ver.di! Wir können uns gegenseitig unterstützen und entlasten. Alle machen wir gerade jeden Tag neue Erfahrungen und lernen dazu!

Neben den Telefonnummern und Kontakten die in Eurer Region wichtig sind, können diese bundesweiten Telefonnummern hilfreich sein.
  • Ärztlicher Bereitschaftsdienst :116117
  • Unabhängige Patientenberatung Deutschland unter 0800 011 77 22
  • Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit unter 030 346 465 100
  • Unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 116 016 beraten und informieren die Mitarbeiterin-nen des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" in 18 Spra-chen zu allen Formen von Gewalt gegen Frauen.
  • Unter der Nummer 0800 22 55 530 ist das Hilfe-Telefon "Sexueller Missbrauch" montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr bundesweit, kostenfrei und anonym erreichbar. Unter www.save-me-online.de ist das Online-Beratungsangebot für Jugendliche des Hilfetelefons er-reichbar.
  • Das kostenlose, barrierefreie und 24 Stunden unter der Nummer 0800 40 40 020 erreichbare Hilfetelefon "Schwangere in Not" ist eine erste Anlaufstelle für Frauen, die über qualifizierte Beraterinnen Hilfe in den örtlichen Schwangerschaftsberatungsstellen finden. Es bietet auch eine fremdsprachige Beratung an.
  • Die "Nummer gegen Kummer" bietet Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Das Kin-der- und Jugendtelefon ist unter der Rufnummer 116 111 zu errei-chen - von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr.
  • Das Elterntelefon richtet sich an Mütter und Väter, die sich unkompliziert und anonym konkrete Ratschläge holen möchten. In ganz Deutschland sind Beraterinnen und Berater unter der kostenlosen Rufnummer 0800 111 0550 montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr erreichbar.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, achtet auf Euch, Eure Lieben, die Kinder und Familien! Ihr seid nicht allein mit Euren Fragen und Sorgen. Eure Personal – /Betriebsräte bzw. Mitarbeitervertreter*innen und ver.di sind für Euch da.

Aktuelle Informationen gibt es hier:

www.verdi.de
www.mehr-braucht-mehr.verdi.de

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