Persönlichkeitsnahe Lernunterstützung (PER-LE)

Ein Praxis-Konzept

Das hier vorgestellte Konzept bietet die Möglichkeit einer durch die rasanten gesellschaftlichen Entwicklungen veränderten Kindheit auch in der Kita-Pädagogik gerecht zu werden. Beispiele sind hier die Auflösung klassischer Familienstrukturen, eine immer individuellere Entwicklung der Kinder, verändertes Erziehungsverhalten oder hohe Anforderungen an die PädagogInnen. Das Konzept ist im Verlaufe von zehn Jahren gemeinsam mit dem Team des Kindergartens Marklohe entwickelt und in der Praxis erprobt worden. Ihm liegt ein ganzheitlicher, systemischer Ansatz mit einem humanistischen Menschenbild zugrunde. Es beinhaltet den Grundgedanken, das Kind in seiner ganzen Persönlichkeit und Vielfalt wahrzunehmen und intensive, verlässliche Bindungen zu ihm und den Eltern aufzubauen.

 

Beobachtung als Grundvoraussetzung

Die genaue, strukturierte und reflektierte Beobachtung stellt bei diesem Ansatz die Grundvoraussetzung dar. So werden Angebote geschaffen, welche interessant und gleichzeitig anspruchsvoll auf die Neigungen des einzelnen Kindes ausgerichtet sind, die dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechen und die das Lernen des Kindes im Handlungskontext unterstützen. Dadurch wird die persönliche Identität entwickelt und das Lernen fürs Leben gefördert.


Ebenso ist es außerordentlich wichtig, als ErzieherIn die daraus entstehenden Gruppenprozesse genau zu beobachten und zu analysieren, um eine soziale Basis zum Lernen in der Gemeinschaft zu entwickeln. Eine individuelle, situationsorientierte und impulsgebende Raumgestaltung ist für diesen Prozess von großer Bedeutung.


Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, ist eine sehr gute Teamarbeit unerlässlich, weiterhin das Aneignen von neuem Wissen und die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, die sich durch die Anwendung der videogestützten Entwicklungsbegleitung erreichen lässt.

 

Videogestützte Entwicklungsbegleitung

Die videogestützte Entwicklungsbegleitung ist das Kernstück dieses Ansatzes. Durch die Begleitung des Kindes mit der Videokamera und die spätere Dokumentation für die jeweiligen Eltern wird das System Kindertagesstätte geöffnet. Die Eltern erhalten einen positiven Einblick in das Geschehen in der Kita und in die Entwicklung ihres Kindes. So entstehen feste Bindungen zwischen Kita und Eltern, Kommunikation und Austausch finden statt. Es erfolgt eine direkte Rückwirkung auf die weitere Entwicklung des Kindes. Die Eltern fühlen sich eingebunden, wohl und ernst genommen – das ist der Ausdruck des partizipativen Ansatzes. Erst wenn Eltern die Arbeit in der Kita unterstützen, kann sich das Kind positiv entwickeln. Mit diesem Ansatz kann man alle Eltern erreichen und gemeinsam sehr individuelle Strategien für jedes einzelne Kind bzw. Familiensystem entwickeln.


Um dieses pädagogische Konzept in der Praxis anzuwenden und umzusetzen bedarf es einer ganzheitlichen, systemischen Grundeinstellung der beteiligten ErzieherInnen und auch einer konkreten Schulung sowohl der technischen Fähigkeiten, als auch der theoretischen Basis. Jedes Kind ist einzigartig in seinem „ Sein“ und wenn diesem Umstand Rechnung getragen wird, dann entsteht ein Raum der gegenseitigen Akzeptanz und des Respekts, in dem das Kind wachsen und sich entwickeln kann. Auf dieser Grundlage findet das Lernen mit Freude seinen Anfang und seinen Ausdruck - sowohl in der Individualität des Einzelnen, als auch im Handeln in der Gemeinschaft.

 

Der unten zum Download angeboten Leitfaden zum Konzept PER-LE kann auch anderen KiTas eine erste Orientierung für die Umsetzung dieses systemisch-ganzheitlichen Ansatzes bieten. Für Rückfragen und nähere Informationen stehen die Autorin und das Team der KiTa Marklohe gerne zur Verfügung.